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Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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rüttelte die Weiden aus dem Schlaf. Der Fluss murmelte auf dem Weg zum Meer leise vor sich hin. Alles sah so friedlich aus …
    Dort drüben, neben dem Gespinst aus Kletten – der untere Rand eines riesigen, in zwei Klauen geteilten Hufes. Eine Fessel, das Fell dunkel vor Schweiß.
    Das Blut rauschte dröhnend in ihren Ohren.
    Der Elch senkte den Kopf, streckte schlängelnd die lange Zunge heraus und befeuchtete seine Nüstern, um besser Witterung aufzunehmen. Dann drehte er die großen Ohren in ihre Richtung.
    Renn erstarrte.
    Das Tier wusste, dass sie hier war. Sein eines Auge bestand aus rot unterlaufener blinder Gallerte. Wahrscheinlich war es bei den Brunftkämpfen im vergangenen Jahr vom Geweih eines Rivalen durchstoßen worden. Das andere Auge war direkt auf sie gerichtet.
    Renn hielt die Luft an. Sie spürte den wachen Verstand hinter dem starren Blick ihres Angreifers.
    »Das kann nicht sein«, hauchte sie.
    Der Elch trampelte das Klettgestrüpp nieder.
    Das ist ein Elch, ermahnte sie sich. Er hat nichts mit Torak zu tun.
    Dennoch wusste sie – mit jener Sicherheit, die sie bisweilen spürte und die Saeunn als ihr inneres Auge bezeichnete  –, dass sich Toraks Seelen in diesem Elch verbargen. Seine Seele war gewandert. Er griff sie an.
    »Das kann nicht sein«, flüsterte sie ein zweites Mal. »Warum sollte er mich angreifen?«
    Ihre Finger umschlossen die Axt fester. Sie fühlte sich benommen und ihr war speiübel. Es gab keinen Ausweg. Was auch geschehen würde, einer von ihnen musste sterben.

    Wolf hielt Wache, während sich Groß Schwanzlos in seinem Lederpelz krümmte und im Schlaf zuckte und stöhnte.
    Der Geruch der Andersheit, den Wolf in der Dunkelheit erschnüffelt hatte, war weg, aber er spürte, dass er nicht weit entfernt war. Dieser neue Geruch erinnerte ihn an etwas. An etwas Böses.
    Normalerweise wäre er losgerannt und hätte danach gesucht, aber zu Wolfs großer Verwirrung hatte Groß Schwanzlos gesagt, dass er ihn nie allein lassen dürfe. Er ließ Groß Schwanzlos dauernd allein. Wenn er jagte, sich im Dreck wälzte oder diese köstlichen verwesten Reste verdrückte, die sein Rudelgefährte unverständlicherweise nicht mochte. Aber es spielte keine Rolle, wie lange Wolf weg war, denn er kehrte immer zurück.
    Wolf konnte es nicht leiden, wenn er etwas nicht verstand. Trotzdem kam er einfach nicht dahinter.
    Dann vernahm er ein Heulen.
    Wölfe! Viele Sprünge weg, obwohl er nicht genau sagen konnte, wo, denn sie reckten die Schnauzen beim Heulen alle in unterschiedliche Richtungen. Das verstand Wolf. Um diese Zeit wurde das Hell länger und fraß das Dunkel: Es war die Zeit, in der die Wolfsjungen zur Welt kamen. Dieses Rudel hatte Junge. Es wollte nicht, dass andere die Höhle aufspürten. Das Rudel, mit dem Wolf in den Bergen gelaufen war, hatte denselben Trick benutzt.
    Halt! Mit einem Satz war er auf den Pfoten. Das war das Rudel aus den Bergen! Er erkannte die Stimme des Leitwolfs.
    Aufgeregt wedelte er mit dem Schwanz und heulte eine Antwort. Ich bin hier! Hier! Er konnte sich genau vorstellen, wie das Rudel dicht beieinander stand, die Schnauzen zum Oben erhoben, die Augen aus Freude am Geheul zu schmalen Schlitzen zusammengezogen. Mit einem Mal erfasste ihn die Sehnsucht nach den anderen.
    Das Rudel verstummte.
    Wolfs Schwanz hörte auf zu wedeln.
    Wenn Groß Schwanzlos doch nur aufwachen würde. Aber er zuckte und stöhnte unablässig im Schlaf.
    Kurz darauf hörte Wolf ein fahriges Fiepen und Winseln in der Schwanzlossprache. Das war das Weibchen. Er konnte zwar nicht verstehen, was es sagte, hörte jedoch, dass es Hilfe brauchte und in Not war.
    Wolf stupste Groß Schwanzlos mit der Pfote an, um ihn zu wecken.
    Sein Rudelgefährte rührte sich nicht.
    Wolf schnappte nach seinem Überpelz und zog an dem langen schwarzen Fell auf seinem Kopf. Als auch das nichts half, bellte er ihm in die Ohren. Das hatte noch nie die Wirkung verfehlt.
    Bis heute.
    Wolfs Fell sträubte sich, als er begriff, dass das, was dort zusammengekrümmt in der Lederhaut lag, nur das Fleisch von Groß Schwanzlos war. Das, was innen drin steckte – der wandernde Atem –, war weg.
    Wolf war sich sicher, denn das geschah nicht zum ersten Mal. Manchmal sah er, wie der wandernde Atem den Körper seines Rudelgefährten verließ. Er war genauso groß und hatte dieselbe Gestalt und denselben Geruch wie Groß Schwanzlos, aber Wolf wusste, dass man besser nicht zu dicht heranging.
    Wolf lief vor

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