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Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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betrachten: was für ein unerbittliches, hartes, grausames Blau. So blau …
    Renn erwachte mit einem Schrei.
    Ihre verkrampften Muskeln schmerzten, als sie sich schwerfällig erhob und zum Wasser wankte.
    »Ich habe mich geirrt«, flüsterte sie. »Es ist nicht Seshru. Der See ist es, der tötet!«

Kapitel 34

    Als Torak und Bale in einer Bucht am Nordufer des Sees anlegten, war der Mond bereits aufgegangen.
    Drei stumm starrende Wachtposten hatten sie davon abhalten wollen, an Land zu gehen, und nur die Hoffnung, eine Spur von Renn zu finden, ließ sie das Risiko eingehen, das Ufer zu betreten – aber erst, nachdem Bale auf seinem Paddel einen Streifen getrocknetes Entenfleisch dargeboten hatte.
    Die Insel nachts zu durchsuchen war selbst für Torak kein leichtes Unterfangen, und das einzige Zeichen, das sie gefunden hatten, war ein Fußabdruck von Renn unweit des Schilfgürtels und dann einen zweiten am Nordufer des Sees. Am östlichen Ende der Bucht hatten sie noch weitere entdeckt.
    Es waren Renns Abdrücke, diese Spur würde er überall erkennen, aber sie war nicht allein gewesen. Eine andere Spur überdeckte die ihre: schlank, mit hohem Fußgewölbe, genauso geformt wie die Renns – nur länger. Seshru.
    Torak rieb sich über das Gesicht. Renn war der Natternschamanin allein begegnet, in der Nacht und an diesem verlassenen Ort.
    »Was ist mit ihr passiert?«, fragte Bale mit leiser Stimme. »Hat Seshru –«
    »Ich weiß es nicht«, fuhr ihn Torak an. »Lass mich überlegen!«
    Sie hatten die ganze Nacht über kaum miteinander geredet, bis auf ein paar Worte, wenn es darum ging, in welcher Richtung sie weitersuchen sollten, aber Torak spürte, dass Bale ihn für alles verantwortlich machte. Er zwang sich dazu, sich auf die Fährten zu konzentrieren.
    Die Spur der Natternschamanin führte in den Wald zurück und verschwand dann. Erfreulicherweise war der obere Teil des Ufers kreuz und quer mit Pfotenabdrücken bedeckt. Wie es aussah, hatte Wolf Witterung aufgenommen.
    »Wolf war hier«, sagte Bale. »Das muss ein gutes Zeichen sein.«
    »Vielleicht«, murmelte Torak. Sein Blick wanderte am Ufer entlang.
    Ach, Wolf, wo bist du?
    Aus Furcht, Seshru anzulocken, wagte er nicht zu heulen. Ihre Anwesenheit hing in der Luft wie der Geruch von Rauch, der auch nach einem Feuer noch eine Weile anhält.
    »Aber wenn Renn hier war«, sagte Bale, »wo ist sie dann hin?«
    Mit gesenktem Kopf folgte Torak der Spur von den Bäumen am östlichen Ende der Bucht bis dahin, wo sie endeten. Dann tat er das Gleiche noch einmal. Mit demselben Ergebnis. Die Spur endete im See.
    Torak verschloss seine Gedanken vor dem Allerschlimmsten und setzte seine Suche fort.
    Dort drüben war etwas im flachen Wasser durch den Schlamm geschleift worden. Nicht weit davon fand er eine junge Erle, deren Rinde leicht abgescheuert war, wie von einem Seil. »Ein Boot. Renn hat ein Boot gefunden, das an diesem Baum angebunden war.«
    Bale atmete tief aus. »Das heißt, sie kann überall sein.« Er rollte die Schultern. »Wir müssen uns ausruhen. Weitersuchen, sobald es hell wird. Andernfalls machen wir Fehler.«
    Damit habe ich schon vor einer ganzen Weile angefangen, dachte Torak.
    Um von den Wächtern wegzukommen, steuerten sie das Boot um einen kleinen, mit Kiefern bewachsenen Ausläufer herum bis in die nächste Bucht. Dort trugen sie es ein ganzes Stück den bewaldeten Abhang hinauf. Bale verteilte ein paar Streifen getrockneten Entenfleisches, die sie in gereiztem Schweigen verzehrten.
    Obwohl es bis zur Morgendämmerung nicht mehr lange dauerte, war der Wald merkwürdig still. Weder Froschquaken noch Grillenzirpen. Und auch keine Vögel, dachte Torak verunsichert. Nur Rip und Rek, die ihnen auf die Nerven gingen, weil sie sich ständig um Toraks Ausrüstung stritten.
    Von seinem Platz aus sah Torak das Flackern von Lagerfeuern am westlichen Ufer. Vermutlich waren die Mitglieder des Rabenclans ebenfalls dort. Fin-Kedinn war bestimmt gekommen, um nach Renn zu suchen.
    »Torak.« Bale riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Was?«, erwiderte er.
    »Ich weiß, dass sie es dir früher hätte sagen sollen.«
    Torak biss die Zähne zusammen. Dass Bale Renn erwähnte, war, als risse ihm jemand den Schorf von einer eben verheilten Wunde.
    »Dass sie es mir nicht gesagt hat«, knurrte Torak, »verändert alles.« Kaum hatte er es ausgesprochen, musste er sich eingestehen, dass er diesen Worten in seinem Inneren selbst immer weniger glauben konnte.
    »Ein

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