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Chronik der dunklen Wälder - Seelenwanderer: Band 2 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Seelenwanderer: Band 2 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Seelenwanderer: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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ihre Jagdbeute großzügig mit ihm geteilt, allerdings war eine Hasenkeule kaum mehr als ein Maul voll, wo er doch einen ganzen Rehbock hätte verschlingen können. Aber in diesem seltsamen hellen Landstrich gab es keine Rehe und auch keine Pferde und Elche, und die Fischvögel ließ man besser in Frieden, denn wenn man ihnen zu nahe kam, spuckten sie einen an.
    Er überhörte geflissentlich seinen knurrenden Magen und hetzte den Steilhang hoch. Oben angekommen sog er die vielen verlockenden Düfte ein, die aus dem Tal aufstiegen, dann lief er den Abhang auf der anderen Seite wieder hinunter, vorbei an seinen gefiederten Rabenfreunden, und hielt auf das Große Nass zu. Die knirschende helle Erde kratzte ihn an den Pfoten, und vom Gestank des Salzgrases musste er niesen, aber Groß Schwanzlos roch er trotzdem ganz deutlich und verfolgte seine Fährte mühelos bis zum Bau.
    Dort angekommen spitzte er die Ohren und witterte, gab aber Acht, dass ihn niemand entdeckte. Sehen konnte er Groß Schwanzlos zwar nicht, dafür war er zu weit weg, aber es genügte ihm, seinen Rudelgefährten zu riechen und zu hören. Natürlich hatten Groß Schwanzlos und die anderen Schwanzlosen keine Ahnung, dass er sich hier herumtrieb.
    Immer wieder nahm er eine ordentliche Nase Luft und versuchte, die verschiedenen Gerüche zu deuten. Er schüttelte sich unzufrieden. Man wurde aus diesen Schwanzlosen einfach nicht schlau. Der eine Hellfell tat freundlich, lenkte damit aber nur von einer großen Gier ab, und auch Groß Schwanzlos versuchte zu verhehlen, wie ihm zumute war, sogar vor seinem eigenen Rudelgefährten.
    Wolf stand unschlüssig da, als er mit einem Mal Geheul vernahm – von so weit her, dass es kaum zu hören war. Vom Ausdruck glich es Wolfsgeheul, aber der Klang war anders, denn es wurde immer wieder von Schnalzlauten und hohen Quiektönen unterbrochen.
    Diese Art Geheul war Wolf schon einmal begegnet, nämlich auf der grässlichen Reise in den schwimmenden Fellen, und dann noch einmal am vorangegangenen Hell. Es stammte von den großen schwarzen Fischen, die am Grund des Großen Nass lebten und wie Wölfe im Rudel jagten.
    Das Geheul, das eben jetzt ertönte, kam von dem einzelnen Schwarzfisch, der sein Rudel verlassen hatte und, getrieben von Kummer und Zorn, allein das Große Nass durchstreifte. Wolf legte ängstlich die Ohren an und kniff den Schwanz ein. Gegen diesen Schwarzfisch war er so wehrlos wie ein neugeborener Welpe.
    Groß Schwanzlos hingegen war nicht wehrlos – nur merkwürdig, dass er sich dessen überhaupt nicht bewusst war.
    Darüber hatte sich Wolf schon gewundert, als sie beide am Hellen-Tier-das-heiß-beißt zusammengesessen hatten.
    Groß Schwanzlos hatte offenbar keine Ahnung, wer er eigentlich war.

Kapitel 25

    »ICH HABE MIT BALE besprochen, dass du kein Gepäck mitnimmst«, sagte Tenris, als er Torak das Boot zum Ufer tragen half. »Du wirst es so schon schwer genug haben, mit den dreien mitzuhalten.« Er musterte Torak besorgt. »Du siehst müde aus. Konntest du nicht schlafen?«
    Torak schüttelte den Kopf. Er hätte dem Schamanen gern von dem Netz und dem Tokoroth erzählt, aber die drei Robbenjungen beluden bereits ihre Boote.
    Es war ein heißer Tag und das Meer war trügerisch ruhig. Trotzdem gingen Torak der verängstigte Heringsschwarm und die schwarzen Finnen der Jäger nicht aus dem Kopf.
    Tenris schien zu erraten, woran er dachte. »Ich habe den Bootsrumpf mit einem Tarnzauber versehen. Der Jäger kann dich nicht spüren.«
    »Mir wäre es lieber, wenn du mitkommen könntest.«
    Tenris lächelte. »Mir auch.« Er klopfte Torak mit der gesunden Hand auf die Schulter. »Pass auf dich auf.« Damit ging er zum Lager zurück.
    Detlan trat mit einer aus Robbendarm genähten Kapuzenjacke zu Torak. »Die wirst du brauchen.«
    »Danke.« Die spröde, steife Jacke ließ sich nur schwer über das Wams ziehen und scheuerte am Hals und an den Handgelenken, aber sie würde ihn vor Nässe schützen.
    »Und das hier sollst du unterm Wams tragen.« Detlan gab Torak ein zusammengerolltes Stück geräuchertes Walfleisch. »Aber auf keinen Fall essen.«
    »Wofür ist das gut?«
    »Auf eine Überfahrt nimmt man immer Proviant mit«, erwiderte Detlan mit gefurchter Stirn. »Dann ertrinkt man nicht mit leeren Händen, falls man kentert.«
    Torak betrachtete das Walfleisch und steckte es dann gehorsam in sein Wams.
    Unten am Wasser wartete schon die kleine Schar derer, die noch nicht nach der Kormoraninsel

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