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Chronik der dunklen Wälder - Wolfsbruder: Band 1 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Wolfsbruder: Band 1 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Wolfsbruder: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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ohne ein Wort wieder in ihren Schlafsack und schlummerte ein. Torak blickte weiter ins Feuer.
    »Vielleicht hängt das ja alles zusammen«, hatte Renn gesagt. Seltsamerweise machte ihm dieser Gedanke Mut. Er war schließlich der Lauscher. Er hatte gelobt, den Berg zu finden. Der Wald brauchte ihn. Er würde sein Bestes tun.
    Er schlief unruhig. Er träumte, Fa sei wieder am Leben, doch dort, wo sein Gesicht gewesen war, saß ein glatter weißer Stein. Ich bin nicht Fa. Ich bin der Schamane des Wolfsclans …
    Torak schreckte hoch.
    Er spürte erst Wolfs Atem im Gesicht, dann strichen flaumige Barthaare über seine Lider und schließlich wurde er liebevoll in Wangen und Hals gezwickt.
    Er leckte dem Welpen über die Schnauze, und Wolf rieb sich schnüffelnd an seinem Kinn, bis er sich mit einem »Hmmpf« neben ihn legte.

    »Wir hätten es weiter unten versuchen sollen«, sagte Renn. Sie reckten die Hälse und spähten zu den Donnerfällen hoch.
    Torak wischte sich die Gischt aus dem Gesicht und fragte sich, wie es im Großen Wald etwas geben konnte, das derart wütend war.
    Den ganzen Tag waren sie dem ruhigen, grünen Breitwasser stromaufwärts gefolgt. Jetzt, da er über eine schroffe Felswand donnerte, war der Fluss geradezu beängstigend in seinem Zorn. Der ganze Wald schien ehrfurchtsvoll den Atem anzuhalten.
    »Wir hätten es weiter unten versuchen sollen«, wiederholte Renn.
    »Dort hätte man uns gesehen«, widersprach Torak. »In den Wiesen gab es keine Deckung. Außerdem wollte Wolf auf dieser Seite bleiben.«
    Renn schürzte die Lippen. »Und wo ist unser großer Anführer jetzt?«
    »Er kann fließendes Wasser nicht ausstehen. Sein Rudel ist in einem Sturzbach ertrunken. Wenn wir einen Weg hinauf gefunden haben, kommt er zurück.«
    »Mhmm«, machte Renn zweifelnd. Genau wie Torak hatte sie nicht gut geschlafen und war schon den ganzen Vormittag schlecht gelaunt. Keiner von beiden war noch einmal auf das Rätsel zu sprechen gekommen.
    Schließlich stießen sie auf einen Wildwechsel, der am Wasserfall entlang bergauf führte. Er war steil und schlammig und oben angekommen waren sie erschöpft und von dem feinen Sprühnebel durchnässt. Wolf wartete schon. Er saß in sicherer Entfernung vom Breitwasser neben einer Birke und zitterte vor Angst.
    »Wohin jetzt?«, keuchte Renn.
    Torak musterte den Welpen. »Wir folgen dem Fluss, bis Wolf uns sagt, wo wir ihn überqueren sollen.«
    »Kannst du schwimmen?«, fragte Renn.
    Er nickte. »Und du?«
    »Ja. Was ist mit Wolf?«
    »Eher nicht.«
    Sie marschierten weiter flussaufwärts, bahnten sich ihren Weg durch Dornengestrüpp und ein Dickicht aus Ebereschen und Birken. Es war ein kalter, wolkenverhangener Tag und der Wind ließ Birkenblätter wie kleine bernsteinfarbene Pfeilspitzen herabregnen. Wolf trabte mit angelegten Ohren voran. Der Fluss eilte unaufhaltsam auf die Fälle zu.
    Sie waren noch nicht weit gegangen, als Wolf winselnd am Ufer auf und ab lief. Torak spürte seine Furcht. Er drehte sich nach Renn um: »Er will hier durch, aber er hat Angst.«
    »Hier sind die Dornen viel zu dicht«, wandte Renn ein. »Wie wär’s weiter oben bei den Steinen?«
    Die Steine waren glatt und mit tückischen Moospolstern besprenkelt, aber sie ragten eine gute halbe Unterarmlänge aus dem Wasser. Dort könnte es gelingen.
    Torak nickte.
    »Ich geh als Erste«, sagte Renn, zog die Stiefel aus, band sie an ihre Rückentrage und krempelte sich das Beinleder hoch. Sie suchte sich einen Stecken, um sich darauf abzustützen, und warf sich die Trage nur über eine Schulter, damit sie nicht in die Tiefe gezogen wurde, falls sie ausrutschte. Bogen und Köcher hielt sie mit der anderen Hand hoch über den Kopf.
    Sie sah ängstlich aus, als sie auf den ersten Stein trat, aber sie schaffte es, ohne zu straucheln, fast bis ans andere Ufer – bis zum letzten Felsen, von dem aus sie mit einem Satz an Land springen wollte, stattdessen aber nur den Ast einer Weide zu fassen bekam, an dem sie sich hochzog.
    Torak ließ seine Trage und Waffen am Ufer liegen und zog die Stiefel aus. Er wollte erst Wolf hinüberbringen und dann seine Sachen holen.
    »Komm schon, Wolf«, sagte er ermutigend. Dann wiederholte er es in Wolfssprache, ging in die Hocke und maunzte leise und beschwichtigend.
    Wolf verzog sich eilig unter einen Wacholderbusch und weigerte sich herauszukommen.
    »Setz ihn in deine Trage!«, rief ihm Renn zu. »Sonst schaffst du es nie, ihn rüberzubefördern!«
    »Dann vertraut er

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