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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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fachmännisch seinen Arm mit einem Tuch, das er mit einem Henkersknoten festzurrt e – so wie er es offensichtlich schon unzählige Male zuvor getan hatte. Dann stülpte er seine Kleidung über seinen immer noch tropfnassen Körper und setzte sich zu uns.
    „Heute hatte ich den Befehl, ein Kind zu töten.“
    Ich wartete auf ein Echo, das nie kam. Seine Worte schienen von der Dunkelheit einfach verschluckt zu werden. Angus hielt ihm den Whisky hin, aber Conal schüttelte nur den Kopf.
    „Der Junge war so alt wie du, als ich dich das erste Mal gesehen habe, Murlainn.“
    Ich musste schwer schlucken.
    „Du hast es nicht getan“, sagte Angus.
    Conal blickte ihn lange von der Seite an. „Nein.“
    „Dachte ich mir.“
    „Ich habe seinen Vater und seinen Onkel gehenkt“, fuhr Conal fort. „Und ich habe ihn und seine Mutter im Moor ausgesetzt, wo sie womöglich verhungern werden, aber nei n – ich habe ihn nicht umgebracht.“
    „Ein Ungehorsam, für den Kate dich vermutlich töten wird“, sagte Angus.
    „Nur wenn du es meldest“, mischte ich mich ein. Meine Stimme verschwand ebenso echolos wie Conals in den Wänden der Kaverne, daher fügte ich mit Nachdruck hinzu: „Und wenn du das tust, bringe ich dich um.“
    Angus reagierte zuerst nicht. Dann stellte er die Whiskyflasche auf dem Boden ab, lehnte sich gegen die Wand und starrte zur Höhlendecke, die unsichtbar weit über uns hing.
    „Ach, Murlainn“, sagte er mit einem Seufzer. „Hier und heute kannst du so anmaßend sein, wie du nur willst. Ansonsten hältst du besser deine Zunge im Zaum. Es bereitet mir keine Freude, mit anzusehen, wie du ausgepeitscht wirst. Mir hat es auch nicht gefallen, dass Fergus seine Halunken auf Fox gehetzt hat. Aber das passiert nun mal, wenn man Dummheiten macht. Ich muss auch an mein eigenes Leben denken.“
    Er hatte Recht. Ich fühlte mich nicht wohl in meiner Haut, wenn ich an die Peitsche dachte. Zwar tat mir der Rücken nicht mehr weh, aber die Narben juckten ständig. Ich war nur froh über die Dunkelheit; so konnte Angus zumindest nicht sehen, wie ich errötete. Conal wäre das sowieso nicht aufgefallen. Er kauerte still da und hatte den Kopf auf die Arme gelegt.
    „Meine Mutter ist noch nicht in die Festung zurückgekehrt“, sagte er schließlich.
    „Sie wollte doch zu dieser Wahrsagerin.“
    „Das war vor einem halben Jahr.“ Conal lachte gequält. „Niemand würde sich freiwillig so lange bei dieser alten Quacksalberin aufhalten.“
    „Aber du musst doch wissen, wo sie steckt.“
    „Nein. Ich weiß nur, dass sie noch nicht zurück ist. Das letzte Mal, dass ich sie spürte, war sie meilenweit weg. Sie sperrt meinen Geist jetzt schon seit Monaten aus.“
    „Tja.“ Angus zuckte mit den Schultern. „Wenn Leonora tot wäre, hättest du das gespürt. Und Rionna auch.“
    „Ja, vielleicht. Aber sie hat so sehr darunter gelitten, Griogair nicht folgen zu können.“ Sein Lachen klang jetzt schrill und verzweifelt. „Und ,gelitten‘ ist noch stark untertrieben. Vielleicht hat sie einfach ihrem Drang nachgegeben und ist gerade dabei, ihm zu folgen. Seit Griogairs Tod ist sie die Einzige, die Kate die Stirn bieten kann. Und sie hat uns im Stich gelassen. Im Stich gelassen! “
    Angus legte einen Arm um Conals hängende Schultern.
    „Eines Tages wird das alles hier vorbei sein.“
    „Das sage ich mir auch ständig.“
    „Nein“, sagte ich. „Wird es nicht.“
    Sie starrten mich beide an. Sogar ich war geschockt über meine Worte. Ich wusste selbst nicht, woher sie gekommen waren. Aber ich wusste, dass es die Wahrheit war.
    „Sie wird uns niemals in Ruhe lassen“, sagte ich. „Wir könnten eigentlich auch jetzt schon gehen.“
    „Ich hoffe, du hast deinen Schutzwall gerade oben, du dummer, kleiner Scheißer“, zischte Angus.
    Ich zog die anstößigste Grimasse, zu der ich fähig war, und sagte: „Allerdings. So dumm bin ich auch nicht.“
    „Da wäre ich fast drauf reingefallen.“
    „Bist du doch auch.“
    „Hört auf“, sagte Conal. „Alle beide!“
    Er verschränkte die Hände im Nacken und bohrte sich die Fingernägel in die Handflächen. Ich dachte zuerst, er würde über meine Worte nachdenken, aber dann nahm er plötzlich die Hände wieder herunter und vergrub sein Gesicht darin.
    „Es wird dir nichts nützen, deine Augen davor zu verschließen. Die Albträume werden nicht verschwinden und die Schreie werden nicht verstummen“, sagte ich.
    Angus gab ein böses Knurren von sich, Conal

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