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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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gen Norden, wo das Dorf lag, und rieb dem Pony den warmen Nacken. Die kleine Siedlung grenzte hier an die Felsen und lag geschützt in ihrem Schatten. Am anderen Ende konnte ich die Kornfelder ausmachen. Niemand schaute sonst von dieser Seite auf das Dorf, höchstens zufällig. Die Rückseite des Wirtshauses war von hier aus klar und deutlich zu erkennen, ebenso William Beag, der dahinter herumlungerte.
    Ich lachte. Daraufhin schüttelte das Pony seine Mähne und erwiderte mein Lachen mit einem Wiehern. Dann legte es die Ohren an und bedachte mich mit einem bösen Ponyblick. Ich kraulte es zwischen den Ohren und strich ihm die filzige, graue Mähne aus dem Gesicht. Tief in seinen braunen Augen glaubte ich einen Schimmer zu sehen, der nicht nur der Widerschein des Sonnenlichts war.
    Ich schob sein Lid mit dem Daumen hoch, um ganz sicherzugehen, und musste wieder lachen. Dann ließ ich ihm die Mähne ins Gesicht zurückfallen.
    „Wo hat sie dich eigentlich her?“, fragte ich, während ich ihm den Nacken kraulte. „Von ihrem Geliebten? Bist du seit dreißig Jahren bei ihr? Oder waren dein Vater und deine Mutter ein Liebesgeschenk an sie?“
    Das Pony rupfte ein Büschel Gras aus und schwieg.
    „Du warst das Geschenk, glaube ich.“
    Das Tier schien wie unter der Last eines langen Arbeitstages in sich zusammenzusinken und entlastete eines seiner Hinterbeine. Ich blickte zu den Mauern und dem Hinterhof des Wirtshauses, wo William, der Trottel, sich gut versteckt zu haben glaubte.
    „Du bist nicht auf den Kopf gefallen“, sagte ich zu dem Pony. „Du weißt, was du zu tun hast.“
    „Ma Sinclair!“ Ich klopfte auf den Tresen. „Wir brauchen deine Hilfe.“
    Missmutig wandte sie sich von einem Gast ab. „Was ist denn, Junge, siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?“
    „Du musst sofort mitkommen“, sagte ich mit Nachdruck. „Das Pony, es braucht deine Hilfe.“
    Eine bärtige Gestalt starrte mich an. „Hör mal, du kleine Made, kannst du sie nicht einfach in Ruhe lassen?“ Der Mann trommelte ungehalten mit seinem Becher auf den Tresen.
    Aber Ma Sinclair hatte sich mir schon zugewandt. Sie schaute mich lang und ernst an, dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht, bei dem ihre Zähne blitzten.
    „Lass gut sein, Donal, der Junge braucht mich. Fühl dich hier wie zu Hause, bis ich zurück bin.“
    „Wie zu Hause?“ Bei dem Gedanken an Freigetränke ließ sich der Bärtige schnell dazu überreden, mich in Ruhe zu lassen. Ich nahm einen Zinnbecher vom Tresen und führte die alte Frau zur Hintertür hinaus.
    Als wir am Ende des langen Flures ankamen, der auf den Hof führte, streckte ich meinen Arm vor ihr aus und versperrte ihr den Weg. Sie blieb abrupt stehen und ich drückte ihr einen Beutel in die Hand, den ich rasch mit ein paar Kleidungsstücken, Geld und ein wenig Essen aus ihrer ärmlichen Hütte gefüllt hatte.
    „Willst du noch irgendwas anderes mitnehmen?“
    Sie schaute kurz in den Beutel. „Nein, mehr brauche ich nicht. Du bist ein guter Junge. Ist es wirklich so schlimm?“
    „Schlimmer. Sei leise, einer von ihnen lungert hinter dem Haus rum.“
    „Wer?“
    „William Beag.“
    „Oh, mein Hübscher, auch wenn sie ihn ,Kleiner William‘ nennen, ist er doch ein ganzes Stück größer als d u …“
    „Ich bin nicht allein hier.“ Ich legte den Finger an die Lippen und öffnete vorsichtig die Holztür.
    Da hörte ich auch schon das dumpfe Hufgetrappel und das Pony galoppierte auf den Hof. Es schüttelte wild seine Mähne.
    William Beag, der um die Ecke an der Wand gelehnt hatte, verließ sein Versteck und trat einen Schritt vor. Das Pony war kein Wasserdrache wie mein Pferd, aber es musste wohl in einem früheren Leben einen gekannt haben. Jedenfalls wusste es genau, was zu tun war. Es hob den Kopf, schüchtern und kokett, wieherte leise und scharrte sacht mit den Hufen, um Williams Aufmerksamkeit von der Hintertür abzulenken. So schäbig es auch aussehen mocht e – als es den Kopf in den Nacken warf und mit dem zotteligen Schweif schlug, war es für einen kurzen Augenblick bezaubernd schön.
    „Oho“, flötete William. „Wo kommst du denn her, Kleiner?“
    Er streckte die Hand nach dem Zaumzeug aus. Während er nach der Trense griff, umklammerte ich den Zinnbecher fester. William sah dem Pony nicht in die Augen und bemerkte auch nicht die leichte Kopfbewegung. Grob zog er dem Tier die Lippen auseinander und betrachtete die gelblichen Zähne. Ein solch forsches Benehmen gefiel dem

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