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Chronik der Vampire 01 - Interview mit einem Vampir

Chronik der Vampire 01 - Interview mit einem Vampir

Titel: Chronik der Vampire 01 - Interview mit einem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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der Tür mit einer Laterne stehenbleiben, aber ich solle mich beeilen und das Kind hierlassen. Dabei starrte sie mich mit rotumränderten Augen an, doch schließlich entspannte sich ihr Gesicht.
    Aber etwas anderes zog meine Aufmerksamkeit an, ein Geruch neben den schweren Düften des Weines und des schwelenden Holzes. Es war der Geruch des Todes. Ich fühlte den leichten Druck von Claudias Hand auf meiner Brust und sah sie auf eine Tür neben der Treppe zeigen. Von dort kam der Geruch.
    Die Wirtin hielt einen Becher Wein für mich bereit, als ich zurückkam, und eine Schüssel Suppe für uns beide. Ich setzte mich, Claudia auf den Knien, die noch immer auf die geheimnisvolle Tür starrte. Alle Augen waren auf uns gerichtet, nur die des Fremden nicht, dessen Profil ich jetzt deutlich sehen konnte. Er war jünger, als ich gedacht hatte, mit einem schmalen, angenehmen Gesicht und heller, sommersprossiger Haut, so daß er fast wie ein Knabe aussah. Seine großen blauen Augen waren auf das Feuer gerichtet, als spräche er zu ihm, und seine Wimpern und Brauen schimmerten golden, was ihm einen unschuldigen, offenen Ausdruck gab. Doch er war unglücklich, verstört, betrunken. Plötzlich wandte er sich nach mir um, und ich sah, daß er geweint hatte. ›Sprechen Sie Englisch?‹ fragte er, und seine Stimme dröhnte in der Stille.
    Ich bejahte. Und er warf den anderen einen triumphierenden Blick zu. Sie starrten ihn eisig an. ›Sie sprechen Englisch?‹ rief er aus, seine Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln; er blickte zur Decke und dann auf mich und sagte: ›Fahren Sie fort aus diesem Land, so schnell wie möglich! Steigen Sie in Ihren Wagen, treiben Sie die Pferde an, bis sie tot umfallen, aber verlassen Sie dieses Land!‹ Seine Schultern zuckten, als sei er krank. Dann legte er die Hand auf den Mund. Die Wirtin, die jetzt an die Wand gelehnt stand, die Arme über der schmutzigen Schürze verschränkt, sagte ruhig auf deutsch: ›Bei Morgengrauen können Sie weiterfahren, bei Morgengrauen.‹
    ›Aber was ist denn los?‹ flüsterte ich ihr zu; und dann sah ich ihn an.
    Er beobachtete mich, mit glasigen blutunterlaufenen Augen. Niemand sprach ein Wort. Im Kamin sank ein großes Holzscheit in die Glut.
    ›Wollen Sie es mir nicht sagen?‹ fragte ich den Engländer leise. Er stand auf, und ich dachte, er würde umfallen; er war viel größer als ich und überragte mich, und er schwankte hin und her, bis er sich mit den Händen auf den Tisch stützte. Sein schwarzer Rock und seine Manschetten waren mit Wein befleckt. ›Wollen Sie sehen?‹ keuchte er, während er mich anstierte, ›wollen Sie selber sehen?‹ Seine Stimme klang weich und pathetisch, als er diese Worte sprach.
    ›Lassen Sie das Kind hier!‹ gebot die Frau mit einer schnellen, herrischen Geste.
    ›Sie schläft!‹ sagte ich, stand auf und folgte dem Engländer zur Tür an der Treppe. Einige, die dort saßen, rückten beiseite, und wir betraten gemeinsam ein kleines Zimmer.
    Es brannte nur eine Kerze auf einem Büffet, und ich sah eine Reihe schön bemalter Teller auf einem Sims. Das kleine Fenster hatte Vorhänge, und an der Wand hing ein goldschimmerndes Madonnenbild. In der Mitte stand ein großer Eichentisch, und darauf lag der Leib einer jungen Frau. Die Hände waren über der Brust gefaltet, und das kastanienbraune Haar fiel ihr locker über den weißen Hals und die Schultern. Das liebliche Gesicht zeigte schon die Todesstarre. Ein Rosenkranz mit Bernsteinkugeln war um ihr Handgelenk geschlungen, daneben lag ein hübscher roter Hut mit einer weiten, weichen Krempe mit einem seidenen Schleier und ein Paar dunkle Handschuhe - alles war so hingelegt, als würde sie bald aufstehen und die Sachen anziehen. Der junge Engländer strich sanft über den Hut, als er herantrat. Er schien dem Zusammenbruch nahe. Jetzt zog er ein Taschentuch hervor und hielt es vors Gesicht. ›Wissen Sie, was sie mit ihr machen wollen?‹ flüsterte er mir zu. ›Können Sie es sich vorstellen?‹
    Die Wirtin kam herein und zog ihn am Arm, doch er schüttelte sie ab. ›Wissen Sie es?‹ wiederholte er leise. ›Diese Barbaren!‹
    ›Schweigen Sie jetzt!‹ sagte die Frau.
    Er biß die Zähne zusammen und schüttelte den Kopf, so daß ihm eine Haarwelle über die Augen fiel. ›Lassen Sie mich in Ruhe!‹ sagte er auf deutsch zu der Wirtin, ›und machen Sie, daß Sie hinauskommend Jemand flüsterte im Nebenzimmer. Dann blickte er wieder auf das junge Geschöpf

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