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Chronik der Vampire 01 - Interview mit einem Vampir

Chronik der Vampire 01 - Interview mit einem Vampir

Titel: Chronik der Vampire 01 - Interview mit einem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Frau nicht gesehen! Sie hatte ja nicht gesehen, was man mit ihr gemacht hatte! Ach, ich wollte fort, so schnell wie möglich, und bot ihnen Geld. Wenn alles vorbei ist, werdet ihr es brauchen können, sagte ich, ein kleines Vermögen, nur um uns von hier wegzubringen.‹
    ›Aber es war nicht vorbei‹, flüsterte ich und sah wieder, wie ihm Tränen in die Augen stiegen und sein Mund sich schmerzlich verzog. ›Wie ist es ihr widerfahren?‹ fragte ich.
    ›Ich weiß nicht‹, antwortete er tonlos, schüttelte den Kopf und drückte die flache Flasche an die Stirn, als könne sie ihm Kühlung geben.
    ›Ist da etwas ins Wirtshaus hereingekommen?‹
    ›Man hat mir gesagt, Emily sei hinausgegangen!‹ erwiderte er, und die Tränen liefen ihm die Wangen hinunter. ›Dabei war alles verriegelt und verschlossen, Türen und Fenster. Dafür hatte man gesorgt. Und am Morgen war großes Geschrei, und sie war fort! Das Fenster stand weit offen, und sie war nicht im Haus. Ich nahm mir nicht einmal Zeit, meinen Morgenrock anzuziehen. Ich lief hinaus und fand sie gleich hinter dem Haus. Beinahe wäre ich über sie gestolpert. Sie lag unter einem Pfirsichbaum und hielt eine leere Tasse in der Hand! Eine leere Tasse! Sie sagten, es hätte sie hinausgelockt… sie habe ihm Wasser geben wollen…‹ Die Flasche entglitt ihm, und er stützte sein gebeugtes Haupt mit den Händen.
    Ich sah ihn lange an und fand keine Worte. Und als er mit tränenerstickter Stimme stammelte, daß sie Emily schänden wollten, daß sie behaupteten, sie sei jetzt selber ein Vampir geworden, bemühte ich mich, ihn zu beruhigen und versicherte, obwohl er mich wahrscheinlich gar nicht hörte, daß dies nicht der Fall sein könne.
    Er schwankte, und als er sich am Büffet festhalten wollte, ging die Kerze aus, und wir saßen im Dunkeln. Das einzige Licht im Zimmer schien nun von Claudias Augen auszugehen. Doch als die Stille andauerte und ich wartete, daß Morgan den Kopf heben würde, trat die Wirtin herein. Ihre Kerze beleuchtete ihn, er hatte den Kopf auf die Arme gelegt, betrunken, schlafend.
    ›Gehen Sie jetzt‹, sagte die Wirtin zu mir. Hinter ihr drängten sich dunkle Gestalten. Das Wirtszimmer war noch immer voller Menschen. ›Setzen Sie sich ans Feuer!‹
    ›Was wollen Sie tun?‹ fragte ich, stand auf und drückte Claudia an mich. ›Ich möchte wissen, was Sie vorhaben.‹
    ›Gehen Sie zum Feuer!‹ befahl sie.
    ›Nein, tun Sie das nichts sagte ich. Aber sie kniff ihre Augen zusammen und bleckte die Zähne. ›Gehen Sie!‹ knurrte sie. Ich rief den Schlafenden an: ›Morgan!‹, doch er hörte mich nicht.
    »Lassen Sie ihn‹, sagte die Wirtin streng.
    ›Aber es ist töricht, was Sie tun‹, beschwor ich sie. »Verstehen Sie nicht? Die Frau hier ist tot.‹
    Claudia flüsterte mir zu, den Arm um meinen Nacken gelegt: ›Louis, laß die Leute in Ruhe!‹ Inzwischen waren andere ins Zimmer gekommen und sahen uns finster an.
    ›Aber woher sollen denn diese Vampire kommen?‹ sagte ich. »Ihr habt den Friedhof durchsucht. Wenn es Vampire sind - wo verbergen sie sich vor euch? Die Frau hier kann euch nichts Böses tun. Sucht anderswo nach euren Vampiren, wenn ihr müßt.‹
    ›Bei Tag‹, sagte die Wirtin nachdrücklich und nickte langsam. ›Bei Tag. Wir werden sie finden.‹
    Ich fragte: ›Wo? Draußen auf dem Friedhof? In den Gräbern eurer eigenen Leute?‹
    Sie schüttelte den Kopf. ›In den Ruinen‹, sagte sie. ›Es waren immer die Ruinen. Wir haben uns geirrt. Zu meines Großvaters Zeit waren es die Ruinen, und jetzt sind sie es wieder. Wir werden sie Stein für Stein abtragen, wenn es notwendig ist. Aber Sie… Gehen Sie jetzt! Denn wenn Sie nicht von selber gehen, werden wir Sie in die Finsternis hinaustreiben.‹ Und dann zog sie einen Pflock hinter ihrer Schürze hervor und hielt ihn im flackernden Kerzenschein hoch. ›Gehen Sie jetzt, haben Sie verstandene sagte sie; und die Männer drängten sich mit glühenden Blicken und unbewegten Mienen hinter ihr zusammen.
    ›Ja…‹, sagte ich. ›Hinaus… das scheint mir das beste. Dort hinaus…‹ Und ich stieß sie beiseite, und die anderen machten mir Platz, und im Nu war ich an der Wirtshaustür und schob den Riegel zurück.
    ›Nein!‹ rief die Wirtin. ›Sie sind verrückt!‹ Sie stürzte auf mich zu, und dann starrte sie wie betäubt auf den Riegel. ›Wissen Sie, was Sie tun?‹
    ›Wo sind die Ruinen?‹ fragte ich sie gelassen. ›Wie weit ist es bis dahin? links oder

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