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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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wenn sie zum Tanz aufspielen!«
    »Reg dich ab!« sagte ich, obwohl ich ihm eigentlich gerne zu Ende zugehört hätte.
    Er stob vor und streckte mir seinen Zeigefinger ins Gesicht. »Kein Ritual kann ihn läutern!« rief er. »Zu spät für die Schwüre der Finsternis, die Segnungen der Finsternis…«
    »Schwüre der Finsternis? Segnungen der Finsternis?« Ich wandte mich der alten Königin zu. »Was sagst du dazu? Du bist so alt wie Magnus, als er in die Flammen stieg… Warum nimmst du das alles bloß auf dich?«
    Ihre Augen gerieten plötzlich in Bewegung, und wieder brach sie in brüllendes Gelächter aus.
    »Ich werde dir nie etwas antun, mein Kleiner«, sagte sie. »Keinem von euch beiden.« Sie blickte Gabrielle liebevoll an. »Ihr strebt auf der Straße des Teufels einem großen Abenteuer entgegen. Was hab ich schon für ein Recht, in das einzugreifen, was die Jahrhunderte für euch bereithalten?«
    Die Straße des Teufels. Das war das erste Wort, das meine Seele zum Klingen brachte. Allein ihr Anblick erfrischte mich. Auf ihre Weise war sie Magnus’ Zwilling.
    »O ja, ich bin so alt wie dein Vorgänger!« Sie lächelte, und ihre weißen Fangzähne blitzten kurz auf. Dann warf sie einen Blick auf den Meister, der sie regungslos und ohne die geringste Anteilnahme ansah. »Ich gehörte diesem Orden hier an«, sagte sie, »als Magnus uns unserer Geheimnisse beraubte, dieser verschlagene Alchimist, … als er das Blut trank, das ihm in einer Art, wie es die Welt der Finsternis nie zuvor gekannt hatte, ewiges Leben schenkte. Und nun sind drei Jahrhunderte vergangen, und er hat die Gabe der Finsternis rein und unverfälscht an dich weitergereicht, schönes Kind!« Wieder verwandelte sich ihr Gesicht in die gehässige, grinsende Maske, die Magnus’ Züge trug. »Zeig mir die Kraft, die er dir verliehen hat, Kind«, sagte sie. »Weißt du, was es bedeutet, von jemandem zum Vampir gemacht worden zu sein, der so mächtig war und noch nie seine Gabe weitergereicht hat? Hier ist das verboten, Kind, niemand von solchem Alter tritt seine Macht ab! Täte er es dennoch, könnte der Neuling von seinen Gnaden mit Leichtigkeit diesen anmutigen Meister und seinen ganzen Orden bezwingen.«
    »Hör mit deinen Phantastereien auf!« unterbrach sie der Junge. Aber alle hörten zu. Die schöne, schwarzäugige Frau hatte sich uns genähert, um die alte Königin besser sehen zu können, und sie schien alle Furcht vor uns oder allen Haß auf uns ganz vergessen zu haben.
    »Vor hundert Jahren hast du uns schon genug erzählt«, fuhr der Knabe die alte Königin an und befahl ihr mit einem Handzeichen zu schweigen. »Du bist verrückt, wie alle Alten. Ich versichere euch allen, dieser Ausgestoßene muß bestraft werden. Die Ordnung wird erst wiederhergestellt sein, wenn er und die Frau, die sein Werk ist, vor unser aller Augen vernichtet werden.« Mit neuerlicher Wut wandte er sich den anderen zu. »Ich sage euch, nur durch Gottes Willen wandert ihr, wie alle üblen Dinge, auf Erden, um den Sterblichen ihm zum Ruhme Leid zuzufügen. Und durch Gottes Willen könnt ihr, wenn ihr seiner lästert, vernichtet werden und in die Abgründe der Hölle geworfen werden, da eure Seelen verdammt sind und euch Unsterblichkeit nur um den Preis von Qual und Marter geschenkt wurde.«
    Zögernd fing wieder der Wehgesang an.
    »Das also ist es«, sagte ich, »das also ist die ganze Philosophie. Und ich sage euch, das Ganze ist auf einer Lüge gegründet. Und wie Bauern, die vor dem Grundherrn kuschen, habt ihr euch aus freien Stücken schon jetzt in die Hölle begeben, elendere Knechte als der elendeste Sterbliche, und ihr wollt uns strafen, weil wir dieses Los nicht wollen? Folgt unserem Beispiel und fügt euch nicht länger in euer Los!«
    Einige Vampire starrten uns an, andere fingen wie wild zu debattieren an. Immer wieder warfen sie einen Blick auf den Meister und die alte Königin. Aber der Meister sagte kein einziges Wort.
    Und der Junge rief die Versammlung schreiend zur Ordnung. »Ist es nicht genug, daß er heilige Stätten entweiht hat«, sagte er, »ist es nicht genug, daß er als Sterblicher umhergeht? Erst heute nacht hat er die gesamte Gemeinde einer Dorfkirche in Furcht und Schrecken versetzt. Ganz Paris spricht davon, von diesen leichenfressenden Dämonen, die aus den Gräbern genau unter dem Altar aufgetaucht sind, er und diese Vampirfrau, die er ohne Erlaubnis und rechtes Ritual mit den Zaubern der Finsternis geschaffen hat, genau wie er

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