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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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war sicher amüsanter als eine Unterhaltung mit diesen Kreaturen. Ich lauschte. Sie waren zu viert und warteten voller Verzweiflung auf mich. Sie litten schreckliche Angst.
    Nun gut. Ich machte kehrt und ritt in den Durchgang bis zu der Stelle, wo sie sich gegen die Mauer duckten.
    Der grauäugige Junge war zu meiner Überraschung auch da und sah recht benommen aus. Hinter ihm stand ein großer, blonder Vampir mit einer hübschen Frau, beide wie Leprakranke in Lumpen gehüllt. Die schöne Schwarzäugige, die über meinen kleinen Scherz auf der unterirdischen Treppe gelacht hatte, richtete das Wort an mich.
    »Du mußt uns helfen!« flüsterte sie.
    »So?« Ich versuchte das Pferd ruhigzuhalten. Es machte sich wenig aus dieser Gesellschaft. »Warum das?«
    »Er vernichtet den Orden«, sagte sie.
    »Vernichtet uns…«, sagte der Junge. Aber er sah mich nicht an. Er starrte vielmehr die Mauer an, und sein Innerstes verriet mir, was los war, wie der Scheiterhaufen brannte, wie Armand seine Anhänger zwang, sich in die Flammen zu begeben.
    Ich versuchte, die Bilder aus meinem Kopf zu verjagen, aber sie alle strömten sie jetzt aus. Die schöne Schwarzäugige blickte mir direkt in die Augen, in dem Bemühen, die Vision auszugestalten - Armand, einen riesigen, verkohlten Scheit schwingend, während er sie ins Feuer trieb und sie dann mit dem Holz in die Flammen zurückstieß, wenn sie entkommen wollten.
    »Gütiger Himmel, ihr wart zu zwölft!« sagte ich. »Konntet ihr euch nicht wehren?«
    »Das haben wir getan, und wir sind hier«, sagte die Frau. »Er hat sechs auf einen Schlag verbrannt, wir anderen sind geflohen. Von Entsetzen gepackt, spürten wir die seltsamsten Ruhestätten für die Tagesstunden auf. Noch nie zuvor hatten wir außerhalb unserer heiligen Gräber geschlafen. Wir wußten nicht, was uns das machen könnte. Als wir erwachten, war er da. Und hat zwei weitere vernichtet. Jetzt sind nur noch wir übrig. Er hat sogar die Eingemauerten verbrannt. Er hat die Tunnel zu unserem Versammlungsraum mit Erde zugeschüttet.«
    Der Junge blickte langsam auf.
    »Es ist deine Schuld«, flüsterte er. »Du hast uns zugrunde gerichtet.«
    Die Frau trat vor.
    »Du mußt uns helfen«, sagte sie. »Gründe mit uns einen neuen Orden. Hilf uns zu existieren, wie du existierst.« Sie warf dem Jungen einen ungeduldigen Blick zu.
    »Aber die alte Frau?« fragte ich.
    »Sie hat damit angefangen«, sagte der Junge verbittert. »Sie warf sich in das Feuer. Sie sagte, sie würde sich Magnus anschließen. Sie lachte. Erst dann trieb er die anderen in die Flammen.«
    Ich senkte meinen Kopf. Sie war also nicht mehr. Und alles, was sie gewußt und erlebt hatte, war mit ihr verschwunden. Nur dieses rachsüchtige, verruchte Kind hatte sie hinterlassen, das glaubte, sie sei falschen Lehren aufgesessen.
    »Du mußt uns helfen«, wiederholte die schwarzäugige Frau. »Du weißt, es ist sein Recht als Meister des Ordens, alle Schwachen zu vernichten, alle, die nicht überleben können.«
    »Er konnte den Orden nicht im Chaos versinken lassen«, sagte die andere Vampirfrau, die hinter dem Jungen stand. »Ohne den Glauben an die Pfade der Finsternis hätten die anderen vielleicht die sterbliche Bevölkerung aufgebracht. Aber wenn du uns hilfst, einen neuen Orden zu gründen, uns neu zu vervollkommnen…«
    »Wir sind die Stärksten des Ordens«, sagte der Mann. »Und wenn wir uns seiner lange genug erwehren können und ohne ihn zurecht-, kommen, läßt er uns vielleicht irgendwann in Ruhe.«
    »Er wird uns vernichten«, murmelte der Junge. »Er wird uns nie in Ruhe lassen. Er lauert auf den Augenblick, da wir auseinandergehen…«
    »Er ist nicht unbesiegbar«, sagte der Mann. »Und er hat jegliche Überzeugungskraft eingebüßt. Vergeßt das nicht.«
    »Und du hast Magnus’ Turm, ein sicheres Versteck…«, sagte der Junge verzweifelt und sah mich an.
    »Nein, den kann ich nicht mit euch teilen«, sagte ich. »Diesen Kampf müßt ihr allein gewinnen.«
    »Aber du kannst uns doch führen…«, sagte der Mann.
    »Ihr braucht mich nicht«, sagte ich. »Hat euch mein Beispiel noch nichts gelehrt? Was habt ihr aus dem gelernt, was ich gestern nacht gesagt habe?«
    »Wir haben mehr aus dem gelernt, was du ihm hinterher gesagt hast«, meinte die schwarzäugige Frau. »Wir haben gehört, wie du ihm das neue, das zeitgemäße Böse beschrieben hast, dessen Bestimmung es ist, in adretter menschlicher Verkleidung durch die Welt zu streifen.«
    »Dann

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