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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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vergönnt. Aber denk daran, gehe nach Ägypten. Mach alles, was ich dir aufgetragen habe.‹
    Er drehte mich um und stieß mich zur Treppe. Die Fackel lag flackernd in der Ecke, und als ich der Tür oben entgegenstieg, roch ich das Blut der wartenden Druiden, und beinahe wäre ich in Tränen ausgebrochen.
    ›Sie werden dir alles Blut geben, dessen du begehrst‹, rief er hinter mir her. › Begib dich in ihre Hände. ‹

8
    Du kannst dir gut vorstellen, wie ich aussah, als ich aus der Eiche trat. Die Druiden hatten auf mein Klopfzeichen gewartet, und mit meiner stummen Stimme sagte ich: Aufmachen. Es ist der Gott.
    Meinen menschlichen Tod hatte ich schon längst hinter mir, ich war ausgehungert, und mein Gesicht war wohl kaum ansehnlicher als ein lebender Schädel. Kein Zweifel, meine Augen quollen aus ihren Höhlen hervor, und meine Zähne ragten nackt in die Gegend. Das weiße Gewand hing an mir wie an einem Skelett. Klarer Beweis meiner Göttlichkeit für die Druiden, die in Ehrfurcht erschauerten, als ich aus der Eiche trat.
    Aber ich sah nicht nur ihre Gesichter, ich sah ihnen in die Herzen. Ich sah, wie Mael aufatmete, da der Gott noch nicht zu schwach gewesen war, mich zu erschaffen. Ich sah, wie sich in seinem Inneren alles bestätigte, woran er glaubte.
    Mein Durst war die reinste Qual. Und unter Aufbietung all meiner neuen Kraft sagte ich: ›Bringt mich zum Altar. Das Samhainfest kann beginnen. ‹
    Die Druiden stießen einen Schrei aus. Sie brüllten in den Wald hinein. Und jenseits des heiligen Hains ertönte ohrenbetäubendes Gekreisch der Menschenmengen, die auf diesen Schrei gewartet hatten.
    Wir gingen rasch der Lichtung entgegen, und immer mehr weißgewandete Priester traten vor, um uns zu grüßen, und von allen Seiten prasselten frische, duftende Blumen auf mich nieder, die ich unter meinen Füßen zertrat, während ich mit Hymnen empfangen wurde.
    Schmetternde Trompetenklänge ertönten von der Lichtung, als ich die Stufen zu dem steinernen Altar emporstieg und über die tausendfache Menge blickte - ein Meer erwartungsvoller Gesichter.
    Ein großer, mit Wasser gefüllter Silberkessel stand vor dem Altar, und während die Priester sangen, wurde eine Kette Gefangener zu dem Kessel geführt.
    Die Priester legten mir Blumen aufs Haar, auf meine Schultern, zu meinen Füßen, ohne ihren Gesang zu unterbrechen.
    ›Du schöner und mächtiger Gott der Wälder und Felder trinke jetzt die Opfer, die wir Dir reichen, und wenn Deine schwachen Glieder sich mit Leben füllen, wird die Erde sich erneuern. Mögest Du uns vergeben, wenn wir das Korn schneiden, mögest Du die neue Saat segnen. ‹
    Und vor mir standen die, die man zu meinen Opfern erkoren hatte, drei stämmige Männer, ebenfalls in weiße Gewänder gekleidet und mit Blumen geschmückt. Sie waren jung, hübsch und unschuldig und überwältigt von Ehrfurcht.
    Die Trompeten waren ohrenbetäubend. Das Gebrüll nahm kein Ende. Ich sagte: › Lasset uns anfangen mit den Opferungen! ‹ Und als mir der erste junge Mann dargereicht wurde, als ich mich rüstete, zum erstenmal aus jenem wahrhaft göttlichen Kelch zu trinken, der menschliches Leben ist, als ich das warme Fleisch des Opfers in meinen Armen hielt, mein Mund geöffnet, das Blut bereit, da sah ich, wie das Feuer unter den hochragenden Weidenstatuen entfacht wurde, und wie die ersten beiden Gefangenen kopfüber in das Wasser des Silberkessels gesteckt wurden.
    Tod durch Feuer, Tod durch Wasser, Tod durch die bohrenden Zähne eines hungrigen Gottes.
    Die uralten, ekstatischen Hymnen erklangen weiterhin: ›Gott des abnehmenden und zunehmenden Mondes, Gott der Wälder und Felder, der Du in deinem Hunger das Abbild des Todes bist, werde stark durch das Blut der Opfer, werde schön, auf daß Dich die Große Mutter zu sich nehme. ‹
    Wie lange das dauerte? Ich weiß es nicht. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor - das Lodern der Weidenriesen, das Geschrei der Opfer, die lange Prozession derer, die ersäuft wurden. Ich trank und trank, nicht bloß von den drei für mich Auserwählten, sondern noch von einem Dutzend anderer, ehe sie in dem Kessel oder den Flammen verschwanden. Die Priester hieben den Toten mit großen, blutigen Schwertern die Köpfe ab, die sie zu Pyramiden zu beiden Seiten des Altars türmten, während die Rümpfe fortgeschafft wurden.
    Wohin ich mich auch wandte, ich sah verzückte, schwitzende Gesichter, hörte Hymnen und Geschrei. Aber schließlich ließ der rasende Tumult nach. Die

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