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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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mich hören konnte.
    Zum Schluß waren nur noch verkohltes Holz und ein wenig Ruß übrig, den ich auflas und in die Dunkelheit streute. Es war Zeit, die Gruft hinter der Mauer in Augenschein zu nehmen.

5
    Der Stein ließ sich auch jetzt wieder ohne weiteres entfernen. Er hatte an seiner Rückseite einen Haken, so daß ich ihn hinter mir von neuem in das Loch ziehen konnte. Aber um durch den Schacht zu gelangen, mußte ich mich auf den Bauch legen. Und als ich auf die Knie sank und hineinspähte, konnte ich am anderen Ende keinerlei Licht ausmachen.
    Wäre ich noch unter den Sterblichen gewesen, hätte mich keine Macht der Welt dazu bewegen können, da hineinzukriechen. Aber der alte Vampir hatte mir ja klipp und klar erklärt, daß mich Sonne und Feuer vernichten konnten. Also mußte ich mich in den Sarg begeben. Und mit einemmal fiel mich die Angst an.
    Ich legte mich flach hin und kroch wie ein Salamander in den Schacht. Wie befürchtet, konnte ich kaum den Kopf heben. Es war so eng, daß ich auch nicht umdrehen und den Haken in dem Stein erreichen konnte. Ich mußte meinen Fuß in den Haken stecken und vorwärtskriechend den Quader wieder in die Öffnung ziehen.
    Völlige Finsternis. Und gerade genug Platz, um mich ein paar Zentimeter hoch auf die Ellbogen zu stützen. Ich keuchte, und die Angst hatte mich im Würgegriff, und ich drehte beinahe durch bei dem Gedanken, daß ich meinen Kopf nicht heben konnte, und ich schlug ihn aus lauter Verzweiflung gegen die Steine, bis ich winselnd zusammenbrach.
    Aber ich hatte keine Wahl, ich mußte den Sarg erreichen. Ich riß mich zusammen und setzte meinen Weg beschleunigt fort. Meine Knie scheuerten die Steine entlang, meine Hände tasteten nach Spalten und Schlitzen, an denen ich mich entlangziehen konnte. Mein Genick war völlig verkrampft, so sehr achtete ich darauf, den Kopf nicht mehr zu heben.
    Plötzlich versperrte mir ein Stein den Weg. Ich schob ihn mit aller Kraft nach vorne, und fahles Licht schimmerte mir entgegen. K Ich wand mich aus dem Schacht und fand mich in einem kleinen Raum. Die Decke war niedrig und gewölbt, und das schmale Fenster oben war mit dem vertrauten Eisengitter versehen, aber das liebliche, violette Licht der Nacht strömte herein und ließ einen großen, mit Holz bestückten Kamin in der gegenüberliegenden Wand sichtbar werden. Und daneben, unter dem Fenster, stand ein alter Steinsarkophag.
    Mein roter, pelzbesetzter Samtmantel lag auf dem Sarkophag. Und über eine rustikale Bank gebreitet, erblickte ich einen prächtigen Anzug aus rotem Samt, von Gold durchwirkt und reichlich mit italienischer Spitze versehen, ferner rote Kniehosen aus Seide und weiße Seidenstrümpfe und Schuhwerk mit roten Absätzen.
    Ich strich mir das Haar aus dem Gesicht und wischte mir den blutdurchtränkten Schweiß von Lippen und Stirn. Dann ging ich hinüber zu dem Kamin, nahm zwei Stöckchen, wie der alte Vampir zuvor, und rieb sie fest und schnell gegeneinander, bis sie sich in einer emporschießenden Flamme auflösten. Das hatte mit Magie nichts zu tun; es war reine Übungssache. Das Feuer wärmte mich, und ich zog meine verdreckten Kleider aus, wischte mit dem Hemd die letzten Reste menschlicher Ausscheidungen weg und warf alles in die Flammen, ehe ich mich in die neuen Gewänder hüllte.
    Rot, betörendes Rot. Nicht einmal Nicolas hatte solche Kleider gehabt. Das waren Kleider für den Hof zu Versailles, die Stickerei mit Perlen und kleinen Rubinen versehen.
    Ich warf den Wolfsmantel über meine Schultern. Und obgleich die Kälte von meinen Gliedern gewichen war, kam ich mir wie ein Wesen aus Eis gemeißelt vor. Ich betrachtete den Sarg im Feuerschein. Den schweren Deckel zierte das Bildnis eines alten Mannes, das Magnus recht ähnlich sah, wie ich sofort bemerkte. Da lag er in vollkommener Ruhe, den Possenreißermund geschlossen, das Haar eine gestriegelte Mähne aus kunstvoll gemeißelten Wellen und Locken. Der Sarg mußte mindestens dreihundert Jahre alt sein. Die Hände des Mannes waren auf der Brust gefaltet, er war mit einem knöchellangen Gewand angetan, und von seinem Steinschwert hatte jemand den Griff und einen Teil der Scheide abgebrochen.
    War es die Kreuzform, weshalb dieser Teil mit Gewalt entfernt worden war? Ich fuhr mit dem Finger über die Abbruchstelle. Natürlich passierte nichts, sowenig wie einst beim Abmurmeln meiner Gebete. Und in den Staub neben dem Sarg zog ich ein Kreuzeszeichen.
    Wieder tat sich nichts.
    Dann zog ich ein paar

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