Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten
Taille, und nur einer zitterte, vor Zorn und auch vor Angst. Plötzlich begann er, an seinen Fesseln zu zerren und zu toben. Die beiden anderen drehten sich um, starrten ihn an und begannen auch zu rasen.
Doch die Masse der Frauen umringte sie und zwang sie auf die Knie. Ich spürte, wie bei diesem Anblick die Begierde in mir wuchs, beim Anblick von Lederriemen, die ins nackte Fleisch der Arme der Männer schnitten. Warum war das so verlockend! Und die Hände der Frauen hielten sie fest, diese kräftigen, bedrohlichen Hände, die andererseits so sanft sein konnten. Sie konnten nicht gegen so viele Frauen ankämpfen. Seufzend beendeten sie den Aufstand, wenn auch der eine, der mit dem Toben angefangen hatte, mich vorwurfsvoll anblickte.
Dämonen, Teufel, Höllenwesen - das war es, was ihm sein Verstand sagte; denn wer sonst hätte seiner Welt solche Dinge antun können? Oh, dies war der Beginn der Finsternis, schrecklicher Finsternis!
Aber die Begierde war so stark! DU wirst sterben, und ich werde es sein, der dich tötet. Und er schien es zu hören, zu verstehen. Und ein wilder Haß auf die Frauen sprach aus ihm, angefüllt mit Vorstellungen von Vergewaltigung und Vergeltung, die mich lächeln ließen; und doch verstand ich ihn. Es war so leicht, diese Verachtung für sie zu empfinden, beleidigt darüber zu sein, daß sie es gewagt hatten, zum Feind zu werden, zum Feind in diesem uralten Kampf - sie, die Frauen! Und auch diese imaginierte Vergeltung war Finsternis, unbeschreibliche Finsternis.
Ich fühlte Akaschas Finger auf meinem Arm. Das Wonnegefühl kam zurück, das Delirium. Ich versuchte, ihm zu widerstehen, doch ich fühlte es wie zuvor. Und die Begierde verging nicht. Die Begierde befand sich jetzt in meinem Mund. Ich konnte sie schmecken.
Ja, gehe auf im Augenblick, gehe auf m reiner Funktion, laß das Blutopfer beginnen.
Die Frauen fielen alle gleichzeitig auf die Knie, und die Männer, die schon knieten, schienen sich zu beruhigen; ihre Augen waren verschleiert, als sie uns ansahen, ihre Lippen waren geöffnet und bebten.
Ich starrte die muskulösen Schultern des ersten an, des Mannes, der aufgemuckt hatte. Wie immer in solchen Augenblicken stellte ich mir vor, wie sich sein rauher, schlecht rasierter Hals anfühlen mochte, wenn meine Lippen ihn berühren und meine Zähne die Haut durchbohren würden; nicht die eiskalte Haut der Göttin, sondern heiße, salzige Menschenhaut
Ja, Geliebter, nimm ihn. Er ist das Opfer, das dir Zusteht. Du bist jetzt ein Gott. Nimm ihn. Weißt du, wie viele auf dich warten?
Die Frauen schienen zu wissen, was zu tun war. Als ich vortrat, hoben sie ihn hoch; es gab wieder einen Kampf, doch der war nicht mehr als ein Zucken der Muskeln, als ich ihn in meine Arme nahm. Meine Hand umfaßte seinen Kopf zu fest; ich kannte meine neue Kraft noch nicht, und ich hörte die Knochen brechen, als meine Zähne schon eindrangen. Der Tod trat fast auf der Stelle ein, so gewaltig war mein erster Schluck Blut. Ich brannte vor Durst, und die gesamte Menge, ganz und gar auf einen Zug getrunken, war nicht genug. Nicht annähernd genug!
Sogleich nahm ich mir das nächste Opfer vor, bemüht, behutsam mit ihm zu verfahren, damit ich, wie so oft schon, in jene Dunkelheit taumelte, wo nur noch die Seele zu mir sprach. Ja, mir ihre Geheimnisse verriet, während das Blut in meinen Mund sprudelte, während ich meinen Mund füllte, bevor ich schluckte. Ja, Bruder. Tut mir leid, Bruder. Und dann taumelte ich vorwärts, trat auf den Leichnam vor mir und zermalmte ihn unter meinen Füßen.
»Gebt mir den letzten.«
Kein Widerstand. Er blickte mich völlig ruhig an, als sei ihm ein Licht aufgegangen, als hätte er in einer Philosophie oder in einem Glauben irgendeine perfekte Erlösung gefunden. Ich zog ihn zu mir heran - sanft, Lestat; und er war genau der Typ, den ich mir wünschte; dies war der langsame, gewaltige Tod, den ich brauchte;
das Herz schlug, als wollte es nie aufhören, der Seufzer kam über seine Lippen; vor meinen Augen hatte ich, auch als ich von ihm abließ, immer noch die verblassenden Bilder seines kurzen und nicht überlieferten Lebens, das plötzlich in einer kostbaren Sekunde von Bedeutung geendet hatte.
Ich ließ ihn fallen. Jetzt hatte er keine Bedeutung mehr. Jetzt war nur noch das Licht vor mir und die Verzückung der Frauen, die endlich durch Wunder entschädigt worden waren.
Im Raum war es totenstill; nichts bewegte sich; das Rauschen des Meeres drang herein, jenes
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