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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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liebenswürdig, höflich. Und wir bemühten uns, während wir zuhörten, unser persönliches Mißtrauen gegen ihn zu vergessen. Er erzählte uns, was der Dämon - wie er sich ausdrückte - getan hatte.
    Nur Stunden, nachdem wir aus Ägypten ausgewiesen worden waren, hatte er bemerkt, daß etwas ihn belauerte, irgendeine dunkle und böse Macht. Überall, wohin er auch ging, spürte er diese Anwesenheit, wenn auch bei Tageslicht meist schwächer.
    Dann gab es Veränderungen innerhalb seines Hauses - Kleinigkeiten, die andere nicht bemerkten. Zuerst dachte er, er würde verrückt. Sein Schreibzeug lag am falschen Platz, dann das Siegel, das er als Großhofmeister benutzte. Dann kamen diese Dinge in unerwarteten Augenblicken - und immer, wenn er alleine war - auf ihn zugeflogen, trafen ihn ins Gesicht oder landeten zu seinen Füßen. Einige tauchten an lächerlichen Stellen wieder auf. So fand er zum Beispiel das Große Siegel in seinem Bier oder in seiner Fleischbrühe.
    Und er wagte nicht, es dem König und der Königin zu erzählen. Er wußte, daß es unsere Geister waren, die das taten, und das zu sagen, hätte für ihn das Todesurteil bedeutet.
    Also behielt er dieses entsetzliche Geheimnis für sich, auch als alles immer noch schlimmer wurde. Schmucksachen, die er seit seiner Kindheit aufbewahrt hatte, wurden in Stücke gebrochen und regneten auf ihn herab. Heilige Amulette wurden auf den Abtritt geschleudert, Exkremente wurden aus der Grube geholt und an die Wände geschmiert.
    Er konnte es in seinem eigenen Haus kaum aushallen, doch er ermahnte seine Sklaven, niemandem davon zu erzählen, und als sie voll Angst davonliefen, kümmerte er sich selbst um seine Kleidung und fegte selbst das Haus aus wie ein niedriger Diener.
    Aber er war jetzt voller Entsetzen. Da war etwas in seinem Haus. Er konnte dessen Atem in seinem Gesicht spüren. Und hin und wieder hätte er schwören können, er spüre dessen nadelspitze Zähne.
    Voller Verzweiflung begann er schließlich, es anzusprechen, es zu bitten zu verschwinden. Aber das schien seine Kraft nur zu steigern. Nach der Anrede verdoppelte es seine Macht. Es leerte Khaymans Geldbeutel auf die Steine und ließ die Goldmünzen die ganze Nacht klimpern. Es kippte sein Bett um, so daß er mit dem Gesicht auf dem Fußboden landete. Es tat Sand in sein Essen, wenn er nicht aufpaßte.
    Schließlich waren sechs Monate vergangen, seit wir das Königreich verlassen hatten. Er wurde rasend. Vielleicht waren wir außer Gefahr. Aber er konnte nicht sicher sein, und er wußte nicht, was er tun sollte, denn der Geist versetzte ihn wirklich in Schrecken.
    Dann, mitten in der Nacht, als er sich fragte, was das Ding vorhatte, denn es war so ruhig gewesen, hörte er plötzlich starkes Hämmern an seiner Tür. Er hatte schreckliche Angst. Er wußte, daß er nicht öffnen sollte, daß das Klopfen von keiner menschlichen Hand ausging. Aber schließlich konnte er es nicht länger ertragen. Er sprach seine Gebete und stieß die Tür auf. Und was er erblickte, war das Grauen schlechthin - die vermoderte Mumie seines Vaters, die schmutzigen Umhüllungen in Fetzen, lehnte an der Gartenmauer.
    Natürlich wußte er, daß kein Leben in dem eingeschrumpften Gesicht oder in den toten Augen war, die ihn anstarrten. Irgend jemand oder irgend etwas hatte den Leichnam aus einer Mastaba in der Wüste geholt und dorthin gebracht. Und dies war der Leichnam seines Vaters, verfault, stinkend; der Leichnam seines Vaters, der nach den heiligen Regeln bei einem geziemenden Leichenschmaus von Khayman und seinen Brüdern und Schwestern hätte verzehrt werden sollen.
    Khayman sank weinend, halb schreiend, auf die Knie. Und dann bewegte sich das Ding vor seinen ungläubigen Augen! Das Ding begann zu tanzen! Seine Gliedmaßen wurden hin und her geschleudert, die Umhüllungen zerbröckelten in Stücke, bis Khayman ins Haus rannte und die Tür zuschlug. Und dann wurde der Leichnam gegen die Tür geschleudert, er schien mit der Faust zu klopfen und Einlaß zu begehren.
    Khayman rief alle Götter Ägyptens an, ihn von diesem Ungeheuer zu befreien. Er rief die Palastwache, er rief die Soldaten des Königs. Er verfluchte das Teufelsding und befahl ihm, von ihm abzulassen; und jetzt war es Khayman, der in seinem Zorn mit Gegenständen warf und auf den Goldmünzen herumtrat.
    Alle aus dem Palast stürmten durch die königlichen Gärten zu Khaymans Haus. Aber jetzt schien der Dämon sogar noch stärker zu werden. Die Läden

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