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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Gedanken, sah sie das Bild des Leichenschmauses, die Zwillinge, den Leichnam auf dem Altar. Er wußte nicht, was es bedeutete! Er wußte es nicht. Die Erkenntnis entsetzte sie. Der Augenblick auf der Bühne kam ihr in Erinnerung, der Augenblick, als sie auseinandergezerrt worden waren und er sich sichtlich bemüht hatte, das Bild zu erkennen, das er flüchtig sah. Jetzt freilich, als die anderen ihn fortzogen und. immer wieder umarmten und küßten - und selbst Armand war mit ausgebreiteten Armen auf ihn zugegangen -, schenkte er ihr plötzlich ein leises Lächeln. »Jesse«, sagte er.
    Er sah die anderen an, Marius, die kühlen und wachsamen Gesichter. Und wie weiß seine Haut war, so vollkommen weiß. Doch seine Wärme, seine Überschwenglichkeit, seine fast kindische Erregung - das alles war genauso wie früher.

Teil IV
DIE KÖNIGIN DER VERDAMMTEN
    I
    Schwingen wirbeln im Sonnenlicht den Staub der Kathedrale auf
    in der die Vergangenheit
    bis zum Kinn in Marmor begraben ist.
     
    Stan Rice
    Gedicht übers Insbettgehen: Bitterkeit
     
     
    II
     
    Zwischen dem verblasten Grün
    der Hecke und des Efeus
    und ungenießbaren Erdbeeren
    sind die Lilien weiß, einsam, abartig.
    Wären sie doch unsere Hüter.
    Sie sind Barbaren.
     
    Stan Rice
    Griechische Fragmente

Akascha saß am Kopf des Tisches und erwartete sie ganz ruhig, gelassen, und das rote Gewand verlieh ihrer Haut im Schein des Feuers ein kräftiges, sinnliches Leuchten.
    Der Umriß ihres Kopfes war vom Leuchten der Flammen vergoldet, und das dunkle Fensterglas spiegelte sie makellos und lebhaft wider, als wäre das Spiegelbild die Wirklichkeit, die dort draußen in der transparenten Nacht schwebte.
    Angst. Angst um sie alle und um mich. Und merkwürdigerweise um sie. Die Vorahnung war wie ein Frösteln. Um sie. Die, die alles vernichten konnte, was ich je geliebt hatte.
    An der Tür drehte ich mich um und küßte Gabrielle noch einmal. Ich fühlte ihren Körper für einen Augenblick schlaff werden, dann konzentrierte sich ihre Aufmerksamkeit auf Akascha. Ich spürte das Zittern ihrer Hände, als sie mein Gesicht berührte. Ich sah Louis an, meinen scheinbar schwächlichen Louis mit seiner scheinbar unerschütterlichen Ruhe, und Armand, den Schelm mit dem Engelsgesicht. Letzten Endes sind die, die man liebt, einfach nur… die, die man liebt.
    Marius war frostig vor Zorn, als er den Raum betrat; nichts konnte das verbergen. Er sah mich an, mich, der jene armen, hilflosen Sterblichen getötet und den Berg hinunter verstreut hatte liegenlassen. Er wußte es, nicht wahr? Und aller Schnee der Welt konnte das nicht zudecken. Ich brauche dich, Marius. Wir brauchen dich.
    Seine Gedanken waren verschleiert; die Gedanken aller waren verschleiert. Konnten sie ihre Geheimnisse vor ihr verbergen?
    Als sie hintereinander in den Raum kamen, begab ich mich an Akaschas rechte Seite, denn das wünschte sie. Und ich wußte, daß ich dort sein sollte. Ich bedeutete Gabrielle und Louis, sich mir gegenüberzusetzen, ganz nahe, wo ich sie sehen konnte. Und der Ausdruck auf Louis’ Gesicht, so resigniert und doch besorgt, ging mir ans Herz.
    Die rothaarige Frau, die alte, die Maharet hieß, saß am anderen Ende des Tisches, dicht an der Tür. Marius und Armand saßen zu ihrer Rechten. Und an ihrer linken Seite war die junge Rothaarige, Jesse. Maharet wirkte völlig teilnahmslos, gefaßt, als könnte nichts sie beunruhigen. Aber es war ziemlich einfach zu erkennen, warum. Akascha konnte diesem Wesen nichts anhaben und auch dem anderen sehr alten, Khayman, nicht, der sich jetzt rechts neben mich setzte.
    Der, der Eric hieß, hatte Angst, das war offensichtlich. Nur widerstrebend setzte er sich überhaupt an den Tisch. Mael hatte auch Angst, aber das machte ihn wütend. Er blickte Akascha finster an, ohne auch nur zu versuchen, seine Stimmung zu verbergen.
    Und Pandora, die schöne, braunäugige Pandora - sie wirkte wirklich gleichgültig, als sie neben Marius Platz nahm. Sie sah Akascha nicht einmal an. Sie blickte durch die Glaswände nach außen, und ihre Augen wanderten langsam, liebevoll über den Wald, den unendlichen, finsteren Wald mit seinen dunklen Streifen von Mammutbäumen und stachligem Grün.
    Der andere Gleichgültige war Daniel. Ihn hatte ich auch beim Konzert gesehen. Ich hatte nicht geahnt, daß Armand bei ihm gewesen war! Ich hatte nicht den leisesten Hinweis darauf gefunden, daß Armand dagewesen war. Und der Gedanke, daß alles, was wir miteinander gesprochen

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