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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Matthew und Maria schrieben aus Amerika, baten Jesse, bald wieder zurückzukommen. Vergeblich.
     
    Jesse verbrachte vier glückliche Jahre in Indien. Sie dokumentierte unzählige Fälle, die erstaunliches Beweismaterial über Reinkarnation enthielten. Sie arbeitete mit den besten Paradetektiven zusammen, die sie jemals kennengelernt hatte. Eine lohnende, fast tröstliche Arbeit. Ganz anders als die Geisterjagd früherer Jahre.
    Im Herbst ihres Fünften Jahres gab sie schließlich dem Drängen Matthews und Marias nach. Sie würde für vier Wochen in die Staaten zurückkehren. Matthew und Maria waren überglücklich, und auch Jesse bedeutete das Wiedersehen mehr, als sie geahnt hatte. Sie war selig, wieder in der alten New Yorker Wohnung zu sein. Sie liebte die späten Abendessen mit ihren Adoptiveltern. Sie stellten keine Fragen über ihre Arbeit. Während des Tages war sie allein, und sie traf sich mit alten College-Freunden zum Mittagessen, oder sie unternahm lange, einsame Spaziergänge durch die geschäftigen Straßen, um die alten Stätten ihrer Kindheit wiederzusehen.
     
    Zwei Wochen nach ihrer Rückkunft sah Jesse im Fenster einer Buchhandlung Der Fürst der Finsternis. Einen Moment lang glaubte sie sich zu täuschen. Aber nein, sie täuschte sich nicht. Der Buchhändler erzählte ihr von der Langspielplatte desselben Titels und dem bevorstehenden Konzert in San Francisco. Auf dem Heimweg kaufte Jesse eine Eintrittskarte und die Platte.
    Den ganzen Tag lag Jesse allein in ihrem Zimmer und las das Buch. Es war, als sei der Alptraum aus Gespräch mit dem Vampir zurückgekehrt, und wieder kam sie nicht davon los. Jedes Wort schlug sie in einen seltsamen Bann. Ja, ihr seid wirklich, alle. Und wie die Erzählung in den Zeiten hin und her sprang - von der Zeit des römischen Ordens, von Santino zum Inselrefugium des Marius und zum Druidenhain des Mael! Und schließlich zu JENEN, DIE BEWAHRT WERDEN MUSSEN, lebend, doch fest und weiß wie Marmor.
    Ah, Ja, sie hatte diesen Stein berührt! Sie hatte in Maels Augen geblickt, sie hatte Santinos Händedruck gespürt. Sie hatte Marius’ Gemälde in den Gewölben der Talamasca gesehen!
    Als sie die Augen schloß, um zu schlafen, sah sie Maharet auf dem Balkon des Sonoma-Anwesens. Der Mond stand hoch über dem Gehölz. Und die warme Nacht war voller Verheißungen und Gefahren. Eric und Mael waren da. Und die anderen, denen sie nur in Lestats Buch begegnet war. Alle vom selben Stamm: glühende Augen, schimmerndes Haar, porenlose, glänzende Haut. Tausendmal hatte sie die alten keltischen Symbole auf ihrem Silberarmband zu entziffern versucht; offenbar waren es Götter und Göttinnen, die die Druiden in Wäldern anriefen, in die sie einst Marius verschleppt hatten. Wie viele Bindeglieder brauchte sie noch, um diese Schimären und jenen unvergeßlichen Sommer auf einen Nenner zu bringen?
    Nur eines noch, ohne Frage. Der Vampir Lestat höchstpersönlich - in San Francisco, wo sie ihn sehen und berühren würde -, das würde das letzte Bindeglied sein. In diesem Moment hautnaher Begegnung würde sie die Antwort auf alles finden.
    Die Uhr lief. Ihre Loyalität zu den Talamasca starb ab. Kein Wort dürfte sie ihnen verraten. Es wäre einer Tragödie gleichgekommen, wenn sie sich wieder fürsorglich und selbstlos um sie gekümmert hätten.
    Der versunkene Nachmittag. Sie war wieder soweit. Ging über die Wendeltreppe in Maharets Keller. Konnte sie die hinterste Tür nicht aufstoßen? Schau mal. Sieh dir doch an, was du damals gesehen hast. Auf den ersten Blick gar nicht so schrecklich - nur jene, die du kanntest und liebtest, in der Dunkelheit schlafend, tief schlafend. Aber Mael liegt wie tot auf dem kalten Fußboden, und Maharet sitzt wie eine Statuegegen die Wand gelehnt. Ihre Augen sind offen!
    Wie vom Blitz getroffen und mit glühenden Wangen wachte Jesse auf; ihr Zimmer war kalt und dämmerig. »Miriam«, rief sie. Allmählich beruhigte sie sich. Sie hatte Maharet berührt. Kalt, versteinert. Und Mael wie tot! Alles andere war Dunkelheit.
    New York. Sie lag mit dem Buch auf dem Bett.
    Und Miriam war nicht zu ihr gekommen.
    Langsam stand sie auf und ging durch das Schlafzimmer zum Fenster. Da gegenüber, im trüben Lichte des Nachmittags, stand das Phantomhaus von Stanfort White. Sie starrte es an, bis es sich langsam wieder auflöste.
    Von der Schallplattenhülle auf der Kommode lächelte sie der Vampir Lestat an. Sie schloß die Augen. Das Bild des tragischen Paars JENER,

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