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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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DIE BEWAHRT WERDEN MÜSSEN tauchte vor ihr auf. Unzerstörbares Königspaar auf seinem ägyptischen Thron, das der Vampir in seinen Hymnen besang, die aus Radios und Musikboxen drangen und aus den kleinen Kassettenrecordern, die die Leute mit sich herumtrugen. Sie sah Maharets weißes Gesicht in den Schatten glühen. Alabaster. Der Stein, der immer voller Licht ist.
    Es war Spätherbst, und schnell senkte sich die Dämmerung nieder, um dem Lichterglanz der Nacht Platz zu machen. Der Verkehrslärm in den überfüllten Straßen brach sich an den Fassaden der Gebäude. War der Verkehr irgendwo auf der Welt lauter als in den Straßen von New York? Sie lehnte ihre Stirn gegen das Fensterglas. Aus einem Augenwinkel konnte sie Stanfort Whites Haus sehen. Gestalten bewegten sich in dem Inneren des Gebäudes.
     
    Am nächsten Nachmittag verließ Jesse New York in Matts altem Kabriolett. Trotz seines Protests gab sie ihm Geld für das Auto, da sie wußte, daß sie es ihm nie zurückbringen würde. Dann umarmte sie ihre Eltern und sagte ihnen so zwanglos wie möglich jene schlichten, tiefempfundenen Dinge, die sie sie schon immer hatte wissen lassen wollen.
    An diesem Morgen hatte sie Maharet einen Eilbrief und zwei Vampir-Romane geschickt. Sie erklärte, daß sie die Talamasca verlassen habe, daß sie nach Westen fahre zu dem Konzert des Vampirs Lestat und daß sie gerne in Sonoma vorbeischauen würde. Sie müsse Lestat sehen, das sei für sie von äußerster Wichtigkeit. Würde ihr alter Schlüssel noch passen? Würde Maharet einem kurzen Besuch zustimmen?
    Auf ihrer ersten Station, in Pittsburgh, träumte sie nachts wieder von den Zwillingen. Sie sah die beiden Frauen vor dem Altar knien. Sie sah den gesottenen Körper, der bereitlag, verspeist zu werden. Sie sah, wie der eine Zwilling die Schale mit dem Herzen, der andere die Schale mit dem Gehirn hochhob. Dann die Soldaten, die Freveltat.
    Als sie in Salt Lake City ankam, hatte sie bereits dreimal von den Zwillingen geträumt. In einer nebelhaften und erschreckenden Szene hatte sie gesehen, wie sie vergewaltigt worden waren. Sie hatte gesehen, wie eine der Schwestern ein Baby zur Welt brachte. Sie hatte gesehen, wie das Baby versteckt wurde, als die Zwillinge erneut gejagt und gefangengenommen wurden. Waren sie getötet worden? Sie wußte es nicht. Das rote Haar. Wenn sie nur ihre Gesichter, ihre Augen hätte sehen können! Das rote Haar war ihr die reinste Qual.
    Erst als sie David von einer Telefonzelle aus anrief, erfuhr sie, daß auch andere diese Träume gehabt hatten - Hellseher und Medien auf der ganzen Welt. Immer wieder war dabei eine Verbindung zu dem Vampir Lestat hergestellt worden. David befahl Jesse, sofort nach Hause zu kommen.
    Jesse bemühte sich um eine möglichst höfliche Erklärung. Sie ginge zu dem Konzert, um Lestat mit eigenen Augen zu sehen. Sie müsse einfach. Freilich gebe es noch mehr zu klären, aber es sei jetzt sowieso zu spät. David müsse versuchen, ihr zu vergeben.
    »Das wirst du nicht tun, Jessica«, sagte David. »Was da geschieht, ist mehr als eine Bagatellangelegenheit für Berichte und Archive. Du mußt zurückkommen, Jessica. Die Wahrheit ist, man braucht dich hier. Man braucht dich dringend. Du darfst dich nicht auf dieses Abenteuer einlassen. Jesse, höre doch, was ich dir sage.«
    »Ich kann nicht zurückkommen, David. Ich habe dich immer geliebt. Euch alle geliebt. Aber sag mir eins. Das ist die letzte Frage, die ich dir jemals stellen werde. Warum kannst du nicht selbst kommen?«
    »Jesse, du hörst mir nicht zu.«
    »David, die Wahrheit bitte. Sag mir die Wahrheit. Hast du jemals wirklich an sie geglaubt? Oder war es nur immer eine Frage von Fundstücken und Akten und Gemälden in Gewölben gewesen, Dingen, die du sehen und berühren konntest?! Du weißt, wovon ich spreche, David. Denk doch nur an die katholischen Priester, wenn die während der Messe ihre heiligen Formeln sprechen. Glauben sie wirklich an Christus und den Altar? Oder geht es nur um den Kelch und den Abendmahlswein und den jubelnden Chor?«
    »Jesse, du verstehst das alles falsch. Ich weiß, was das für Wesen sind. Ich habe es schon immer gewußt. Niemals habe ich daran gezweifelt. Und darum könnte mich keine Macht der Welt dazu bringen, zu diesem Konzert zu gehen. Du bist es, die die Wahrheit nicht akzeptieren will. Du mußt alles sehen, um es zu glauben! Jesse, unterschätze die Gefahr nicht. Lestat ist genau das, wozu er sich bekennt, und es werden noch

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