Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr
nesteln und über das Organ zu rollen, während ihre passiven Augen mich starr anblickten, als habe sie keinen eigenen Willen mehr.
Es war diese Hingabe, was sie brauchte, was sie von sich selbst verlangte. Wieder fing ich an, sie zu küssen. Sie war feucht und für mich bereit. Ich konnte mich nicht länger zurückhalten, und als ich sie bestieg, tat ich es hart. Die kleine Öffnung war eng und erregend heiß, als die Säfte zu fließen begannen. Ich sah, wie das Blut ihr ins Gesicht stieg, als der Rhythmus schneller wurde; ich bog den Kopf hinunter, um an ihren Brustwarzen zu lecken, und nahm dann wieder ihren Mund in Besitz. Als sie am Ende aufstöhnte, war es wie ein Stöhnen des Schmerzes. Und da war es wieder, das Mysterium - daß etwas so vollkommen beendet werden, so vollständig sein und doch nur so kurz währen konnte. Eine so kostbare kurze Zeit.
War es eine Vereinigung gewesen? Waren wir eins miteinander in dieser dröhnenden Stille?
Ich glaube es nicht. Im Gegenteil, es schien mir die gewaltsamste aller Trennungen zu sein: zwei gegensätzliche Wesen, die zueinandergeschleudert wurden in Hitze und Unbeholfenheit, in Vertrauen und Bedrohlichkeit, und die Gefühle eines jeden waren unfaßbar und unergründlich für den anderen; und die Süße des Augenblicks war so schrecklich wie seine Kürze; seine Einsamkeit so schmerzhaft wie sein unbestreitbares Feuer.
Und nie hatte sie in meinen Augen so zerbrechlich ausgesehen wie jetzt, wo sie die Augen geschlossen und das Gesicht ins Kissen gedreht hatte und wo ihre Brüste nicht mehr wogten, sondern sehr still lagen. Es war wie ein Bild, das Gewalt provozierte - eine Verlockung für die wollüstigste Grausamkeit in einem männlichen Herzen.
Warum war das so?
Ich wollte nicht, daß irgendein anderer Sterblicher sie berührte!
Ich wollte nicht, daß ihr Gewissen sie plagte. Ich wollte nicht, daß die Reue sie verletzte oder daß irgendein anderes Übel des menschlichen Geistes auch nur in ihre Nähe kam.
Und erst jetzt dachte ich wieder an das Geschenk der Finsternis, aber nicht an Claudia, sondern an die süße, pochende Pracht der Erschaffung Gabrielles. Gabrielle hatte nach diesem längst vergangenen Augenblick nie zurückgeschaut. In Kraft und Sicherheit gekleidet, hatte sie ihre Wandlung begonnen und nicht eine Stunde lang mörderische Qualen gelitten, derweil die endlosen Verschlingungen der großen Welt sie immer weiter voranzogen.
Aber wer konnte schon vorher sagen, was das Blut der Finsternis einer menschlichen Seele bringen würde? Und dieser hier, einer tugendhaften Frau, die an alte und erbarmungslose Gottheiten glaubte, trunken vom Blut der Märtyrer und dem schwindelerregenden Leid Tausender Heiliger? Gewiß würde sie nie um das Geschenk der Finsternis bitten, und sie würde es ebenso wenig annehmen wie David.
Aber was bedeuteten solche Fragen schon, solange sie nicht wußte, daß das, was ich gesagt hatte, die Wahrheit war? Und wenn ich ihr nie beweisen könnte, daß es die Wahrheit war? Wenn ich das Blut der Finsternis nie mehr in mir hätte, um es jemandem zu geben, sondern auf ewig gefangen bliebe in diesem sterblichen Fleisch? Still lag ich da und sah zu, wie das Sonnenlicht das Zimmer erfüllte. Ich sah zu, wie es auf den winzigen Körper des gekreuzigten Christus über ihrem Bücherregal traf; ich sah zu, wie es auf das gesenkte Haupt der Jungfrau Maria fiel.
Und aneinandergeschmiegt schliefen wir wieder ein.
Sechzehn
M ittag. Ich trug die sauberen neuen Kleider, die ich an jenem letzten schicksalhaften Tag meiner Wanderung gekauft hatte - ein weiches weißes Überziehhemd mit langen Armein, eine modische ausgebleichte Jeans.
Wir machten eine Art Picknick vor dem warmen, knisternden kleinen Feuer - eine weiße Wolldecke war auf dem Teppich ausgebreitet, auf der wir saßen und unser spätes Frühstück einnahmen, während Mojo nach seiner Art auf dem Fußboden der Küche fraß. Es gab wieder französisches Brot und Butter, Orangensaft, gekochte Eier und Obst. Ich aß hungrig und ignorierte ihre warnenden Hinweise, daß ich noch nicht wieder ganz gesund sei. Ich war gesund genug. Das sagte sogar ihr kleines digitales Thermometer.
Ich sollte mich auf den Weg nach New Orleans machen. Wenn der Flughafen offen wäre, könnte ich vielleicht bis zum Abend dort sein. Aber ich wollte sie noch nicht verlassen. Ich bat sie um Wein. Ich wollte reden. Ich wollte sie verstehen, und ich hatte auch Angst, sie zu verlassen. Angst, ohne sie allein
Weitere Kostenlose Bücher