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Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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diesen gemeinen Wächtern, und ich betete zu den dunklen Göttern, die es nicht gibt, um Verständnis. Ich dachte an Gretchen. Hatte sie ihren Regenwald schon erreicht und all die Kranken, die dort auf die Tröstungen ihrer Berührung warteten? Zu gern hätte ich gewußt, wo sie war.
    Vielleicht arbeitete sie bereits in einer Urwaldapotheke mit blinkenden Phiolen voll Medizin, oder sie zog mit einem Rucksack voller Wunder durch die Dörfer der Umgebung. Ich dachte an das stille Glück, mit dem sie ihre Mission beschrieben hatte. Die Wärme ihrer Umarmungen kam mir in den Sinn, ihre schlaftrunkene Süße und das Behagen in jenem kleinen Zimmer. Ich sah wieder den Schnee, der draußen vor den Fenstern fiel. Ich sah den Blick ihrer großen nußbraunen Augen und hörte den langsamen Rhythmus ihrer Sprache.
    Dann wieder sah ich den tiefblauen Nachthimmel über mir; ich fühlte den Wind, der über mich hinwegstrich, so glatt wie Wasser, und ich dachte an David, David, der jetzt hier bei mir war.
    Ich weinte, als David meinen Arm berührte.
    Erst konnte ich seine Gesichtszüge nicht erkennen. Es war dunkel am Strand, und das Rauschen der Brandung war so gewaltig, daß nichts in mir zu funktionieren schien, wie es sollte. Dann erkannte ich, daß es natürlich David war, der da vor mir stand und mich ansah, David in einem frischen weißen Baumwollhemd, in einer weiten Hose und mit Sandalen an den Füßen, und es gelang ihm, selbst in dieser Aufmachung noch elegant auszusehen. Und David bat mich sanft, doch bitte wieder ins Zimmer zu kommen.
    »Jake ist hier«, sagte er. »Unser Mann aus Mexico City. Ich finde, Sie sollten mit nach drinnen kommen.«
    Der Deckenventilator kreiste lärmend, und kühle Luft strich durch die Blenden, als wir das schäbige kleine Zimmer betraten. Ein leises Klappern kam von den Kokospalmen, ein Geräusch, das mir gut gefiel und das mit dem Wind an- und wieder abschwoll.
    Jake saß auf dem einen der beiden schmalen, durchhängenden Betten - ein großer, schlaksiger Mensch in Khakishorts und einem weißen Polohemd; er paffte eine durchdringend riechende kleine braune Zigarre. Seine Haut war rundum tief gebräunt, und er hatte einen formlosen Schopf von ergrauendem blonden Haar. Seine Haltung wirkte völlig entspannt, aber unter dieser Fassade war er hellwach und mißtrauisch. Sein Mund war eine völlig gerade Linie.
    Wir reichten einander die Hand, und er gab sich kaum Mühe, zu verbergen, daß er mich von Kopf bis Fuß musterte. Flinke, geheimnisvolle Augen, ein bißchen wie Davids Augen, aber kleiner. Und nur Gott wußte, was er sah.
    »Tja, mit den Pistolen gibt’s kein Problem«, sagte er, und sein australischer Akzent war unüberhörbar. »In Häfen wie hier gibt es keine Metalldetektoren. Ich gehe gegen zehn Uhr morgens an Bord, deponiere die Kiste und die Pistolen für Sie in Ihrer Kabine auf dem Fünferdeck, und dann treffen wir uns im Café Centaur in St. George. Ich hoffe bloß, Sie wissen, was Sie tun, David, wenn Sie Schußwaffen an Bord der Queen Elisabeth 2 bringen.«
    »Selbstverständlich weiß ich, was ich tue«, sagte David sehr höflich und mit einem leisen, verspielten Lächeln. »Und was haben Sie uns über unseren Mann zu berichten?«
    »Ach ja. Jason Hamilton. Einsfünfundachtzig. Sonnengebräunt, ziemlich langes blondes Haar, durchdringende blaue Augen. Geheimnisvoller Bursche. Sehr britisch, sehr höflich. Gerüchte über seine wahre Identität gibt’s im Überfluß. Er verteilt gewaltige Trinkgelder, schläft tagsüber und hat anscheinend keine Lust, das Schiff zu verlassen, wenn es im Hafen liegt. Ja, er gibt seinem Kabinensteward jeden Morgen kleine Päckchen für die Post - in aller Frühe, bevor er für den Tag verschwindet. Sein Postfach habe ich noch nicht herausfinden können, aber das ist nur eine Frage der Zeit. Ist noch zu keiner einzigen Mahlzeit im Queen’s Grill erschienen. Man munkelt, er sei ernsthaft krank. Aber was er hat, weiß keiner. Er schaut aus wie das blühende Leben, und das macht die Sache nur noch geheimnisvoller. Sagen alle. Ein kräftig gebauter, anmutiger Bursche mit einer blendenden Garderobe, wie es scheint. Er spielt mächtig mit beim Roulette und tanzt stundenlang mit den Ladies. Scheint übrigens die ganz alten zu mögen. Schon deswegen würde er Mißtrauen erregen, wenn er selber nicht so verdammt reich wäre. Verbringt eine Menge Zeit damit, einfach auf dem Schiff umherzustreifen.«
    »Ausgezeichnet. Das ist genau das, was ich wissen

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