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Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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ich lachte beinahe hysterisch vor rasender Erregung und blanker Erschöpfung.
    »Das ist alles, was wir brauchen«, sagte er. »Jetzt weiß ich, daß wir es schaffen können. Kommen Sie, gleich noch einmal! Wir werden es zwanzigmal machen, wenn es sein muß - bis wir wissen, daß wir es unfehlbar zuwege bringen.« Beim fünften erfolgreichen Versuch blieb ich volle dreißig Sekunden in seinem Körper, absolut fasziniert von den veränderten Empfindungen, die damit zusammenhingen - die leichteren Gliedmaßen, das schlechtere Sehvermögen und der eigenartige Klang meiner Stimme aus seiner Kehle. Ich schaute nach unten und sah seine Hände - schmal, von Blutgefäßen überzogen, die Fingerrücken schwärzlich behaart -, und es waren meine Hände! Wie schwierig es war, sie zu steuern. Ja, die eine wies einen ausgeprägten Tremor auf, den ich nie zuvor bemerkt hatte. Dann kam wieder der Ruck, ich flog in die Höhe und fiel dann wie ein Stein zurück in den sechsundzwanzigjährigen Körper.
    Wir hatten es sicher zwölfmal gemacht, ehe dieser Sklaventreiber von einem Candomble-Priester meinte, nun sei es Zeit, daß er sich gegen meinen Angriff ernsthaft zur Wehr setze.
    »Jetzt müssen Sie mit sehr viel größerer Entschlossenheit auf mich einstürmen. Ihr Ziel ist es, den Körper für sich zu erobern! Und Sie rechnen mit Widerstand.« Eine Stunde lang kämpften wir miteinander. Schließlich, als es mir gelungen war, ihn hinauszuschleudern und für zehn Sekunden draußen zu halten, erklärte er, nun sei es genug.
    »Er hat Ihnen die Wahrheit über Ihre Zellen gesagt. Sie werden Sie wiedererkennen. Sie werden Sie aufnehmen und versuchen, sie zu behalten. Jeder erwachsene Mensch kann mit seinem eigenen Körper viel besser umgehen als der Eindringling. Und natürlich können Sie die übernatürlichen Talente auf eine Art und Weise einsetzen, von der er nicht einmal träumen kann. Ich denke, wir können es schaffen. Ja, ich bin ziemlich sicher, daß wir es schaffen können.«
    »Aber sagen Sie mir eines«, bat ich. »Bevor wir aufhören wollen Sie mich nicht einmal aus meinem Körper hinausstoßen und selbst hineinfahren? Ich meine, nur um zu sehen, wie er ist?«
    »Nein«, sagte er leise, »das möchte ich nicht.«
    »Aber sind Sie denn nicht neugierig? Wollen Sie nicht wissen …«
    Ich merkte, daß ich jetzt seine Geduld strapazierte.
    »Hören Sie, die Wahrheit ist, wir haben keine Zeit für dieses Experiment. Und vielleicht will ich es auch gar nicht wissen. Ich erinnere mich gut genug an meine Jugend. Zu gut sogar. Das hier ist kein Spiel. Sie können ihn jetzt angreifen. Darauf kommt es an.« Er sah auf die Uhr. »Es ist gleich drei. Wir werden etwas essen, und dann gehen wir schlafen. Wir haben noch einen arbeitsreichen Tag vor uns; wir müssen das Schiff erkunden und uns vergewissern, daß unsere Pläne funktionieren. Dazu müssen wir ausgeruht und im Vollbesitz unserer Kräfte sein. Kommen Sie, wir wollen sehen, was wir noch an Essen und Trinken auftreiben können.« Wir gingen hinaus und den Weg entlang, bis wir zu der kleinen Küche kamen, einem komischen, feuchten, ziemlich vollgestopften Raum. Der freundliche Besitzer hatte uns zwei Teller in den rostigen, ächzenden Kühlschrank gestellt und dazu eine Flasche Weißwein. Wir setzten uns an den Tisch und verschlangen Reis, Yams und scharfgewürztes Fleisch bis auf den letzten Rest, ohne uns darum zu kümmern, daß alles sehr kalt war.
    »Können Sie meine Gedanken lesen?« fragte ich, nachdem ich zwei Glas Wein getrunken hatte.
    »Nein, nicht mehr. Sie haben es gelernt.«
    »Und wie mache ich es, wenn ich schlafe? Die Quem Elisabeth l kann nicht mehr als hundert Meilen von der Küste entfernt sein. Sie soll in zwei Stunden hier anlegen.«
    »Genauso, wie Sie es machen, wenn Sie wach sind. Sie sperren sich zu. Sie riegeln sich ab. Denn, wissen Sie, man schläft niemals ganz und gar. Nicht einmal, wenn man im Koma liegt. Der Wille ist immer in Betrieb. Und hier geht es um den Willen.«
    Ich schaute ihn an, als wir so dasaßen. Er war offensichtlich müde, aber er sah nicht hohlwangig oder entkräftet aus. Sein dichtes dunkles Haar verstärkte natürlich den Eindruck von Tatkraft, und in seinen großen dunklen Augen leuchtete wie immer ein wildes Licht.
    Ich aß rasch zu Ende, stellte die Teller in die Spüle und ging hinunter zum Strand, ohne mir die Mühe zu machen, ihm zu sagen, was ich vorhatte. Ich wußte, er würde nur einwenden, daß wir jetzt ruhen müßten,

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