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Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Sanftes, hübsches Licht erfüllte die Kabine. Es würde ihm die Augen verbrennen, wenn er es sähe, und seine entblößte Haut würde ein heißer Schmerz überziehen.
    Zweifellos war er jetzt unterwegs hierher - es mußte so sein, wenn er nicht noch ein Versteck hatte, von dem wir nichts wußten.
    Ich ging zurück zur Eingangstür und stellte mich links davon auf. Wenn er hereinkäme, würde er mich nicht sehen, denn die Tür würde mich verdecken, wenn er sie öffnete.
    David war die Stufen zum erhöhten Salon hinaufgestiegen und stand mit dem Rücken zur Glaswand, der Kabinentür gegenüber; den großen Revolver hielt er fest in beiden Händen.
    Plötzlich hörte ich schnelle Schritte, die immer näher kamen. Ich wagte nicht, David ein Zeichen zu geben, aber ich sah, daß auch er sie gehört hatte. Die Kreatur rannte fast. Ihre Waghalsigkeit war überraschend. David hob den Revolver und zielte auf die Tür, als der Schlüssel sich im Schloß drehte.
    Die Tür schwang zu mir auf und fiel dann laut ins Schloß, während James praktisch taumelnd hereinkam. Er riß den Arm hoch, um die Augen vor dem Licht zu schützen, das durch die Glaswand hereinfiel, und stieß einen halberstickten Fluch aus; offenbar verdammte er die Stewards dafür, daß sie die Vorhänge nicht zugezogen hatten, wie er es ihnen aufgetragen hatte.
    Auf seine übliche unbeholfene Weise wandte er sich den Stufen zu und blieb stehen. Er sah David vor sich, der ihn mit dem Revolver bedrohte, und dann rief David: »Jetzt!«
    Mit der Kraft meines ganzen Wesens holte ich zum Schlag gegen ihn aus. Der unsichtbare Teil meiner Selbst stieg empor, verließ meinen sterblichen Körper und flog mit unkalkulierbarer Wucht auf meine Gestalt zu. Und im nächsten Moment wurde ich zurückgeschleudert! Ich fuhr mit solcher Geschwindigkeit in meinen sterblichen Körper nieder, daß der Körper selbst wie geschlagen gegen die Wand geworfen wurde.
    »Noch mal!« schrie David, aber wiederum wurde ich mit schwindelerregendem Tempo zurückgetrieben, und nur mühsam fand ich die Kontrolle über meine schweren menschlichen Gliedmaßen wieder, um mich aufzurappeln.
    Ich sah mein altes Vampirgesicht vor mir; die blauen Augen waren rot unterlaufen und blinzelten, denn das Licht im Raum wurde immer heller. Ah, ich wußte, welche Schmerzen er litt! Ich kannte seine Verwirrung. Die Sonne versengte diese zarte Haut, die nach der Wüste Gobi nie ganz verheilt war. Seine Glieder wurden wahrscheinlich schon matt; sie waren erfüllt von der unausweichlichen Taubheit des heraufdämmernden Tages.
    »Also gut, James, das Spiel ist aus!« rief David in unverhohlener Wut. »Benutze doch dein verschlagenes kleines Gehirn!«
    Die Kreatur fuhr herum, als habe Davids Stimme sie zur Ordnung gerufen, und wich dann gegen den Nachttisch zurück; sie zerquetschte das schwere Plastikmaterial mit einem lauten, häßlichen Geräusch und hielt den Arm vor die Augen, um sie zu schützen. Voller Panik sah James sein Zerstörungswerk und versuchte noch einmal, David anzusehen, der mit dem Rücken zur aufgehenden Sonne stand.
    »Was hast du jetzt vor?« fragte David herausfordernd. »Wo kannst du hin? Wo willst du dich verstecken? Bringst du uns um, wird man die Kabine durchsuchen, sobald die Leichen entdeckt werden. Es ist aus, mein Freund. Gib auf.«
    Ein tiefes Knurren kam von James. Er senkte den Kopf wie ein Stier, der blindlings angreifen will. Ich empfand absolute Verzweiflung, als ich sah, wie seine Hände sich zu Fäusten ballten.
    »Gib auf, James!« brüllte David.
    Und als das Wesen eine Salve von Flüchen losließ, versuchte ich es zum drittenmal, und die Panik trieb mich ebenso an wie Mut und schlichte sterbliche Willenskraft. Der erste heiße Strahl der Sonne blitzte über das Wasser! Lieber Gott, jetzt oder nie: Ich durfte nicht scheitern. Ich durfte nicht! Ich stieß mit voller Wut mit ihm zusammen und fühlte einen lähmenden Elektroschock, als ich durch ihn hindurchfuhr, und dann sah ich gar nichts mehr und wurde wie von einem riesigen Vakuum angezogen, immer tiefer in die Dunkelheit, und dabei rief ich: »Ja, hinein in ihn, in mich! In meinen Körper, ja!«
    Als nächstes starrte ich geradewegs in gleißend helles goldenes Licht.
    Der Schmerz in meinen Augen war unerträglich. Es war die Hitze der Wüste Gobi. Es war die gewaltige, endgültige Erleuchtung der Hölle. Aber ich hatte es geschafft! Ich war in meinem eigenen Körper. Und das gleißende Licht war die aufgehende Sonne, die mir

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