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Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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verstehen: David ist nicht in diesem Körper. Hören Sie mir zu? David ist irgendwo…«
    Ich brach ab.
    Eine dunkle Gestalt stand auf der anderen Seite der Scheibe. Ich sah sie und wollte sie nicht weiter beachten - denn was kümmerte es mich, wenn irgendein Sterblicher mich zur Eile drängte? -, aber da erkannte ich meinen alten sterblichen Körper, den großen jungen Körper mit den braunen Haaren, in dem ich lange genug gelebt hatte, um jede kleine Einzelheit, jede seiner Schwächen und Stärken zu kennen. Ich starrte in das Gesicht, das mich noch vor zwei Tagen aus dem Spiegel angeblickt hatte! Nur daß es mich jetzt um eine halbe Handbreit überragte. Ich mußte in die vertrauten braunen Augen aufschauen.
    Der Körper trug den Baumwollkreppanzug, den ich ihm zuletzt angezogen hatte. Ja, da war auch das weiße Rollkragenhemd, das ich ihm über den Kopf gezogen hatte. Und eine der vertrauten Hände war jetzt in einer ruhigen Geste erhoben, so ruhig wie der Gesichtsausdruck, und sie forderte mich unmißverständlich auf, den Hörer aufzulegen.
    Ich gehorchte.
    In einer leisen, fließenden Bewegung kam der Körper um die Zelle herum und öffnete die Tür. Die rechte Hand schloß sich um meinen Arm und zog mich, ohne daß ich widerstrebte, auf den Gehweg, wo ein sanfter Wind wehte.
    »David«, sagte ich, »weißt du, was ich getan habe?«
    »Ich glaube ja.« Er zog leicht die Augenbrauen hoch, und die vertraute englische Stimme klang zuversichtlich aus dem jugendlichen Mund. »Ich habe den Krankenwagen am Hotel gesehen.«
    »David, das war ein Fehler, ein schrecklicher, schrecklicher Fehler!«
    »Komm, laß uns von hier verschwinden«, sagte er. Und diesmal war es wirklich die Stimme, an die ich mich erinnerte, wahrhaft beruhigend, gebieterisch und sanft.
    »Aber David, du verstehst nicht - dein Körper…«
    »Komm, du kannst mir ja alles erzählen.«
    »Er stirbt, David.«
    »Na, da können wir nicht viel machen, oder?«
    Und zu meiner großen Verwunderung legte er mir den Arm um die Schultern, beugte sich auf seine charakteristische, entschlossene Art vor und schob mich vorwärts, die Straße hinunter bis zur Ecke, wo er ein Taxi heranwinkte.
    »Ich weiß nicht, welches Krankenhaus es ist«, gestand ich. Ich zitterte immer noch heftig am ganzen Körper, und auch meine Hände konnte ich nicht ruhig halten. Und zu sehen, wie er mich mit heiterer Gelassenheit anschaute, war ein unerträglicher Schock für mich, zumal wenn die altvertraute Stimme aus dem straffen, sonnengebräunten Gesicht kam.
    »Wir fahren nicht ins Krankenhaus«, sagte er, als habe er ein hysterisches Kind zu beruhigen. Er deutete auf das Taxi. »Bitte steig ein.« Er schob sich neben mich auf den Ledersitz und nannte dem Fahrer die Adresse des Grand Bay Hotels in Coconut Groove.

Siebenundzwanzig
    I ch befand mich immer noch in einem fast menschlichen Schockzustand, als wir die große, marmorverkleidete Hotelhalle betraten. Wie durch einen Nebel sah ich die luxuriöse Einrichtung, die riesigen Blumenvasen und die elegant gekleideten Touristen, die vorüberschlenderten. Geduldig führte mich der hochgewachsene,
    braunhaarige Mann, der ich kürzlich selbst gewesen war, zum Aufzug, und in sausender Stille fuhren wir in ein hochgelegenes Stockwerk.
    Ich konnte den Blick nicht von ihm wenden, aber ich hatte immer noch Herzklopfen von dem, was eben erst geschehen war. Ich schmeckte immer noch das Blut des verwundeten Körpers in meinem Mund.
    Die Suite, die wir betraten, war geräumig und in gedämpften Farben eingerichtet; eine ganze Wand von Fenstern, die vom Boden bis zur Decke reichten, gab den Blick in die Nacht hinaus frei, und man sah die zahllosen erleuchteten Hochhäuser am Strand der dunklen, freundlichen Biscayne Bay.
    »Du verstehst doch, was ich dir zu erzählen versuche«, sagte ich; ich war froh, endlich mit ihm allein zu sein, und starrte ihn an, als er sich mir gegenüber an dem kleinen runden Holztisch niederließ. »Ich habe ihn verletzt, David; ich habe ihn in einem Wutanfall verletzt. Ich … ich habe ihn gegen die Wand geschleudert.«
    »Du und dein schrecklicher Jähzorn, Lestat«, sagte er, aber wieder war es der Tonfall, mit dem man ein überdrehtes Kind beruhigt.
    Ein breites, warmes Lächeln befeuerte das wunderschön geformte Gesicht mit den klar und anmutig geschnittenen Backenknochen und dem großen, heiter gelassenen Mund - Davids unverwechselbares Lächeln.
    Ich konnte nicht darauf reagieren. Langsam wanderte mein Blick

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