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Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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das Vermögen zurückerstattet, das er dem Orden hinterlassen hatte, und ihm eine großzügige Pension gewährt. Er war nicht mehr Generaloberer, aber seine Wohnung im Mutterhaus hatte er behalten. Er würde für alle Zeit unter ihren Fittichen bleiben.
    Er habe ein kleines Geschenk für mich, falls ich es haben wolle. Es sei ein Medaillon mit einer Miniatur von Claudia. Er habe es gefunden. Ein vorzügliches Porträt und eine feine Goldkette. Er habe es bei sich und werde es mir schicken, wenn ich es wolle. Aber wollte ich nicht lieber zu ihm kommen und es aus seiner Hand entgegennehmen?
    Barbados. Es habe ihn sozusagen zum Tatort zurückgetrieben. Das Wetter sei schön. Er lese wieder den Faust, schrieb er mir. Er habe so Viele Fragen an mich. Und wann ich kommen wolle?
    Gott oder den Teufel hatte er nicht wiedergesehen, obwohl er vor seiner Abreise aus Europa eine Menge Zeit in Pariser Cafes verbracht hatte. Aber er hatte auch nicht vor, den Rest seines Lebens mit der Suche nach Gott oder dem Teufel zu verbringen. »Nur du kannst den Mann kennen, der ich jetzt bin«, schrieb er. »Du fehlst mir, und ich will mit dir sprechen. Kannst du nicht einfach daran denken, daß ich dir geholfen habe, und mir alles andere verzeihen?«
    Er war in diesem Hotel am Meer, das er mir beschrieben hatte, mit den hübschen rosafarbenen Stuckbauten und den weit verstreuten Bungalows, mit dem zart duftenden Garten und dem endlosen Panorama von sauberem Sand und funkelnd klarem Meer.
    Ich ging erst hin, nachdem ich in dem Garten oben auf dem Berg gewesen war und auf den Klippen gestanden hatte, die er besucht hatte; dort schaute ich über die bewaldeten Berge hinaus und lauschte dem Wind in den Wedeln der lärmend klappernden Kokospalmen.
    Hatte er mir von den Bergen erzählt? Daß man gleich hinunter in die tiefen, sanften Täler schauen konnte und daß die benachbarten Hänge so nah zu sein schienen, daß man glaubte, man könne sie berühren, obwohl sie doch weit, weit weg waren?
    Ich glaube es nicht, aber die Blumen hatte er gut beschrieben - die mit den winzigen Blüten, den Orchideenbaum und die Lilien, ja, diese wilden roten Lilien mit ihren zarten, bebenden Blütenblättern, und das Farnkraut, das sich in tiefe Lichtungen schmiegte, und die wächsernen Papageienblumen und die hohen, steifen Weidenkätzchen und die kleinen Blüten der Trompetenranke mit ihren gelben Schlünden.
    Wir sollten dort zusammen Spazierengehen, hatte er gesagt.
    Das würden wir auch tun. Leises Knirschen im Kies. Und, oh, niemals hatten die hohen, schwankenden Kokospalmen so schön ausgesehen wie auf diesen Anhöhen.
    Ich wartete bis nach Mitternacht mit meinem Abstieg in die weitläufige Hotelanlage am Meer. Der Garten war so, wie er ihn mir beschrieben hatte: rosa Azaleen, große, wächserne Elefantenohren und dunkel glänzende Büsche.
    Durch den leeren, dunklen Speiseraum mit der langgestreckten offenen Veranda ging ich hinunter zum Strand. Weit watete ich ins seichte Wasser hinaus, um dann in der Ferne zu den Bungalows mit ihren überdachten Veranden zurückzuschauen. Ich fand ihn sofort.
    Die Türen zu seiner kleinen Terrasse waren ganz aufgezogen, und gelbes Licht flutete heraus auf den kleinen gepflasterten Platz mit dem buntlackierten Tisch und den Stühlen. Drinnen saß er, wie auf einer beleuchteten Bühne, an einem kleinen Schreibtisch, der Nacht und dem Wasser zugewandt, und tippte auf einem kleinen tragbaren Computer; das leise, straffe Klappern der Tasten hallte durch die Stille und drang durch das Wispern der trägen, sanft schäumenden Brandung.
    Er war nackt bis auf seine weißen Shorts. Seine Haut hatte einen dunklen Goldton, als habe er tagsüber in der Sonne geschlafen. Blonde Strähnen schimmerten in seinem dunkelbraunen Haar. Leuchtender Glanz überzog die nackten Schultern und die glatte, unbehaarte Brust. Sehr fest die Muskeln an der Taille. Ein mattgoldener Schimmer kam von dem Flaum an seinen Schenkeln und Beinen und dem sehr spärlichen Haar auf seinen Handrücken.
    Ich hatte diese Haare gar nicht bemerkt, als ich lebendig gewesen war. Vielleicht hatten sie mir auch nicht gefallen. Ich wußte es nicht genau. Jetzt jedenfalls gefielen sie mir durchaus. Und er wirkte ein bißchen schlanker als ich in dieser Gestalt. Ja, die Knochen dieses Körpers waren allesamt deutlicher sichtbar und entsprachen vermutlich irgendeinem neuzeitlichen Stil von Gesundheit, der uns vorschrieb, modisch unterernährt zu sein. Es stand ihm, und es

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