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Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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göttliche, genas mit übernatürlicher Geschwindigkeit. Der Schmerz war wie ein dunkler Glanz, der sich auf meinen Körper legte. Ich stellte mir vor, wie ich den ganzen Raum in ein warmes Licht tauchte.
    Und ich witterte Sterbliche. Ein Diener war hereingekommen und rasch wieder hinausgegangen. Der arme alte Knabe. Ich mußte im Halbschlaf vor mich hin lachen, als ich mir vorstellte, was er da gesehen hatte: einen dunkelhäutigen, nackten Mann mit wildem, zerzaustem Blondschopf, der in einem unbeleuchteten Zimmer auf Davids Tiger lag.
    Und plötzlich nahm ich Davids Witterung auf, und wieder hörte ich das leise, vertraute Donnern von Blut in sterblichen Adern. Blut. Ich war so durstig nach Blut. Meine verbrannte Haut lechzte danach und meine brennenden Augen ebenfalls.
    Eine weiche Flanelldecke wurde über mich gebreitet; sehr leicht und kühl fühlte sie sich an. Nacheinander hörte ich verschiedene Geräusche, David zog die schweren Samtvorhänge vor den Fenstern dichter zusammen, eine Mühe, die er sich den ganzen Winter über nicht gemacht hatte. Er nestelte an dem Stoff herum, damit kein Lichtspalt entstehen konnte.
    »Lestat«, flüsterte er, »lassen Sie sich in den Keller hinunterbringen; dort sind Sie bestimmt sicher.«
    »Nicht so wichtig, David. Darf ich hier in diesem Zimmer bleiben?«
    »Ja, natürlich können Sie bleiben.« Solche Fürsorglichkeit.
    »Danke, David.« Ich schlief wieder ein, und Schnee wehte durch das Fenster meines Zimmers im Schloß, aber dann war alles anders. Ich sah wieder das kleine Spitalbett, und das Kind lag darin, und gottlob war diese Schwester nicht da, sondern war zu dem anderen Kind gegangen, das weinte. Oh, was für ein schreckliches, schreckliches Geräusch. Ich haßte es. Ich wäre am liebsten … ja, wo wäre ich am liebsten gewesen? Zu Hause, im tiefen französischen Winter natürlich.
    Diesmal wurde die Öllampe angezündet, statt daß sie verlosch.
    »Ich habe dir gesagt, es war noch nicht Zeit.« Ihr Kleid war so makellos weiß, und sieh doch - die winzigen Perlmuttknöpfe! Und was für einen prächtigen Kranz aus hübschen Rosen trägt sie um den Kopf…
    »Aber warum?« fragte ich.
    »Was sagen Sie?« fragte David.
    »Ich rede mit Claudia«, erklärte ich. Sie saß in dem petit-point-bestickten Sessel und hatte die Beine gerade von sich gestreckt, so daß die Zehen zur Decke deuteten. Waren das Satinslipper? Ich umfaßte ihren Fußknöchel und küßte ihn, und als ich aufblickte, sah ich ihr Kinn und ihre Wimpern, als sie den Kopf in den Nacken legte und lachte. Ein so köstliches, volles, kehliges Lachen.
    »Es sind noch andere draußen«, sagte David.
    Ich öffnete die Augen, obwohl es weh tat, die trüben Umrisse des Raumes zu sehen. Bald käme die Sonne. Ich spürte die Klauen des Tigers unter meinen Fingern. Ah, so eine kostbare Bestie. David stand am Fenster. Er spähte durch einen winzigen Spalt zwischen zwei Vorhangbahnen hinaus.
    »Da draußen«, sagte er. »Sie sind hergekommen, um sich zu überzeugen, daß Sie wohlauf sind.«
    Welch eine Vorstellung. »Wer ist es denn?« Ich hörte sie nicht, wollte sie nicht hören. War es Marius? Doch sicher nicht die ganz Alten. Warum sollten die sich für so eine Sache interessieren?
    »Das weiß ich nicht. Aber sie sind da.«
    »Sie kennen die alte Geschichte«, flüsterte ich. »Ignorieren Sie sie, dann werden sie weggehen.« Sowieso bald Sonnenaufgang. Sie werden gehen müssen. Und dir werden sie bestimmt nichts tun, David.
    »Ich weiß.«
    »Lesen Sie nicht meine Gedanken, wenn Sie mich die Ihren nicht lesen lassen«, sagte ich.
    »Ärgern Sie sich nicht. Niemand wird in dieses Zimmer kommen oder Sie stören.«
    »Ja, ich kann gefährlich sein, selbst wenn ich ruhe…« Ich wollte noch mehr sagen, ihn weiter warnen, aber dann wurde mir klar, daß er der einzige Sterbliche war, der eine solche Warnung nicht nötig hatte. Die Talamasca. Erforscher des Paranormalen. Er wußte Bescheid.
    »Schlafen Sie jetzt«, sagte er.
    Darüber mußte ich lachen. Was kann ich sonst tun, wenn die Sonne aufgeht? Selbst wenn sie mir voll ins Gesicht scheint. Aber er klang fest und beruhigend.
    Wenn ich an die alten Zeiten denke, so hatte ich damals immer den Sarg, und manchmal polierte ich ihn bedächtig, bis das Holz einen tiefen Glanz bekam, und dann rieb ich auch das schmale Kruzifix auf dem Deckel blank und lächelte bei mir über die Sorgfalt, mit der ich den kleinen, verrenkten Leib des massakrierten Christus, des

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