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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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ich Generaloberst des Ordens war und so gezwungenermaßen wieder an meinen Schreibtisch in London zurückkehren musste. Und ich beneidete ihn um die Freude, dieses Kind dabei zu begleiten, wenn es seinen ersten Lehrer traf und eine passende Schule auswählte.
    Was die olmekischen Artefakte anging, so brachten wir sie zur Sicherheit in die kleine Stahlkammer hier im Mutterhaus, und erst einmal dort, öffneten wir nach einer kurzen Diskussion die Reisetasche und untersuchten den Inhalt.
    Die Ausbeute war recht bemerkenswert. Fast vierzig Götzenbilder waren darin, mindestens zwölf dieser zugespitzten Messer, eine Anzahl Beilklingen und diverse kleinere Objekte in Beilform, die wir gewöhnlich als Faustkeile oder Kelts bezeichnen. Jedes einzelne Stück war einfach hervorragend. Außerdem gab es eine handgeschriebene Bestandsliste, offensichtlich das Werk des mysteriösen dahingeschiedenen Matthew, in der jedes einzelne Teil in Größe und Aussehen beschrieben wurde. Diese Fußnote war angefügt:
     
    In dieser tunnelartigen Höhlung gibt es noch viel mehr Schätze, aber sie müssen für eine spätere Ausgrabung zurückbleiben. Ich bin erkrankt und muss so schnell wie möglich heimkehren. Honey und Sandra streiten sich heftig über diesen Punkt. Sie wollen alles aus der Höhle mitnehmen. Aber ich werde sogar jetzt, während ich schreibe, immer schwächer. Und Merrick - meine Krankheit macht ihr Angst. Ich muss sie nach Hause schaffen. Solange ich noch Kraft in meiner rechten Hand habe, sollte ich unbedingt vermerken, dass meine beiden Damen vor nichts Angst haben, nicht vor dem Dschungel, nicht vor den Dörfern ringsum, nicht vor den Indios. Ich muss zurückkehren.
     
    Diese Worte des Toten klangen mehr als bitter, und meine Neugier in Bezug auf »Honey« verstärkte sich noch. Wir waren dabei, alles wieder einzuhüllen und der Reihe nach einzupacken, als jemand draußen an die Tür der Stahlkammer klopfte.
    »Kommen Sie schnell«, rief Mary von draußen. »Sie wird hysterisch. Ich weiß nicht, was ich mit ihr machen soll!« Wir hasteten die Treppen hinauf und konnten Merricks verzweifeltes Schluchzen schon hören, ehe wir den zweiten Stock erreicht hatten. Sie saß auf dem Bett, immer noch mit dem dunkelblauen Beerdigungskleid angetan, doch mit bloßen Füßen und zerzausten Haaren, und sagte immer wieder unter Schluchzern, dass die Große Nananne tot war.
    Das war natürlich durchaus verständlich, doch da Aaron eine fast magische Wirkung auf Leute in diesem Zustand hatte, konnte er sie bald mit seinen Worten beruhigen, wobei Mary ihn nach Möglichkeit unterstützte.
    Schließlich fragte Merrick unter Tränen, ob sie bitte ein Glas Rum bekommen könnte. Natürlich waren wir von dieser Kur nicht gerade angetan, aber andererseits, wie Aaron gerechterweise anmerkte, würde der Alkohol eine beruhigende Wirkung auf sie ha ben, und sie würde einschlafen.
    Es fanden sich mehrere Flaschen in der Bar im Erdgeschoss, und so gaben wir Merrick ein Gläschen, doch sie verlangte nach mehr. »Das ist doch nur ein Schluck«, sagte sie mit tränenverzerrter Stimme, »ich brauche ein volles Glas.« Sie sah so absolut unglücklich und niedergeschlagen aus, dass wir es ihr nicht verweigern konnten. Und nachdem sie getrunken hatte, dämpfte sich endlich ihr Schluchzen.
    »Was soll ich nur machen, wohin soll ich gehen?«, fragte sie mit herzzerreißender Stimme, und abermals beteuerten wir ihr, alles werde gut, wenn ich auch fand, dass sie ihrem Kummer durch ihr Weinen erst einmal freien Lauf lassen musste. Was nun ihre Ungewisse Zukunft betraf, war das eine andere Sache. Ich schickte Mary aus dem Raum und setzte mich neben Merrick auf das Bett. »Hör zu, mein Liebes«, sagte ich, »du bist doch sowieso sehr reich.
    Da sind diese Bücher von Onkel Vervain. Sie sind Unsummen wert. Universitäten und Museen würden sich auf jeder Versteigerung überbieten. Und die olmekischen Kostbarkeiten kann ich wertmäßig nicht einmal einschätzen. Natürlich willst du dich von diesen Dingen nicht trennen, und das verlangen wir auch nicht von dir. Aber du kannst ganz beruhigt sein, du bist abgesichert, selbst wenn wir nicht wären.« Das schien sie doch ein wenig zu beruhigen. Nachdem sie noch für eine gute Stunde an meiner Brust ruhend geweint hatte, schlang sie schließlich die Arme um Aaron, legte den Kopf an seine Schulter und sagte, wenn sie wüsste, dass wir im Haus wären, dass wir nicht fortgehen würden, dann könne sie sich nun schlafen

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