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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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würde. Aber es gelang ihm nicht. Ihm blieb nur, zu schweigen und nun mit Marius auf die Jagd zu gehen.

 
     
     
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    I n einem großen, mit lackiertem Holz ausgekleideten Raum voller ebenfalls farbig lackierter Schränke und Kommoden zeigte Marius ihm die Kleider – fein gearbeitete, mit kleinen Hornknöpfen zu schließende Lederjacken, viele davon mit silbrigem Pelz gefüttert, und eng sitzende Hosen aus so feiner Wolle, dass Thorne die Webstruktur nicht erkennen konnte.
    Nur die Stiefel waren ein wenig zu eng, doch Thorne meinte, dass er das aushalten könnte. War so etwas denn wichtig? Aber Marius störte sich daran und suchte weiter, bis er ein größeres Paar fand, das Thorne wie angegossen passte.
    Was nun diese moderne Kleidung anging, so unterschied sie sich gar nicht so sehr von der, die Thorne zu tragen gewohnt war – aus Leinen das fein gewebte Hemd, das man unmittelbar auf der Haut trug, aus Wolle und Leder die darüber getragenen Stücke. Die winzigen Knöpfe des Hemdes faszinierten Thorne, und die feinen Nähte, von denen er wusste, dass sie maschinell hergestellt wurden und etwas ganz Gewöhnliches waren, entzückten ihn dennoch. Ihm dämmerte langsam, wie viel Ergötzliches seiner noch harrte. Seine finstere Mission sollte ihn dabei nicht stören. Als Marius sich ankleidete, wählte er abermals Rot für Jackett und Kapuzenumhang. Thorne fand das faszinierend, obwohl er Marius in der Vampirbar in ähnlichen Kleidern gesehen hatte. Allerdings schien ihm die Farbe ein wenig zu auffallend für die Jagd. »Ich trage gewöhnlich Rot«, war Marius’ Reaktion auf Thornes unausgesprochenes Interesse. »Du musst dich nicht daran halten. Lestat, mein einstiger Schüler, liebt die Farbe auch, was mich ziemlich verdrießt, aber ich nehme es hin. Ich finde, wenn der Farbton seiner Kleidung dem meinen so ähnelt, erscheinen wir wie Lehrer und Schüler.«
    »Und du liebst ihn auch?«, bemerkte Thorne. Marius sagte nichts dazu. Er wies auf die Kleider. Für Thorne kam nur dunkles Leder in Frage, das unauffälliger war und sich doch seidig-weich anfühlte. Die Füße steckte er nackt in die fellgefütterten Stiefel. Einen Umhang brauchte er nicht, er fand ihn hinderlich.
    Marius nahm mit den Fingerspitzen aus einer flachen silbernen Schale, die auf einer Kommode stand, etwas Asche, mischte sie mit Blut aus seinem Mund und verrieb sie zu einer dünnen Paste, womit er sein Gesicht einrieb. Dies machte seine Haut dunkler, ließ die Alterslinien des Gesichts hervortreten, und seine Augen schienen tiefer in den Höhlen zu liegen. Während ihn das zweifellos vor den Blicken der Sterblichen verbarg, sah Thorne ihn dadurch nur umso deutlicher.
    Marius bedeutete Thorne, dass er sich ebenfalls bedienen möge, doch er fühlte eine Abneigung dagegen. Vielleicht einfach nur deshalb, weil er das noch nie zuvor gemacht hatte. Marius bot ihm auch Handschuhe an, doch die lehnte er ebenfalls ab. Er mochte es nicht, etwas mit Handschuhen anzufassen. Nach so langer Zeit im Eis wollte er alles unmittelbar berühren.
    »Ich mag Handschuhe«, erklärte Marius, »ich gehe nie ohne. Unsere Hände erschrecken die Sterblichen, wenn sie sie aus der Nähe sehen. Und Handschuhe sind so schön warm, im Gegensatz zu uns.«
    Marius stopfte sich die Taschen voller Geldscheine und bot auch Thorne ein Bündel an, doch der weigerte sich, es anzunehmen, weil er fürchtete, er wirke sonst seinem Gastgeber gegenüber als unersättlich.
    Marius sagte: »Das ist schon in Ordnung. Dann zahle ich für dich. Aber wenn wir irgendwie getrennt werden, komm einfach hierher zurück. Geh ums Haus herum, dort findest du eine unverschlossene Tür.« Getrennt? Wie könnte das passieren? Thorne war von all dem, was ihm geschah, ganz betäubt. Selbst die kleinsten Dinge erfreuten ihn.
    Sie waren auf dem Weg hinaus, als der junge Daniel kam und sie beide betrachtete.
    »Willst du dich anschließen?«, fragte Marius, während er seine Handschuhe so stramm zog, dass man die Knöchel deutlich darunter erkennen konnte. Daniel antwortete nicht. Er schien zuzuhören, blieb aber stumm. Sein jugendliches Gesicht war trügerisch, doch seine violetten Augen waren wirklich wunderschön.
    »Du weißt, dass du mitkommen kannst«, sagte Marius Der Jüngere drehte sich um und ging zurück, zu seinem kleinen Königreich.
    Minuten später waren sie im wirbelnden Schnee unterwegs. Marius hatte den Arm um Thorne gelegt, als brauche der ein bisschen Ermutigung. Und bald werde ich

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