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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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es ihm entgegen! Er ließ die Gedankenfäden ihrer verzückten Ohnmacht fortgleiten, als er sich in seinen eigenen verlor. Er sah die Rothaarige, die ihn geschaffen hatte. Und mit gedämpfter Stimme sprach er zu der Frau, die er fest umfangen hielt. Gib es mir, alles! Aber das war ein Fehler, und er wusste es. Schnell zog er sich zurück und bemerkte erst da, dass Marius neben ihm stand, eine Hand auf seine Schulter gelegt.
    Als er die Frau losließ, schaute sie ihn mit glänzenden, schläfrigen Augen an, und er drehte sie einmal schnell im Kreis und lachte wieder, ignorierte das Rauschen des Blutes in seinen Adern, übersah die Schwäche, die ihn überkam und nach mehr Blut lechzen ließ. Sie tanzten einfach weiter, so ungraziös wie die anderen Paare. Aber ihn dürstete so sehr nach mehr. Schließlich wollte sie zurück an ihren Tisch. Sie sei müde. Sie könne sich gar nicht erklären, warum. Er müsse ihr verzeihen. Er verbeugte sich und nickte und gab ihr einen unschuldigen Handkuss. Die zweite Frau aus dem Trio lehnte noch an der Wand; Thorne bot ihr seine Hand. Mit der dritten tanzte Marius. Thorne schwor sich, dass er dieses Mal keinen Aufpasser brauchte. Diese Frau war stärker als ihre Freundin zuvor. Sie hatte schwarz umrandete Augen wie eine Ägypterin, und ihre Lippen waren dunkler geschminkt als die ihrer Vorgängerin. Ihr blondes Haar war von Silber durchzogen.
    »Sind Sie der Mann meiner Träume?«, fragte sie mit erhobener Stimme, um die Musik zu übertönen. Sie hätte ihn in diesem Augenblick gern mit nach oben in eins der Zimmer des Lokals genommen.
    »Vielleicht«, sagte er, »wenn ich Sie küssen darf«, und während er sie eng an sich presste, senkte er seine Zähne in ihren Hals, trank heftig in tiefen Zügen und ließ dann von ihr ab. Er beobachtete, wie sie sich mit einem wissenden, süßen Lächeln von ihm löste, ohne eine Ahnung zu haben, was ihr geschehen war. Von den dreien war nicht viel Blut zu holen. Sie waren zu lieb. Immer im Kreis tanzte er mit ihr, wünschte sich verzweifelt, noch einen Schluck von ihr zu rauben, wagte es jedoch nicht. Er fühlte, wie das Blut in ihm pochte, aber er wollte mehr. Seine Hände und Füße waren jetzt geradezu schmerzhaft kalt. Er sah, dass Marius wieder am Tisch saß und mit einem schwer gebauten, übertrieben warm gekleideten Mann sprach, der neben ihm saß. Er hatte ihm den Arm um die Schulter gelegt. Schließlich brachte Thorne die Frau zurück zu ihrem Platz. Wie zärtlich sie ihn ansah! »Gehen Sie noch nicht«, sagte sie. »Können Sie nicht bleiben?«
    »Nein, meine Liebe«, antwortete er. Er spürte das Monster, das in ihm lauerte, als er auf sie niederblickte, wandte sich ab und ging zurück zu Marius. Die Musik hatte ihn ganz schwindlig gemacht. Wie trübsinnig sie war, wie beharrlich.
    Marius trank nun von dem Mann, der sich dicht an ihn gelehnt hatte, als wollte er geflüsterten Geheimnissen lauschen. Endlich ließ Marius ihn los und schob ihn auf seinem Stuhl in einer ordentlichen Haltung zurecht.
    »Hier würden wir zu viele brauchen«, sagte Thorne. Seine Worte waren in dem Lärm der elektrischen Musik nicht zu verstehen, aber er wusste, dass Marius sie hören konnte. Marius nickte. »Dann werden wir eben die Übeltäter suchen, mein Freund, und dann schmausen wir«, sagte Marius. Er saß ganz still und durchforschte den Raum, als ob er die Gedanken jedes einzelnen Gastes untersuchte. Thorne tat das Gleiche, suchte mit der Gabe des Geistes in allen Köpfen, aber er fand nichts als das elektronische Wirrwarr der Musikanten und das verzweifelte Verlangen der hübschen Frau, die ihn immer noch betrachtete. Wie sehr ihn nach ihr verlangte! Aber er konnte ein solch unschuldiges Wesen nicht nehmen, und wenn er es täte, würde sein Freund ihn fallen lassen – und das war vielleicht ausschlaggebender für ihn als sein Gewissen.
    »Komm«, sagte Marius, »gehen wir woanders hin.« Und wieder ging es hinaus in die Nacht. Nur ein paar Schritte, dann waren sie an einer großen Spielhölle angekommen, voller grüner Tische, an denen ein Würfelspiel gespielt wurde, und ein Rad drehte sich und zeigte die Gewinnziffern an.
    »Da drüben, sieh«, sagte Marius und zeigte mit dem behandschuhten Finger auf einen hageren, schwarzhaarigen jungen Mann, der sich vom Spiel zurückgezogen hatte und, ein Glas Ale in der Hand, nur zuschaute.
    »Nimm ihn mit in eine Ecke, es gibt Platz genug dort drüben an der Wand.«
    Sofort ging Thorne die Sache an. Er

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