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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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stellten uns vor die sich weit öffnende Tür. Mein Herz raste. Ich war kaum fähig, Luft in meine Lungen zu saugen.
    Das konnte nur Akasha getan haben! Und als die Tür ganz zurückschlug, erblickte ich ein weiteres Wunder, das von ihrer Freundlichkeit zeugte und das ich mir nie erträumt hätte. Üppiges Licht im Überfluss, wunderschön anzusehen, strömte uns aus dem Gang im Fels entgegen. Einen Moment lang war ich so verblüfft, dass ich mich nicht rühren konnte. Dann überwältigte mich ein wahres Glücksgefühl beim Anblick dieser Lichterflut. Und ich konnte wohl kaum seine Bedeutung verkennen.
    »Nun komm, Bianca«, sagte ich, während ich sie vorwärts schob. Sie drückte ihr Bündel an die Brust, als hieße es sterben, wenn sie es losließe, und ich wiederum hielt sie fest, als würde ich niederfallen, wenn sie nicht bei mir wäre.
    Wir traten in den Gang und schritten langsam in das helle, flackernde Licht der Kapelle. Alle Bronzelampen brannten. Die hundert Kerzen verströmten einen köstlichen Schein. Und ich stand voller Freude inmitten dieses Glanzes und hatte das alles kaum in mich aufgenommen, da schlug auch schon die Tür hinter uns mit einem dröhnenden Knirschen zu, als Fels gegen Fels prallte. Da stand ich und starrte über die lange Reihe der hundert Kerzen hinweg in die Gesichter der Göttlichen Eltern, sah sie, wie Bianca sie wohl sehen würde, aber ganz sicher sah ich sie auch mit anderen, vor allem dankbaren Augen.
    Ich kniete nieder, und Bianca tat es mir nach. Ich zitterte. Mein Schock war wahrhaftig so groß, dass ich eine Weile nicht atmen konnte. Es gab keine Möglichkeit, Bianca die ganze Tragweite des gerade Geschehenen zu erklären. Ich würde ihr damit nur Angst machen. Und unbedachte Worte angesichts meiner Königin wären unverzeihlich. Deshalb flüsterte ich schließlich: »Sag nichts.
    Sie sind unsere Eltern. Sie haben uns die Tür geöffnet, als es mir nicht gelang. Sie haben das Licht für uns entzündet. Das ist ein unvorstellbarer Gnadenbeweis. Sie haben uns hier willkommen geheißen. Wir können ihnen nur mit Gebeten danken.« Bianca nickte. Ihr Gesicht zeigte Ehrfurcht und Staunen. War es für Akasha von Bedeutung, dass ich ihr eine so außerordentlich schöne Bluttrinkerin mitgebracht hatte, die ihr nun zu Füßen lag? Leise, mit respektvoller Stimme erzählte ich Bianca die Geschichte der Göttlichen Eltern. Ich berichtete, wie sie einst in Ägypten vor Tausenden von Jahren die ersten Bluttrinker wurden und dass sie nun schon lange nicht mehr nach Blut verlangten oder sich gar bewegten oder sprachen. Ich erklärte ihr, dass ich der Hüter der Göttlichen Eltern war, seit ich zum Bluttrinker wurde, und dass es stets so bleiben sollte. Da ich Bianca behutsam in dieses überwältigende Mysterium einweihte, fand sie die beiden unbewegten Gestalten einfach nur wunderschön, ohne sich sonst viel zu denken.
    »Diese Kapelle besuchte ich immer, wenn ich Venedig für eine Weile verließ«, erklärte ich ihr, »dann entzündete ich die Lampen für Den König und Die Königin und brachte ihnen frische Blumen. Du siehst, Blumen fehlen jetzt. Aber das ändere ich, sobald ich dazu in der Lage bin.«
    Abermals wurde mir klar, dass ich trotz meiner begeisterten Äußerungen und meiner Dankbarkeit Bianca nicht richtig begreiflich machen konnte, welch ein Wunder es war, dass Akasha uns die Tür geöffnet und die Lampen entzündet hatte. Genau genommen wagte ich es nicht, und als ich nun meine ehrerbietige Rede beendet hatte, schloss ich die Augen und dankte beiden, Enkil und Akasha, stumm, dass sie mir den Eintritt in das Heiligtum gestattet und uns mit dieser Lichterflut begrüßt hatten. Unermüdlich sprach ich meine Gebete, vielleicht, weil ich dieses warme Willkommen selbst noch nicht fassen konnte und ich mir noch nicht sicher war, was wirklich dahinter steckte. Wurde ich geliebt? Gebraucht? Ich musste es wohl ohne weitere Zweifel hinnehmen und dankbar sein, ohne mir etwas einzubilden. Lange kniete ich still, und Bianca musste mich beobachtet haben, denn auch sie war ganz ruhig. Und dann konnte ich den Durst nicht länger ertragen. Ich ließ den Blick nicht von Akasha. Es verlangte mich nach Dem Blut. Ich konnte an nichts anderes denken. Meine Verletzungen waren wie weit geöffnete Wunden. Und die Wunden schrien nach Dem Blut. Ich musste versuchen, von der Königin das allmächtige Blut zu trinken. Ich legte meine Hand auf Biancas zierlichen Arm und sagte: »Meine Schöne, ich

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