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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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finden, dass sie sich mit ihren widerwärtigen Methoden bis nach Paris ausgebreitet haben.«
    Lange Zeit las sie stumm, doch dann schreckte mich ihr jähes Schluchzen auf. Wie oft hatte ich Bianca schon weinen sehen? Wieso hatte ich nicht damit gerechnet? Sie flüsterte Amadeos Namen vor sich hin. Sie brachte es kaum über sich, darüber zu sprechen. Schließlich sagte sie: »Was heißt das? Wie leben diese Wesen? Erklär mir das näher. Was haben sie ihm angetan?« Ich setzte mich neben sie, bat sie, sich zu beruhigen, und dann erklärte ich ihr, wie sie lebten, diese fanatischen Satansanbeter, nämlich wie Mönche oder weitabgewandte Eremiten, auf ihren Lippen schmeckten sie Tod und Erde, und sie bildeten sich ein, dass der Gott der Christen ihnen einen Platz in seinem Reich gegeben hätte.
    »Sie haben Amadeo ausgehungert«, erklärte ich, »sie haben ihn gefoltert, das macht dieser Brief klar. Und als er jede Hoffnung aufgegeben hatte, weil er glaubte, dass ich tot wäre, als er schließlich glaubte, dass ihre frommen Vorstellungen berechtigt wären, schloss er sich ihnen an.«
    Sie schaute mich ernst und mit Tränen in den Augen an. »Ach, wie oft sah ich dich schon weinen, aber nicht in letzter Zeit mehr und nicht so bitterlich wie nun um ihn. Ich versichere dir, auch ich habe ihn nicht vergessen.«
    Sie schüttelte den Kopf, als ob sie meine Gedankengänge nicht teilte, aber sie schien es nicht erklären zu können.
    »Wir müssen klug sein, meine Teure«, sagte ich. »Wo wir uns auch niederlassen werden, es muss vor allem vor ihnen sicher sein.« Als sie sprach, klang es fast abfällig.
    »Wir können einen sicheren Ort finden, das weißt du. Es muss sein. Wir können hier nicht ewig so weitermachen. Es ist gegen unsere Natur. Wenn ich schon sonst nichts aus dem, was du mir erzähltest, erfahren habe, so doch zumindest das, dass du stets die Welt durchstreift hast, auf der Suche nach Schönheit und nach Blut.« Ich mochte ihre Ernsthaftigkeit nicht.
    »Wir sind nur zu zweit«, fuhr sie fort, »und sollten diese Teufel wieder mit ihren Fackeln kommen, ist es für dich ein Leichtes, mit mir in die luftigen Höhen zu entkommen, wo sie mir nichts antun können.«
    »Wenn ich zur Stelle bin, meine Liebste, wenn ich zur Stelle bin«, sagte ich. »Und was ist, wenn nicht? Seit wir Venedig verlassen haben, und das ist schon viele Jahre her, hast du hier innerhalb dieser schützenden Mauern gelebt. Wenn wir uns nun anderswo niederlassen, muss ich ständig auf der Hut sein. Ist das denn normal?« Dieses Gespräch war abscheulich. Bianca war noch nie so schwierig gewesen. Und ihre unergründliche Miene gefiel mir genauso wenig wie ihre zitternde Hand.
    »Vielleicht ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt«, sagte sie dann, »aber ich muss dir etwas Wichtiges sagen; ich kann es dir nicht mehr vorenthalten.«
    Ich zögerte mit einer Antwort. Schließlich fragte ich: »Was ist denn, Bianca?« Mir wurde langsam ganz entsetzlich elend.
    »Ich glaube, du hast einen ernsten Fehler gemacht«, sagte sie. Im Stillen verblüffte mich das. Sie sprach nicht weiter. Ich wartete. Sie schwieg, stumm an die Wand gelehnt, die Augen auf die Göttlichen Eltern geheftet.
    »Und was ist das für ein Fehler? Wirst du mir das sagen?«, fragte ich. »Du musst es mir unbedingt sagen! Ich liebe dich, ich muss es erfahren.«
    Sie sagte immer noch nichts, schaute nur den König und die Königin an, schien aber nicht zu beten. Ich hob den Brief auf, überflog ihn und sah dann Bianca wieder an. Ihre Tränen waren getrocknet, und obwohl ihr Mund entspannt war, hatten ihre Augen doch einen seltsamen Ausdruck, den ich nicht entziffern konnte.
    »Ist es die Talamasca, die dir Furcht einjagt?«, fragte ich. »Das werde ich dir erklären. Aber du siehst ja, dass ich ihnen von einem weit von hier gelegenen Kloster geschrieben habe. Ich habe kaum Spuren dort hinterlassen. Ich reiste mit dem Wind, während du hier im Schlaf lagst.«
    Immer noch schwieg sie. Kein düsteres, kaltes Schweigen, sondern einfach zurückhaltend und nachdenklich. Aber als sie mich dann ansah, überzog ein bedrohlicher Ausdruck ihr Gesicht. Ich beeilte mich, ihr mein seltsames Treffen mit Raymond Gallant zu erklären, das damals in Venedig meine letzte Nacht des wahren Glücks besiegelte. Ich erklärte ihr möglichst unkompliziert, wie wir voneinander erfahren hatten und dass ich von ihm gehört hatte, wo Pandora gesehen worden war.
    Ich erklärte alles, was in dem Brief stand. Ich

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