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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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erwähnte Amadeo noch einmal, sprach von meinem Hass auf Santino und dass er mir alles genommen hatte, was ich liebte, außer ihr selbst, und sie mir deshalb so teuer war.
    Schließlich hatte ich keine Lust mehr; ich wurde langsam ärgerlich und hatte das Gefühl, sie täte mir Unrecht. Ich konnte sie nicht verstehen. Ihr Schweigen verletzte mich, und mir war klar, dass sie mir das am Gesicht ablesen konnte. Endlich wandelte sich ihre Miene. Ihr Blick wurde schärfer, und sie sagte: »Erkennst du deinen Fehler denn nicht? Du gibst mir Lehren und verstehst ihren Inhalt nicht? Vor Jahrhunderten, als du mit Pandora zusammen warst, kamen diese Satansjünger schon einmal zu euch. Ihr verweigertet ihnen euer kostbares Wissen. Ihr hättet ihnen das Geheimnis Der Mutter und Des Vaters enthüllen sollen!«
    »Guter Gott, wie kannst du das glauben?«
    »Und als Santino dich in Rom fragte, hättest du ihn mit zu dem Schrein nehmen müssen! Du hättest ihm das Mysterium vorführen sollen, dann nämlich, Marius, dann wäre er nie dein Feind geworden!«
    Ich starrte sie wütend an. War das meine brillante Bianca? Aber sie fuhr fort: »Verstehst du nicht? Immer und immer wieder haben diese unbelehrbaren Dummköpfe einen Kult um nichts geschaffen! Du hättest ihnen etwas geben können!« Sie machte eine abweisende, irgendwie angeekelte Handbewegung. »Wie lange sind wir schon hier? Wie stark bin ich? Oh, du musst nicht antworten. Ich kenne meine Grenzen. Ich kenne meinen Charakter. Aber siehst du, dass ich all deine Fähigkeiten, deine Macht verstehen kann, liegt daran, dass ihre Schönheit, ihre Majestät mir zu der Einsicht verhilft. Ich weiß, woher wir stammen! Ich sah dich von Der Königin trinken, sah dich dann aus deiner Verzückung erwachen und sah, wie deine Wunden heilten. Aber was hat Amadeo je gesehen? Oder Santino? Und du wunderst dich über ihre häretischen Umtriebe?«
    »Nenn es nicht häretisch«, platzte ich heraus, »rede nicht, als wäre dies hier ein Gottesdienst! Ja, ich sagte, dass es hier noch verborgenes Wissen gibt, Dinge, die nicht recht erklärbar sind! Aber wir halten keinen Gottesdienst ab!«
    »Du enthülltest mir eine Wahrheit«, sagte sie, »indem du mir Die Eltern in ihrer Widersinnigkeit enthülltest!« Sie sprach mit unbeherrschter, schriller Stimme, wie ich es nicht von ihr kannte. »Du hättest Santinos unbegründeten Kreuzzug zunichte machen können, indem du ihm nur einen Blick auf Die Eltern gegönnt hättest.« Ich blitzte sie wütend an, wie von einem Wahn befallen. Ich sprang auf die Füße, schaute wilden Blickes im Schrein umher und forderte sie plötzlich auf: »Los, pack deine Sachen zusammen! Ich werfe dich hinaus!«
    Sie blieb ruhig sitzen und schaute mich mit kaltem Trotz an.
    »Hörst du nicht, was ich sage? Pack deine kostbaren Kleider, deinen Spiegel, deine Perlen, Schmuck, Bücher, was auch immer! Ich bringe dich hier raus!«
    Lange betrachtete sie mich finster, als glaubte sie mir nicht. Dann rührte sie sich jäh, tat mit ein paar kurzen, schnellen Handgriffen wie geheißen und stand innerhalb kürzester Zeit vor mir, den Umhang schon umgelegt, ihr Bündel an die Brust gedrückt, und sah aus wie damals, vor unzähligen Jahren, als ich sie hierher gebracht hatte. Ich weiß nicht, ob sie noch einen Blick zurück auf das Antlitz Der Eltern warf. Ich tat es nicht. Ich glaubte nicht einen Moment, dass einer der beiden diese schreckliche Austreibung verhindern würde.
    In Sekundenschnelle schwebte ich mit dem Wind in den Lüften, war mir aber noch nicht im Klaren darüber, wohin ich Bianca bringen wollte. Ich stieg höher auf und bewegte mich schneller, als ich es je gewagt hatte, stellte jedoch fest, dass das durchaus im Bereich meiner Kräfte lag. Meine Schnelligkeit erstaunte mich. Das Land unter mir war von Kriegen verheert, und ich kannte die eine oder andere Burgruine dort. Und zu einer solchen brachte ich Bianca schließlich, nachdem ich mich versichert hatte, dass die nahe gelegene Stadt nach der Plünderung verlassen worden war. Ich setzte sie inmitten der Burg zwischen ihren leeren Mauern ab. Dann suchte ich nach einer Stelle in dem heruntergekommenen Friedhof, wo sie bei Tage schlafen könnte.
    Nach kurzer Zeit war ich mir sicher, dass sie hier gut überleben konnte, denn unter der ausgebrannten Kapelle gab es mehrere Krypten. Es mangelte nicht an Verstecken.
    Ich ging zu ihr zurück. Sie stand noch da, wie ich sie verlassen hatte, mit tiefernster Miene. Nun heftete sie

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