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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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sprecht zu mir.«
    Dann näherte ich mich Akasha und legte meine Lippen an ihre Kehle. Ich durchstach die spröde weiße Haut mit meinen Zähnen und sog das dickflüssige Blut langsam in mich hinein. Da war der Garten. O ja, das vor allem liebte ich. Es war der Garten des Klosters, ein wundersamer Frühlingsgarten, und dort war mein Priester. Ich schritt mit ihm durch die sauber gefegten Gänge des Klosters. Es war ein überwältigender Traum, denn alles war in kräftige Farben getaucht, und ich sah die Berge ringsum. Ich bin unsterblich, sagte ich. Dann verschwand der Garten. Farben tropften von einer Wand, und ich stand in einem mitternächtlichen Wald. Eine Kutsche, von vielen schwarzen Pferden gezogen, kam einen Weg entlang. Die Räder wirbelten Staub auf, als sie an mir vorbeifuhr. Wachen, alle in schwarze Livreen gekleidet, folgten ihr. Pandora.
    Als ich erwachte, lag ich an Akashas Brust, die Stirn gegen ihre Kehle gepresst, und meine rechte Hand umklammerte ihre Schulter. Am liebsten hätte ich mich nicht gerührt, so süß war dieses Gefühl, und das Licht im Schrein schimmerte golden in meinen Augen, fast wie das Licht in jenen großen venezianischen Bankettsälen.
    Schließlich küsste ich Akasha zärtlich und zog mich zurück. Die Arme um Bianca geschlungen, legte ich mich nieder. Ich hegte bange, seltsame Gedanken. Ich wusste, es wurde Zeit, eine andere Bleibe zu finden; ich wusste, dass Fremde in diese Berge vordrangen. Das Städtchen am Fuße der Felsklippe blühte und gedieh.
    Aber die schrecklichste Erkenntnis dieser Nacht war die, dass Bianca und ich in Streit geraten konnten, dass in unserem Frieden ein gewaltsamer, peinvoller Riss entstehen konnte. Und dass ich nach den ersten harten Worten meines Schatzes geistig zerbröckelte.
    Warum hatte mich das so überrascht? Konnte ich mich nicht mehr an die schmerzlichen Auseinandersetzungen mit Pandora erinnern? Ich musste doch wissen, dass Marius im Zorn nicht mehr er selbst war. Ich wusste es doch! Und ich durfte es nie vergessen!

 
     
     
30
     
    I n der folgenden Nacht machten wir Jagd auf ein paar Schmuggler, die über die niedriger gelegenen Pässe zogen. Das Blut tat gut, und nach diesem kleinen Festessen begaben wir uns zu einer kleinen Stadt in Deutschland, weil wir eine Schenke suchten. Da saßen wir über unseren Bechern gemischten Weines, ein Mann mit seiner Gemahlin, so vermutete man wohl, und unterhielten uns stundenlang. Ich erzählte Bianca alles, was ich über Jene, die bewahrt werden müssen wusste. Ich erzählte ihr die alten ägyptischen Sagen – dass man Die Eltern vor Jahrhunderten gefesselt und missbraucht hatte, um das kostbare Blut von ihnen zu stehlen. Und ich erzählte ihr, wie Akasha sich aus eigenem Antrieb an mich gewandt und mich in einer Vision gebeten hatte, sie aus Ägypten fortzubringen. Ich erzählte ihr auch, dass Akasha einige Male, wenn ich von ihr trank, zu mir gesprochen hatte. Und als Letztes, ganz zum Schluss, erklärte ich ihr, welch ein Wunder es gewesen war, dass die Göttlichen Eltern uns damals die Tür zum Schrein geöffnet hatten, als ich in meiner Schwäche nicht dazu imstande gewesen war.
    »Brauchen sie mich?«, fragte ich. Ich sah Bianca in die Augen. »Ich weiß es einfach nicht. Das ist das Schreckliche. Wollen sie, dass auch andere sie sehen? Ich habe keine Ahnung. Aber ich will dir erklären, warum ich letzte Nacht so wütend war. Damals, als Pandora das erste Mal von dem Göttlichen Blut getrunken hatte, da hegte sie wilde Träume, wie man die alten Formen der Anbetung wieder aufleben lassen könnte. Damit meine ich die Anbetung, zu der auch solche Götter wie die der Druiden in den Heiligen Hainen gehören, denn diese Religion geht auf die Tempel in Ägypten zurück. Es machte mich unglaublich zornig, dass Pandora so etwas glauben konnte. Noch in der Nacht, als sie zum Vampir wurde, zerstörte ich ihre Träume, indem ich mit gesundem Menschenverstand argumentierte. Und ich ging noch weiter: Ich hämmerte mit den Fäusten auf die Brust Der Mutter und verlangte, dass sie zu uns sprechen sollte.« Bianca staunte.
    »Rate mal, was geschah!«, sagte ich. »Nichts. Die Mutter antwortete nicht.«
    Ich nickte. »Und weder ein Vorwurf noch eine Strafe folgte. Vielleicht hatte Die Mutter Pandora ja zu mir geführt, auch wenn wir es nie wissen werden. Aber du musst verstehen, wie sehr ich die Vorstellung fürchte, dass man für die Göttlichen Eltern je Gottesdienste abhalten könnte. – Bianca, wir

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