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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Gewalt, du müsstest darauf bestehen, dass er hierher kommt und die Göttlichen Eltern sieht. Diese Kräfte habe ich nicht! Ich bitte dich nur, dass du darüber nachdenkst und dich nicht aus Bitterkeit eisern davor verschließt.«
    »Ich gebe dir mein Wort«, entgegnete ich, »aber ich glaube nicht, dass der Anblick der Göttlichen Eltern Amadeos Sinn wandeln würde.« Ich überlegte eine ganze Weile, und dann wurde ich direkter: »Du teilst das Wissen um Die Eltern erst kurze Zeit mit mir. Wir beide sehen in ihnen große Schönheit. Aber Amadeo könnte gut etwas anderes sehen. Denk daran, was ich dir über die endlosen Jahrhunderte, die hinter mir liegen, erzählt habe. Die Göttlichen Eltern sprechen nicht. Die Göttlichen Eltern spenden keine Erlösung. Die Göttlichen Eltern verlangen nichts.«
    »Ja, ich weiß, was du meinst«, sagte sie.
    Aber eigentlich wusste sie es nicht. Sie hatte mit Den Eltern noch nicht so viele Jahre zugebracht und konnte unmöglich das ganze Ausmaß ihrer Passivität verstehen. Milde fuhr ich fort: »Amadeo hat einen Glauben, er meint, einen Platz in Gottes Plan für die Welt zu haben. Er könnte Die Mütter und Den Vater genauso gut als ein finsteres Orakel aus heidnischen Zeiten ansehen. Es würde das Eis in seiner Seele nicht auftauen. Es würde ihm nicht die Stärke schenken, die er jetzt aus seiner Herde von Anhängern schöpft. Und glaub mir nur, Bianca, er ist ihr Anführer. Der Knabe von einst – unser Knabe – ist jetzt alt. Er ist eine Weiser unter den Kindern der Finsternis, wie sie sich nennen.« Ich seufzte.
    Ein Erinnerungsfetzen kam mir in den Sinn; damals in Rom hatte Santino gefragt, ob Jene, die bewahrt werden müssen etwas Heiliges oder dem Irdischen Verhaftetes wären. Ich sagte es Bianca. »Ach, du hast also mit dieser Kreatur gesprochen. Das hast du mir nie erzählt.«
    »O ja, ich sprach mit ihm, und ich stieß ihn von mir und beleidigte ihn. So närrisch und dumm benahm ich mich, dabei wäre etwas viel Grausameres vonnöten gewesen. Genau genommen hätte ich ihm in dem Moment ein Ende bereiten müssen, als die Worte Jene, die bewahrt werden müssen über seine Lippen kamen.«
    Sie nickte. »Nun sehe ich klarer. Aber ich hoffe immer noch, dass du irgendwann noch einmal nach Paris zurückkehrst, dass du dich Amadeo zumindest zeigst. Seine Anhänger, sie sind schwach, nicht wahr? Und du könntest dich im Freien mit ihm treffen, wo du…«
    »Ich weiß, was du sagen willst«, gab ich zurück. »Nie wieder werde ich in einem Kreis von Fackeln stehen, dazu werde ich es nie mehr kommen lassen! Ich werde deinen Vorschlag in Erwägung ziehen. Aber ich habe Amadeos Stimme gehört, und ich glaube nicht, dass man ihn noch ändern kann. Und da ist noch etwas, das erwähnt werden sollte: Amadeo weiß, wie er sich von seinem Orden lösen kann!«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ja, bestimmt. Amadeo weiß, dass er in der Welt des Lichts leben kann, und er ist durch mein Blut zehnmal stärker als seine Befehlsempfänger. Er könnte sich von ihnen lösen. Er will nicht.«
    »Marius«, jammerte Bianca, »du weißt, wie sehr ich dich liebe und wie sehr ich es hasse, dir zu widersprechen.«
    »Nein, nein, sag nur, was du zu sagen hast«, drängte ich sie.
    »Denk doch daran, was er erlitten hat«, sagte sie, »er war fast noch ein Kind, als das geschah.«
    Da stimmte ich ihr zu, aber ich erwiderte: »Nun, jetzt ist er kein Kind mehr. Er mag so schön sein wie damals, als ich ihm Das Blut gab, aber er ist jetzt ein Patriarch im Staub der Katakomben. Er sitzt mitten in Paris, im wunderbaren Paris. Ich sah ihn, wie er ganz allein durch die Straßen zog. Dort ist keiner, der ihm Beschränkungen auferlegt. Er hätte sich an die Übeltäter halten können, wie wir. Aber nein. Er trank in vollen Zügen das Blut der Unschuldigen, ich sah es gleich zweimal.«
    »Ah, ich verstehe. Das hat dich so ergrimmt.« Ich überlegte einen Moment. »Ja, du hast Recht. Deshalb habe ich mich vom ihm abgewandt, wenn es mir auch nicht bewusst war. Ich dachte, es hätte etwas mit der Art zu tun, wie er mit seiner Herde sprach. Aber du hast Recht. Die beiden, die er getötet hat, sie waren der Grund. Er labte sich an ihrem heißen Blut, wo doch ganz Paris von mordbefleckten Sterblichen wimmelt, die er nur zu leicht als Opfer hätte wählen können.«
    Sie legte ihre Hand auf die meine.
    »Wenn ich auch nur eines dieser Kinder der Finsternis aus seinem Bau zerren wollte, dann wäre das Santino«, sagte ich.

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