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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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»Nein, du darfst nicht nach Rom gehen! Du weißt nicht, ob zu dem Ordenshaus dort nicht ganz Alte gehören.«
    »Eines Nachts«, sagte ich, »eines Nachts werde ich hingehen. Wenn ich mir meiner Fähigkeiten ohne jeden Zweifel sicher bin – und wenn ich mir sicher bin, dass ich mit gnadenloser Wut viele unserer Art töten kann.«
    »Bitte, schweig jetzt«, sagte sie, »und verzeih mir.« Ich blieb eine Weile still.
    Sie wusste, wie viele Nächte ich allein durch die Welt gezogen war. Ich musste jetzt gestehen, was ich in jenen Nächten getan hatte. Es war jetzt an der Zeit, meinen geheimen Plan in Angriff zu nehmen. Zum ersten Mal, seit wir zusammen waren, musste ich einen Keil zwischen uns beide treiben, ihr genau das geben, wonach sie verlangte.
    »Aber lassen wir Amadeo«, sagte ich leichthin. »Mir steht der Sinn nach heitereren Dingen.«
    Sie war sofort interessiert. Sie streckte die Hand aus und streichelte mir Gesicht und Haar. »Dann erzähl.«
    »Hast du nicht gefragt, ob wir uns eine eigene Bleibe zulegen könnten?«
    »Ach, Marius, mach keine Scherze! Kann es möglich sein?«
    »Mein Schatz, es ist mehr als möglich«, sagte ich, von ihrem glücklichen Lächeln berührt. »Ich habe einen prächtigen Ort gefunden, eine hübsche kleine Stadt in Sachsen, an der Elbe gelegen.« Sie überhäufte mich mit süßen Küssen.
    »Ich war viele Nächte allein unterwegs, und in dieser Zeit war ich so frei, ein Schloss nahe der Stadt zu erwerben; es ist ziemlich heruntergekommen, und ich hoffe, du wirst mir verzeihen…«
    »Marius, das sind ja wunderbare Neuigkeiten!«, freute sie sich. »Ich habe schon eine beträchtliche Summe für die Instandsetzung aufgewendet – neue Parkettböden und Treppen, Glasfenster und Möbel in Hülle und Fülle.«
    »Ach, das ist ja wunderbar«, sagte sie und umarmte mich.
    »Welche Erleichterung, dass du mir nicht böse bist, weil ich das alles so eilig und ohne dich gemacht habe«, sagte ich. »Man könnte sagen, ich verliebte mich in das Schloss und nahm gleich einige Handwerker mit – Zimmerleute und Dekorateure –, denen ich meine Vorstellungen erläuterte, und jetzt ist alles erledigt!«
    »Wie könnte ich böse sein?«, fragte sie. »Das wollte ich doch mehr als alles sonst auf der Welt.«
    »Da gibt es noch einen Punkt, den ich dir eröffnen sollte: Obwohl das eigentliche Gebäude modern ist und eher ein Palast als ein Schloss, sind doch die Grundmauern sehr alt, der größere Teil davon stammt aus sehr ferner Zeit. Darunter liegen große Gewölbe und sogar ein richtiges Verlies.«
    »Du willst Die Eltern mitnehmen?«, fragte sie. »Ganz recht. Ich denke, es ist an der Zeit. Du weißt so gut wie ich, dass sich rings um diesen Berggrat kleine Städte und Marktflecken ansiedeln. Wir sind nicht mehr von allem abgeschnitten. Ja, ich möchte Die Eltern von hier fortbringen.«
    »Ich bin natürlich einverstanden.« Sie war zu glücklich, um es zu verbergen. »Aber sind sie dort sicher? Hattest du sie nicht in diese Einöde gebracht, damit du keine Angst vor Entdeckung haben musst?«
    Ich überlegte ein Weile, ehe ich antwortete, doch dann sagte ich: »Sie sind dort in Sicherheit. Und wie die Zeit vergeht, so verändert sich auch die Welt der Untoten rings um uns. Und ich halte es hier nicht länger aus. Deshalb nehme ich sie mit zu unserem neuen Wohnsitz. Es gibt keine Bluttrinker dort, ich habe weit und breit gesucht. Es gibt keine. Ich hörte keine jungen Bluttrinker. Ich glaube, dass es dort sicher ist. Aber vielleicht ist die ehrlichere Antwort auf diese Überlegung: Ich will sie dorthin bringen. Ich brauche eine neue Umgebung – neue Berge, neue Wälder.«
    »Ich verstehe«, sagte Bianca. »Ach, ich verstehe so gut. Und stärker denn je glaube ich, dass sie sich selbst verteidigen können. Oh, sie brauchen dich, zweifellos, und deshalb haben sie auch damals die Tür für dich geöffnet und die Lampen entzündet. Wie lebhaft ich mich noch daran erinnern kann! Aber ich verbringe hier lange Stunden nur damit, sie anzuschauen. Und ich mache mir währenddessen viele Gedanken. Ich bin überzeugt davon, dass sie sich gegen jeden verteidigen würden, der ihnen etwas anzutun versucht.« Ich stritt mich nicht mit ihr. Ich machte mir nicht die Mühe, sie daran zu erinnern, dass sie vor vielen Jahrhunderten zugelassen hatten, dass man sie der Sonne aussetzte. Was hätte das für einen Zweck? Und meines Wissens hatte sie ja Recht. Sie würden jeden zerquetschen, der sie einem solchen

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