Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold
Angriff aussetzte.
»Nun komm«, sagte sie, als sie sah, dass mich eine düstere Laune überkam. »Ich bin zu froh über diese Neuigkeit! Freu dich mit mir.« Sie küsste mich, als könne sie gar nicht wieder aufhören. Sie war in diesen Augenblicken von einer so süßen Unschuld. Und ich, ich täuschte sie, belog sie, zum ersten Mal in all unseren gemeinsamen Jahren.
Ich täuschte sie, denn ich hatte nicht ein Wort von Pandora gesagt. Ich log, weil ich einfach nicht glauben konnte, dass sie nicht auf Pandora eifersüchtig war. Und weil ich ihr nicht sagen konnte, dass die Liebe zu Pandora der Kern dieses ganzen Umzugs war. Welches Ungeheuer würde seiner Liebsten einen solchen Plan preisgeben? Ich wollte uns in Dresden ansiedeln. Ich wollte in Dresden bleiben, bis Pandora wieder einmal dort auftauchte. Und das konnte ich Bianca einfach nicht eingestehen.
Deshalb tat ich so, als hätte ich dieses wunderschöne Heim für sie ausgesucht. Und das stimmte auch, da gab es keinen Zweifel. Es sollte sie glücklich machen. Aber das war eben nicht der einzige Grund.
Im selben Monat noch begannen wir mit den Arbeiten an dem neuen Schrein. Mit Hilfe von Goldschmieden, Malern und Steinmetzen verwandelten wir das Verlies, das man nur über endlos lange Treppen erreichen konnte, in eine wunderschöne, stille Kapelle, die, derart verschönert, Der Königin und Dem König angemessen war. Der Thron und die Empore waren mit Blattgold belegt. Und auch diesmal fand ich passende Bronzelampen, glänzend und neu, und prächtige Kandelaber aus Gold und Silber. Mit den Arbeiten an den schweren Eisentüren und ihren komplizierten Verschlüssen mühte ich mich allein ab. Das Schloss, oder eher der Palast, wie ich schon sagte, der schon mehrmals umgestaltet worden war, lag ganz reizend an den Ufern der Elbe, inmitten eines Wäldchens aus Buchen, Eichen und Birken. Von einer Terrasse aus konnte man den Fluss überblicken und durch die großen Fenster in der Ferne die Stadt Dresden sehen. Natürlich würden wir nie in Dresden oder den umliegenden Weilern jagen. Wir wollten dazu weit über Land gehen, wie wir es stets gehalten hatten. Und wir würden uns einen Sport daraus machen, den Straßenräubern in den umliegenden Wäldern aufzulauern. Bianca hatte einige Vorbehalte. Nur zögernd gestand sie mir, dass sie vor dem Leben hier ein wenig Angst hatte, da sie nicht auf eigene Faust, ohne mich, jagen konnte.
»Dresden ist groß genug, um dir genügend Opfer zu bieten, wenn ich nicht da wäre. Du wirst schon sehen, es ist eine wunderschöne Stadt, eine junge Stadt, würde ich meinen, aber unter dem Herzog von Sachsen macht sie großartige Fortschritte.«
»Bist du sicher, dass ich zurechtkäme?«, fragte sie. »O ja, bestimmt, und ich bin ebenfalls sicher, dass in den sächsischen Wäldern und auch in den nahe gelegenen in Thüringen eine gehörige Anzahl Mordbuben ihr Unwesen treiben, die wir schon immer für einen besonderen Leckerbissen hielten.« Als sie ein Weile überlegte, fügte ich hinzu: »Darf ich dich daran erinnern, mein Liebling, dass du dir jederzeit dein schönes Blondhaar abschneiden kannst, da du ja darauf vertrauen kannst, dass es am Tag, während du schläfst, wieder nachwächst? Dann kannst du in Männerkleidern mit übernatürlicher Kraft und Schnelligkeit Jagd auf dein Opfer machen. Vielleicht sollten wir dieses Spielchen schon bald einmal versuchen.«
»Das würdest du mir erlauben?«, fragte sie. »Aber sicher!«, bestätigte ich, erstaunt über ihre Dankbarkeit, die sie mir abermals mit unzähligen Küssen bewies.
»Aber«, sagte ich, »ich muss dich warnen. In der Gegend, in der wir jagen wollen, gibt es viele kleine Dörfer, und dort ist der Glaube an Hexen und Vampire sehr verbreitet.«
»Vampire«, murmelte sie. »Das ist das Wort, das dein Freund in der Talamasca benutzt hat.«
»Ja«, antwortete ich. »Wir müssen die Beweise für unsere Schmausereien immer gründlich vertuschen, sonst werden wir hier im Nu zu einer Legende.« Da musste sie lachen.
Endlich war das Schloss fertig gestellt, und wir begannen mit unseren Vorbereitungen. Aber mir war noch etwas eingefallen, das mich jetzt regelrecht verfolgte. Als Bianca in einer Nacht in ihrer Ecke eingeschlafen war, beschloss ich, mich mit dieser Sache zu befassen. Ich kniete auf dem nackten Marmor und betete zu meiner reglosen, wunderschönen Akasha. In ausgesuchten Worten bat ich sie darum, dass sie Bianca erlauben möge, von ihr zu trinken.
»Diese zarte
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