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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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aus.
    »Das war aber schon vor hundert Jahren oder mehr. Armand hatte lange Zeit keine Nachrichten von dem römischen Orden erhalten, und ich sollte hier herausfinden, wieso und warum. Ich fand den Orden in vollkommener Unordnung vor.« Er hielt inne, um zu Atem zu kommen, dabei zog er sich langsam von mir zurück. Doch ich sagte: »Sprich schneller, ich leide unter Ungeduld!«
    »Nur wenn Ihr mir Euer Ehrenwort gebt, dass Ihr mir nichts antut.
    Ich habe Euch schließlich auch nichts getan. Ich war kein Kind Santinos.«
    »Wie kommst du darauf, dass ich so etwas wie Ehre haben könnte?«, fragte ich.
    »Ich weiß es. Ich habe ein Gefühl dafür«, sagte er. »Schwört auf Eure Ehre, und ich erzähle Euch alles.«
    »Nun gut, ich schwöre. Ich werde dir dein Leben lassen, was mehr ist als das, was die anderen beiden noch haben, die wie Geister durch die Straßen Roms spukten. Und nun rede!«
    »Ich kam aus Paris, das sagte ich Euch ja schon. Der römische Orden war schwach, die feierlichen Bräuche wurden nicht mehr geübt. Ein oder zwei der ganz Alten hatten den Tod in den Flammen gefunden. Andere hatten einfach das Weite gesucht, und Santino hatte nichts unternommen, um sie einzufangen und zu bestrafen. Als erst einmal bekannt wurde, dass ein Entkommen möglich war, flohen noch viel mehr, und der Orden war in einem katastrophalen Zustand.«
    »Und Santino, sahst du ihn selbst?«
    »Ja. Er war dazu übergegangen, prächtige Kleider und Schmuck zu tragen, und empfing mich in einem Palazzo, der viel größer war als dieser hier. Was er erzählte, klang sehr seltsam. Aber ich kann mich nicht an alles erinnern.«
    »Du musst dich erinnern!«
    »Er sagte, er habe sehr, sehr Alte gesehen, zu viele eigentlich, und das habe seinen Glauben an Satan erschüttert. Er redete von Geschöpfen wie aus Marmor, obwohl er wusste, dass auch sie brennen konnten. Er sagte, er könne den Orden nicht mehr leiten. Er meinte, ich solle nicht nach Paris zurückkehren, sondern machen, was ich wollte. Und das tat ich dann.«
    »Alte«, wiederholte ich seine Worte, »sagte er dir denn nichts über die?«
    »Er sprach von einem mächtigen Marius und einem anderen namens Mael. Und er sprach von schönen Frauen.«
    »Nannte er deren Namen?«
    »Nein, das nicht. Er erzählte nur, dass eines Nachts eine Frau zu den rituellen Tänzen in den Orden gekommen war, eine Frau wie eine lebendig gewordene Statue. Sie war durch das Feuer geschritten, um ihnen zu zeigen, dass es auf sie keine Wirkung hatte, und als sie von den Zöglingen angegriffen wurde, vernichtete sie viele. Nachdem Santino sich bereitwillig gezeigt hatte, sprach sie mehrere Nächte mit ihm und erzählte ihm von ihren langen Wanderschaften. Danach hatte er den Geschmack an dem Orden verloren… aber wirklich erledigt hat ihn die andere.«
    »Und wer war das?«, wollte ich wissen. »Du kannst für mich gar nicht schnell genug sprechen!«
    »Die andere Frau war eine Dame von Welt, höchst vornehm und modern gekleidet; sie reiste in einer Kutsche und hatte einen dunkelhäutigen Asiaten als Begleiter.«
    Ich war sprachlos, und es machte mich ganz verrückt, dass er seine Rede immer wieder unterbrach.
    »Was war weiter mit dieser Frau?«, fragte ich schließlich, obwohl mir tausend andere Dinge in den Sinn kamen. »Santino warb verzweifelt um ihre Liebe. Natürlich drohte der Asiat, ihn zu vernichten, wenn er nicht aufgab. Aber das Urteil der Frau über ihn war sein eigentliches Verderben.«
    »Urteil? Was sagte sie denn?«, wollte ich wissen. »Santino hatte ihr von seinem Glauben erzählt und davon, wie fanatisch er den Orden geführt hatte. Die Frau verurteilte ihn dafür, sie sagte, die Zeit werde ihn für das strafen, was er seiner eigenen Art angetan habe. Sie wandte sich angewidert von ihm ab.« Ich lächelte bitter.
    »Versteht Ihr das alles?«, fragte er. »Hattet Ihr das hören wollen?«
    »O ja, ich verstehe es!«
    Ich drehte mich um und ging zum Fenster, wo ich den hölzernen Laden löste und hinaus auf die Straße schaute. Ich konnte im Moment keinen klaren Gedanken fassen.
    »Was wurde aus der Frau und ihrem Begleiter?«, wollte ich wissen.
    »Ich weiß nicht. Ich sah sie einmal in Rom, vor etwa fünfzig Jahren. Man kann sie nicht verwechseln, denn sie ist sehr bleich, und die Haut ihres Gefährten ist von einem hellen Braun, und während sie immer wie eine edle Dame gekleidet ist, neigt er eher zu ausgefallenen orientalischen Gewändern.«
    Ich sog tief den Atem ein. »Und

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