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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Santino? Wohin ging der?«
    »Das weiß ich nicht, ich weiß nur, dass ihn aller Lebensmut verlassen hatte, als er damals mit mir sprach. Er verzehrte sich nach der Liebe dieser Frau, nach nichts sonst. Er sagte, die Alten hätten ihn für die Unsterblichkeit verdorben und ihn die Furcht vor dem Tod gelehrt. Er hatte gar nichts mehr.«
    Abermals atmete ich tief ein. Dann wandte ich mich um und hielt den Vampir vor mir mit meinen Blicken fest.
    »Hör genau zu!«, sagte ich. »Wenn du dieses Geschöpf noch einmal wiedersiehst – diese vornehme Dame, die in einer Kutsche reist –, dann musst du ihr etwas von mir ausrichten – nur einen einzigen Satz.«
    »Ja, bestimmt.«
    »Dass Marius lebt und Ausschau nach ihr hält.«
    »Marius!«, keuchte er. Er betrachtete mich ehrfürchtig, obwohl mich seine Augen von Kopf bis Fuß abschätzten, und dann sagte er zögernd: »Aber Santino glaubt, Ihr wäret tot. So hat er es, glaube ich, auch der Frau erzählt – dass er seine Ordensbrüder ausgeschickt hat, um Euch zu vernichten.«
    »Ja, das wird er ihr erzählt haben. Vergiss du gefälligst nicht, dass du mich in eigener Person vor dir stehen sahst und dass ich nach der Frau suche.«
    »Aber wo kann sie Euch finden?«
    »So dumm bin ich nicht, dir das auf die Nase zu binden«, sagte ich. »Aber vergiss nicht: Wenn du sie triffst, rede mit ihr.«
    »Gut«, sagte er, »ich hoffe, dass Ihr sie findet.« Ohne ein weiteres Wort verließ ich ihn.
    Ich ging hinaus in die Nacht, streifte lange Zeit durch die Straßen Roms und beobachtete, was sich alles im Laufe der Jahrhunderte verändert hatte und wie doch so vieles gleich geblieben war. Ich bewunderte, was an Spuren aus meiner Zeit noch vorhanden war. Ein paar kostbare Stunden gönnte ich mir in den Ruinen des Kolosseums und des Forums. Ich stieg auf den Hügel, auf dem einst mein Haus gestanden hatte, und fand noch ein paar Steinblöcke, Überreste seiner Mauern. Ich ging wie in einem Nebel umher und starrte alles an, während mein Kopf wie im Fieber glühte.
    Ehrlich gesagt konnte ich meine Erregung über das, was ich erfahren hatte, kaum unterdrücken, doch war ich todunglücklich, dass Santino mir entwischt war.
    Aber welch köstliche Ironie, dass er sich ausgerechnet in Pandora verliebt hatte! Und dass sie ihn abgewiesen hatte! Und zu denken, dass er ihr seine Mordtaten gestanden hatte, wie abscheulich! Hatte er etwa auch noch damit geprahlt?
    Schließlich hatte ich mich wieder fest in der Hand. Ich fügte mich in das, was der junge Vampir mir erzählt hatte. Bald würde ich Pandora treffen, das wusste ich.
    Diese andere alte Bluttrinkerin, die, die durch das Feuer geschritten war, die war mir allerdings ein Rätsel, ich hatte keine Vorstellung davon, wer sie sein könnte – obwohl ich glaube, dass ich es jetzt weiß. Eigentlich bin ich mir sogar ganz sicher. Ich frage mich, was sie dazu brachte, aus ihrer Verborgenheit aufzutauchen, nur um Santinos Anhängern barmherzige Erlösung zu verschaffen. Als die Nacht fast vorbei war, begab ich mich heim zu meiner stets langmütigen Bianca.
    Ich fand sie schlafend neben ihrem Sarg liegend, als ob sie auf mich gewartet hätte. Sie trug ein langes Nachtgewand aus weißer Seide, das an den Handgelenken zusammengerafft wurde, und ihr Haar floss schimmernd herab.
    Ich hob sie auf, küsste ihre Lider, legte sie in ihren Sarg zur Ruhe nieder und küsste sie abermals.
    »Hast du Santino gefunden«, fragte sie schläfrig. »Hat er sein Strafe bekommen?«
    »Nein«, gab ich zu, »aber eines Nachts wird es so weit sein. Nur die Zeit kann mich dieses speziellen Vergnügens berauben.«

 
     
     
32
     
    I ch erfuhr die Neuigkeit von Bianca. Es war früh am Abend, und ich war dabei, einen Brief an meine neue Vertraute in der Talamasca zu schreiben. Die Fenster standen offen und ließen den sanften Wind vom Fluss ein. Bianca rauschte ins Zimmer und platzte sofort damit heraus: »Pandora! Sie ist es! Ich habe sie gesehen!«
    Ich stand vom Schreibtisch auf und schloss sie in meine Arme.
    »Woher weißt du es?«, fragte ich.
    »Sie tanzen auf dem Ball bei Hofe, sie und ihr asiatischer Liebster. Rings um sie tuschelte alles darüber, wie schön sie sind. Der Marquis und die Marquise de Malvrier. Ich hörte den Herzschlag der beiden, kaum dass ich den Ballsaal betreten hatte. Und ich fing ihren seltsamen vampirischen Duft auf. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll.«
    »Sahst du sie?«
    »Ja, und ich habe mir dein Bild vorgestellt, mein

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