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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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neue physische Kräfte geschenkt, es hatte mir auch zu einem klareren Geist verholfen, zu größerer Konzentrationsfähigkeit, und es befähigte mich, festzuhalten, was mir wertvoll war, und fortzuschieben, was mir nicht länger gut schien.
    Nichtsdestoweniger war der Zustand Roms deprimierend und eine Verschlechterung nur zu wahrscheinlich. Ich hoffte, dass Konstantinopel das, was ich Zivilisation nannte, bewahren werde, und ich war nur zu bereit für die bevorstehende Reise. Nun, es war Zeit, Avicus und Mael bei den letzten Vorbereitungen zu helfen. Und sie ihrerseits halfen mir dabei, das Göttliche Paar sorgsam und mit der gebotenen Ehrerbietung wie Mumien in Leinenstreifen zu hüllen und sie in granitene Sarkophage zu legen, die nicht einmal ein ganzer Trupp Männer würde öffnen können. So war ich schon in der Vergangenheit mit ihnen verfahren und würde es auch zukünftig tun, wenn Die Eltern an einen anderen Ort geschafft werden müssten.
    Mael und Avicus empfanden es als äußerst erschreckend, zu sehen, wie das Göttliche Paar aufgehoben und dann mit den Leinenbandagen umwickelt wurde. Sie kannten die alten Gebete nicht, die ich auf Ägyptisch deklamierte; ich hatte in den vielen mit Lesen verbrachten Jahren diese uralten Beschwörungsformeln aufgeschnappt, die eine sichere Reise begünstigen sollten; aber ich glaube, das beruhigte weder Mael noch Avicus. Aber das Göttliche Paar war ja meine Obliegenheit.
    Als ich dabei war, Akashas Augen zu verhüllen, schloss sie ihre Lider, und das Gleiche geschah bei Enkil. Welch merkwürdiges, jähes Zeichen von Bewusstheit! Es ließ mich erschaudern. Aber das hielt mich nicht von meiner Pflicht ab – so, als wäre ich einer der alten Ägypter im geweihten Haus der Toten, der einen Verstorbenen einhüllte.
    Schließlich begleiteten mich Mael und Avicus nach Ostia, dem Hafen, von dem aus wir in See stechen würden, und wir gingen selbst an Bord des Schiffes, nachdem wir Die Eltern unter Deck verstaut hatten.
    Beeindruckend fand ich die Sklaven, die Mael und Avicus besorgt hatten; handverlesen waren sie und überragend tüchtig, bis hin zu den Ruderern, die wussten, dass im Osten für ihre Arbeit die zukünftige Freiheit und reicher Lohn auf sie warteten.
    Mit uns segelte ein schlagkräftiger Trupp Söldner, schwer bewaffnet, hervorragend ausgebildet und sich der gleichen Versprechungen bewusst. Besonders beeindruckte mich der Kapitän des Schiffes, ein römischer Christ namens Clemens, ein kluger, gewitzter Mann, der während der langen Reise bei der Besatzung den Glauben an den zu erwartenden Lohn aufrechterhielt. Das Schiff war die größte Galeere, die ich je gesehen hatte; sie hatte ein riesiges, farbenprächtiges Segel und unter Deck eine massive, uneinnehmbare Kabine mit drei langen Truhen, bescheiden aus Bronze und Eisen gefertigt, in denen Mael, Avicus und ich bei Tage schlafen würden. Diese Truhen konnten, wie auch die Sarkophage, unmöglich von Sterblichen geöffnet werden, außerdem hätte selbst eine ganze Gruppe von Männern sie nicht anheben können.
    Endlich war alles bereit, und bis an die Zähne gegen Piratenangriffe bewaffnet liefen wir bei Nacht aus dem Hafen aus. Wir führten das Schiff mit Hilfe unserer übernatürlichen Sehkraft, damit es nicht auf Felsen auflief, während wir uns langsam an der Küste entlangbewegten.
    Das ängstigte die Besatzung und die Söldner ein wenig, wie man sich vorstellen kann, denn in jenen Zeiten fuhren Schiffe eigentlich immer nur bei Tage, nachts wäre es zu gefährlich gewesen, da man dann die Küste oder felsige Inseln, die man passierte, nicht sehen konnte, und selbst wenn gute Seekarten und ein geschickter Steuermann an Bord waren, konnte im nächtlichen Dunkel immer noch ein schrecklicher Unfall lauern. Wir kehrten diese Jahrhunderte geübte Weisheit um; unser Schiff legte tagsüber im Hafen an, sodass unsere Besatzung sich der Zerstreuungen der jeweiligen Stadt erfreuen konnte, und die derart noch zusätzlich beglückten Sklaven und Söldner waren uns umso mehr ergeben. Der Kapitän hielt allerdings die Zügel straff, indem er immer nur einen Teil der Besatzung an Land gehen ließ und darauf bestand, dass einige an Bord blieben, um Wache zu halten oder zu schlafen.
    Wenn wir nach dem Erwachen aus unserer Kabine hervorkamen, fanden wir die Mannschaft stets in blendender Stimmung vor; Musikanten spielten unter dem mondbeglänzten Himmel für die Soldaten, und Clemens, der Kapitän, gab sich seliger

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