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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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eine verkohlte, verkrümmte Leiche entdeckt. Was das Gerede am Leben hielt, war die Tatsache, dass dieser Kadaver, so weit man das an dem verbrannten und verkrümmten Zustand noch erkennen konnte, weder ganz menschlich war, noch zu irgendeiner Tierart gehörte, von der die Menschen in Pawtuxet je gehört hatten.
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    Keiner der Männer, die an der schrecklichen Aktion teilgenommen hatten, konnte je dazu bewegt werden, auch nur ein Wörtchen darüber zu verlieren. Jedes vage Bruchstück an Information, das überlebt hat, stammt von Personen, die gar nicht zu den kämpfenden Gruppen gehörten. Es hat etwas Erschreckendes, mit welcher Sorgfalt die Männer jeden Fetzen vernichteten, der auch nur eine kleinste Andeutung über die Sache enthielt.
    Acht Matrosen waren ums Leben gekommen, doch obwohl man ihre Leichen nie herausgab, fanden ihre Familien sich mit der Behauptung ab, es sei zu einem Zusammenstoß mit Zollbeamten gekommen. Die gleiche Erklärung führte man für die zahlreichen Verwundungen an, die alle allein von Dr. Jabez Brown behandelt wurden, der den Trupp begleitet hatte. Am schwersten zu erklären war der unbeschreibliche Gestank, der allen Männern anhaftete und über den noch Wochen später gesprochen wurde.
    Von den Anführern waren Kapitän Whipple und Moses Brown am schwersten verwundet, und die Briefe ihrer Ehefrauen belegen das Befremden, das sie mit ihrer Verschwiegenheit und der achtsamen Abdeckung ihrer Wunden auslösten. In psychologischer Hinsicht war jeder der Teilnehmer gealtert, ernüchtert und erschüttert. Es ist ein Segen, dass es sich ausnahmslos um starke, tatkräftige und einfache Männer handelte, die der konventionellen Religion anhingen, denn mit einer Neigung zur Innerlichkeit und mehr geistiger Komplexität wäre es ihnen sicherlich schlecht ergangen. Präsident Manning war besonders verstört, doch selbst ihm gelang es, den dunkelsten Schatten zu entkommen und die Erinnerungen in Gebeten zu ersticken. Jeder dieser Anführer hatte in späteren Jahren ein wichtiges Amt zu erfüllen, und das ist vielleicht auch gut so. Kaum ein Jahr später führte Kapitän Whipple den Mob an, der das Zollschiff Gaspee niederbrannte, und in diesem kühnen Akt mag man den Versuch erkennen, ungesunde Erinnerungen zu bannen.
    Der Witwe Joseph Curwens wurde ein seltsam aussehender, versiegelter Bleisarg überstellt, den man offensichtlich auf der Farm vorgefunden hatte. Man teilte ihr mit, darin ruhe der Leichnam ihres Gatten. Er sei, so fügte man hinzu, bei einem Kampf mit Zollbeamten ums Leben gekommen. Näheres zu berichten, sei man aus Gründen politischer Geheimhaltung nicht befugt.
    Mehr als das war aus keinem Munde je über Joseph Curwens Ende zu erfahren, und Charles Ward fand nur einen einzigen Hinweis, um eine Theorie aufbauen zu können. Dieser Hinweis war bloß eine kleine Überlegung – ein Abschnitt in Jedediah Ornes konfisziertem Brief an Curwen, der mit zittriger Hand unterstrichen war. Ezra Weeden hatte ihn teilweise abgeschrieben. Diese Abschrift befand sich im Besitz von Smiths Nachfahren, und uns obliegt die Entscheidung, ob Weeden sie seinem Kameraden gab, nachdem alles vorbei war, gewissermaßen als stummen Beleg für die geschehenen Abnormitäten, oder ob Smith sie – was wahrscheinlicher ist – schon vorher anfertigte und er selbst den fraglichen Abschnitt unterstrichen hatte, nachdem er seinen Freund geschickt ausgefragt und eigene Vermutungen angestellt hatte. Der unterstrichene Abschnitt lautet:
    Erneut ersuch’ ich Euch, nichts zu rufen, das Ihr nicht wieder zu bannen vermöget; insonderheit mein’ ich jene, die Ihr erwecket, und die wiederum etwas gegen Euch auszurichten vermögen, wogegen selbst Eure machtvollsten Mitthel ohnmächtig sind. Befragt die Geringeren, auf daß nicht die Größeren Euch antworten und mehr heraufbeschwören, als Ihr vermöget.
    Anbetracht dieses Absatzes und beim Grübeln darüber, welche unbegreiflichen Verbündeten ein erledigter Mann in seiner höchsten Not versucht haben mag herbeizurufen, fragte Charles Ward sich bestimmt, ob es wirklich ein Bürger von Providence gewesen war, der Joseph Curwen tötete.
    Das bewusste Auslöschen jeder Erinnerung an den Toten aus dem Leben und den Annalen von Providence kam dank des Einflusses der Anführer jener Nacht sehr gut voran. Anfangs hatten sie wohl nicht die Absicht gehabt, so gründlich zu sein, und die Witwe, deren Vater und das Kind im Unklaren über die wahren Umstände gelassen. Doch

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