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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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wieder hinab in die Ebene und verläuft durch ein Sumpfgebiet, gegen das man eine instinktive Abneigung verspürt und das man zur Abendstunde tatsächlich fürchten lernt, wenn unsichtbare Ziegenmelker schreien und Glühwürmchen in abnormer Fülle erscheinen, um zu den heiseren, unheimlich beharrlichen Rhythmen der durchdringend quakenden Ochsenfrösche zu tanzen. Das dünne schimmernde Band des Oberlaufs des Miskatonic, der inmitten des Berglandes entspringt, windet sich schlangenähnlich zu Füßen der buckligen Hügel.
    Nähert man sich diesen Hügeln, so fallen ihre bewaldeten Hänge mehr ins Auge als ihre felsgekrönten Gipfel. Sie ragen so finster und bedrohlich auf, dass man ihnen am liebsten fernbleiben würde, doch führt kein Weg um sie herum. Jenseits einer überdachten Brücke sieht man ein kleines Dorf, eingepfercht zwischen dem Fluss und dem fast senkrechten Abhang des Round Mountain. Man wundert sich über diesen Haufen faulender Walmdächer, die einem älteren Baustil angehören als die der umliegenden Ortschaften. Es ist nicht gerade beruhigend, bei näherer Betrachtung feststellen zu müssen, dass die meisten Häuser verlassen und dem Verfall preisgegeben sind und dass sich der einzige schäbige Kaufladen des Dorfes in der Kirche mit dem eingestürzten Turm befindet. Man scheut sich, der finsteren tunnelartigen Brücke sein Vertrauen zu schenken, aber man kommt nicht um sie herum. Auf der Dorfstraße schlägt einem ein schwacher übler Geruch entgegen, der dem geballten Moder und Verfall von Jahrhunderten entstammt. Es ist stets eine Erleichterung, den Ort hinter sich zu lassen und der schmalen Straße zu Füßen der Hügel in das Flachland zu folgen, bis sie sich wieder mit der Aylesbury-Mautstraße vereinigt. Später erfährt man dann, man sei in Dunwich gewesen.
    Fremde besuchen Dunwich nur sehr selten, und seit einer gewissen Zeit des Grauens sind alle Straßenschilder, die auf den Ort hinwiesen, entfernt worden. Die Landschaft, beurteilt man sie nach den üblichen ästhetischen Maßstäben, ist von außerordentlicher Schönheit; dennoch ist sie nicht das Ziel von Künstlern oder Sommertouristen. Zweihundert Jahre zuvor, als das Gerede über Hexerei, Satansverehrung und sonderbare Waldwesen noch keinen Spott hervorrief, wusste man noch, weshalb man diese Ortschaft mied. In unserem rationalen Zeitalter – und seitdem das Grauen von Dunwich anno 1928 von jenen vertuscht wurde, denen das Wohlergehen des Dorfes und der Welt am Herzen lag – meiden die Menschen den Ort, ohne wirklich zu wissen, warum. Ein Grund mag darin bestehen – obwohl er nicht auf unkundige Fremde zutreffen kann –, dass die Einheimischen mittlerweile abstoßend entartet und auf dem Pfad der Rückentwicklung schon weit vorangeschritten sind, wie es in so vielen Provinznestern Neuenglands üblich ist. Sie stellen nun eine Rasse für sich dar und weisen die ausgeprägten geistigen und körperlichen Stigmata von Degenerierung und Inzucht auf. Die durchschnittliche Intelligenz dieser Leute ist erbärmlich niedrig, während ihre Annalen überquellen von unverhohlener Lasterhaftigkeit und kaum vertuschten Morden, Fällen von Inzest und Übeltaten von fast unbeschreiblicher Brutalität und Perversion. Die alte Oberschicht, bestehend aus den zwei oder drei adeligen Familien, die 1692 aus Salem hierhergekommen waren, hielt sich ein wenig über dem allgemeinen Niveau des Verfalls; doch sind etliche ihrer Angehörigen so tief in der verkommenen Bevölkerung aufgegangen, dass einzig die Namen noch auf ihre Herkunft verweisen, der sie Schande bereiten. Manche der Whateleys und Bishops schicken ihre ältesten Söhne nach wie vor nach Harvard und Miskatonic, obwohl die jungen Männer nur selten zu den modrigen Walmdächern zurückkehren, unter denen sie und ihre Ahnen geboren wurden.
    Niemand weiß, was es eigentlich mit Dunwich auf sich hat; nicht einmal diejenigen können es sagen, die Kenntnis der Fakten über die jüngsten Gräuel besitzen. Alte Legenden erzählen von unheiligen Riten und geheimen Zusammenkünften der Indianer, während derer sie verbotene Schattengestalten auf den Berggipfeln beschworen und wilde, orgiastische Anrufungen sangen, die von lautem Krachen und Rumpeln aus dem Erdinneren beantwortet wurden.
    Im Jahre 1747 hielt Reverend Abijah Hoadley, der erst seit kurzer Zeit an der Gemeindekirche von Dunwich wirkte, eine denkwürdige Predigt über die nahe Gegenwart des Satans und seiner Gehilfen, in welcher er

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