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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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aus Ihrer Tasche hier ab, nehmen einen Happen zu sich und kommen nachher zu einem gemütlichen Plausch zurück.«
    Sehr langsam wandte ich mich um und folgte dem Wunsch meines Gastgebers; ich nahm meine Reisetasche, packte die von ihm erwähnten Dinge aus und ging schließlich auf das mir zugewiesene Zimmer. Da die Erinnerung an die Klauenspuren auf der Straße noch so frisch war, hatten Akeleys geflüsterte Ausführungen einen eigenartigen Effekt auf mich gehabt. Die Andeutungen seiner Vertrautheit mit jener unbekannten Welt pilzartigen Lebens – dem verbotenen Yuggoth – ließen mich stärker schaudern, als mir recht war. Mir tat Akeley seiner Krankheit wegen überaus leid, doch muss ich gestehen, dass sein raues Flüstern in mir nicht nur Mitleid, sondern auch Abscheu erregte. Hätte er doch nicht so begeistert von Yuggoth und seinen schwarzen Geheimnissen gesprochen!
    Mein Zimmer erwies sich als sehr bequem und schön eingerichtet, außerdem war hier nichts von dem Modergeruch oder der verstörenden Schwingung zu bemerken. Nachdem ich meine Reisetasche dort abgestellt hatte, ging ich wieder hinunter, um bei Akeley vorbeizuschauen und die Mahlzeit einzunehmen, die für mich vorbereitet war. Das Esszimmer lag direkt neben dem Arbeitszimmer, und ich sah, dass sich dahinter die Wirtschaftsräume befanden. Auf dem Esstisch erwartete mich eine große Auswahl an Sandwiches, Kuchen und Käse, und eine Thermoskanne neben einer Tasse mit Unterteller wies darauf hin, dass auch heißer Kaffee nicht vergessen worden war. Nachdem ich mein Essen mit Appetit genossen hatte, goss ich mir eine großzügige Tasse Kaffee ein, entdeckte aber, dass die kulinarische Qualität in diesem Punkt zu wünschen übrig ließ. Beim ersten Schluck bemerkte ich einen schwachen, aber unangenehmen säuerlichen Geschmack, sodass ich nichts mehr davon trank. Während des Essens dachte ich fortwährend an Akeley, der still in seinem großen Stuhl in dem verdunkelten Nebenzimmer saß. Einmal ging ich rüber und lud ihn ein, doch mit mir zu essen, aber er flüsterte, er könne jetzt noch nichts zu sich nehmen. Später, kurz vor dem Einschlafen, würde er etwas Malzmilch trinken – damit müsse er sich an diesem Tag begnügen.
    Nach dem Essen bestand ich darauf, den Tisch abzuräumen und das Geschirr zu spülen – dabei goss ich auch den Kaffee aus, der mir ungenießbar erschienen war. Dann kehrte ich in das verdunkelte Arbeitszimmer zurück, zog mir einen Stuhl zu meinem Gastgeber heran und bereitete mich auf eine Unterhaltung vor, sollte er einer solchen gewachsen sein. Die Briefe, die Bilder und die Aufnahme lagen immer noch auf dem großen Tisch in der Mitte des Raumes, doch vorerst mussten wir nicht auf sie zurückgreifen. Binnen kurzer Zeit vergaß ich sogar den absonderlichen Geruch und die merkwürdige Vibration.
    Ich erwähnte bereits, dass in manchen von Akeleys Briefen – vor allem dem zweiten und umfangreichsten – Dinge standen, die ich nicht zu wiederholen oder auch nur niederzuschreiben wage. Diese Zurückhaltung möchte ich in noch viel größerem Umfang auf das anwenden, was ich an jenem Abend in dem verdunkelten Zimmer inmitten der einsamen heimgesuchten Berge flüstern hörte. Das Ausmaß des kosmischen Grauens, das mir diese heisere Stimme offenbarte, vermag ich nicht einmal anzudeuten. Akeley hatte schon früher von abscheulichen Dingen Kenntnis gehabt, doch was er darüber hinaus erfahren hatte, seitdem er mit den Außerweltlichen paktierte, überstieg beinahe alles, was der menschliche Verstand zu ertragen vermag. Selbst jetzt noch weigere ich mich kategorisch, das zu glauben, was er über die Beschaffenheit der absoluten Unendlichkeit durchblicken ließ, das Aneinandergrenzen der Dimensionen und die Furcht einflößende Position unseres bekannten Kosmos von Raum und Zeit in der endlosen Kette von Kosmosatomen, aus welcher der unmittelbare Über-Kosmos der Kurven und Winkel sowie der stofflichen und halbstofflichen elektrischen Gefüge besteht.
    Nie zuvor stand ein geistig gesunder Mensch den Geheimlehren des Seins so gefährlich nahe – nie zuvor kam ein menschliches Gehirn der völligen Auslöschung in dem Chaos so nahe, das Gestalt, Kraft und Symmetrie überschreitet. Ich erfuhr, woher Cthulhu ursprünglich kam und warum eine große Zahl der überragenden vergänglichen Sterne der Geschichte erstrahlt waren. Ich erriet – aus Andeutungen, die selbst meinen Informanten ins Stocken brachten – das Geheimnis der

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