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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Will fasste sich ein Herz und betrat Jems Zimmer.
    Jem saß auf der Truhe am Fuß seines Betts, die Geige an die Schulter gedrückt. Er hielt die Augen geschlossen, während der Bogen über die Saiten glitt, aber ein Lächeln umspielte die Mundwinkel, als sein Parabatai ins Zimmer kam, und er fragte: »Will? Will, bist du das?«
    »Ja«, bestätigte Will. Er hatte nur einen Schritt in den Raum gesetzt - weiter konnte er einfach nicht gehen.
    Jem unterbrach sein Violinspiel und öffnete die Augen. »Telemann«, sagte er. »Fantasia Nr. 7 Es-Dur.« Dann legte er Geige und Bogen beiseite und meinte: »Na, komm schon rein. Du machst mich nervös, wenn du da so herumstehst.«
    Will zwang sich, noch ein paar Schritte in das Zimmer zu setzen. Er hatte so viel Zeit in diesem Raum verbracht, dass er ihn wie seine Westentasche kannte: Jems Notensammlungen. Der Koffer, in dem die Geige immer ruhte, wenn Jem sie nicht gerade spielte. Die Fenster, durch die rechteckige Flecken hellen Sonnenlichts hereinfielen. Die Truhe, die mit Jem zusammen aus Shanghai gekommen war. Der Stockdegen mit dem Jade-Knauf, der jetzt an der Wand lehnte. Das Kästchen mit der Abbildung von Guãnyīn, in dem Jem sein Arzneimittel aufbewahrte. Der Sessel, in dem Will zahllose Nächte verbracht hatte, während er über seinen schlafenden Freund wachte, dessen Atemzüge zählte und betete.
    Jem schaute Will nun direkt an. Seine Augen leuchteten, ungetrübt von jedem Argwohn, einfach nur erfreut, seinen Parabatai zu sehen. »Schön, dass du vorbeigekommen bist«, sagte er.
    »Ich freue mich auch«, erwiderte Will mit rauer Stimme. Er fühlte sich unbehaglich und fragte sich, ob Jem das vielleicht spüren konnte. Nie zuvor hatte er sich in Gegenwart seines Freundes derartig unwohl gefühlt. Es musste an den Worten liegen, dachte er - an den Worten, die ihm auf der Zungenspitze lagen und inständig drängten, geäußert zu werden.
    Du verstehst das doch, oder James? Ohne Tessa bleibt mir nichts mehr - keine Freude, kein Licht, kein Leben. Wenn du mich lieben würdest, dann würdest du zu meinen Gunsten auf sie verzichten. Du kannst sie nicht so sehr lieben wie ich. Niemand kann das. Wenn du wahrhaftig mein Bruder bist, dann würdest du das für mich tun.
    Doch diese Worte blieben ungesagt.
    Im selben Moment beugte Jem sich vor und meinte mit leiser, vertraulicher Stimme: »Will. Es gibt da etwas, was ich dir schon die ganze Zeit sagen wollte, aber nicht vor allen anderen.«
    Will wappnete sich. Jetzt war der Moment gekommen: Jem würde ihm von seiner Verlobung erzählen und er musste vorgeben, sich zu freuen, statt sich aus dem Fenster zu beugen und sich zu übergeben - wonach ihm eigentlich zumute war. Schroff schob er die Hände in die Hosentaschen. »Und das wäre?«
    Jems silberne Haare reflektierten die Sonne, als er den Kopf senkte. »Eigentlich hätte ich schon längst mit dir reden sollen. Aber wir haben ja noch nie über das Thema Liebe gesprochen, oder? Und da du ein solcher Zyniker bist ...« Er grinste. »Ich dachte, du würdest dich bestimmt über mich lustig machen. Und außerdem hätte ich im Leben nicht damit gerechnet, dass sie meine Gefühle jemals erwidern würde.«
    »Tessa«, sagte Will. Ihr Name schmerzte in seinem Mund wie ein Messerstich.
    Jems Lächeln strahlte; sein ganzes Gesicht schien aufzuleuchten. Und jede Hoffnung, die Will in einem geheimen Kämmerchen seines Herzen noch genährt haben mochte - die Hoffnung, dass Jem Tessa vielleicht doch nicht richtig liebte -, schwand dahin, fortgefegt wie eine Nebelwand bei Sturm. »Du hast dich nie vor deinen Pflichten gedrückt«, setzte Jem an. »Und ich weiß, dass du alles in deiner Macht Stehende getan hättest, um Tessa in diesem Lagerhaus zu retten, ganz gleich, wer sie auch ist. Aber ich vermute, dass du vielleicht deshalb so wild entschlossen warst, ihr Leben zu schützen, weil du wusstest, wie viel sie mir bedeutet.« Er legte den Kopf leicht in den Nacken und strahlte Will an. »Habe ich richtig geraten oder bin ich ein törichter Dummkopf?«
    »Du bist ein Dummkopf«, erwiderte Will und musste wegen seiner trockenen Kehle hart schlucken. »Aber ... du hast recht. Ich weiß, wie viel sie dir bedeutet.«
    Jem grinste. Die Freude stand ihm ins Gesicht geschrieben, überlegte Will; nie zuvor hatte er ihn mit derartig glücklich funkelnden Augen gesehen. Er hatte Jem immer für einen ruhigen und friedfertigen Charakter gehalten ... für jemanden, für den Freude oder auch Zorn

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