Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes
nicht besonders gut auf dich zu sprechen.«
»Isabelle …«
»Wie konntest du dich nur so gegen Jace stellen? Nach allem, was er durchgemacht hat? Und dabei hast du einen Eid geschworen, auf ihn aufzupassen …«
»Der aber nicht gilt, wenn dabei das Gesetz gebrochen würde«, erinnerte er sie.
»Das Gesetz! «, fuhr Isabelle ihn angewidert an. »Es gibt ein höheres Gesetz als das des Rats, Alec. Das Gesetz der Familie. Jace gehört zu deiner Familie.«
»Das Gesetz der Familie? Davon hab ich noch nie gehört«, erwiderte Alec gereizt. Er wusste, dass er sich eigentlich verteidigen sollte, aber er konnte einfach nicht aus seiner Haut als älterer Bruder – er musste seine jüngeren Geschwister korrigieren, wenn diese sich im Unrecht befanden. »Liegt das möglicherweise daran, dass du dieses Gesetz gerade erfunden hast?«
Isabelles Handgelenk zuckte. Alec spürte, wie ihm die Beine weggezogen wurden, und drehte sich, um den Sturz mit seinen Händen aufzufangen. Nachdem er auf dem Boden aufgekommen war, rollte er sich auf den Rücken und sah Isabelle ins Gesicht, die drohend über ihm aufragte. Neben ihr stand Max. »Was sollen wir mit ihm machen, Maxwell?«, fragte Isabelle.
»Ihn hier oben als Bündel liegen lassen, bis Mom und Dad ihn finden?«
In dem Moment hatte Alec genug: Er zückte eine Klinge aus der Scheide an seinem Handgelenk, setzte sich blitzschnell auf und zerschnitt die Peitschenschnur um seine Fußgelenke. Der Elektrumdraht zersprang mit einem Sirren und Alec rappelte sich auf, während Isabelle ihren Arm zurückzog, sodass die Peitsche zuckend an ihrer Seite herabhing.
Plötzlich unterbrach ein unterdrücktes Lachen die Spannung, die in der Luft lag. »Okay, okay, du hast ihn genug gequält. Ich bin ja hier.«
Isabelle riss die Augen auf. »Jace!«
»Genau der.« Jace schlüpfte in Isabelles Zimmer und schloss die Tür hinter sich. »Kein Grund für euch beide, noch länger zu streiten …« Er zuckte zusammen, als Max auf ihn zustürzte und seinen Namen rief. »Vorsicht, Max«, sagte er und befreite sich behutsam aus der stürmischen Umarmung des kleinen Jungen. »Ich bin momentan nicht in bester Verfassung.« »Das sehe ich«, bemerkte Isabelle, während sie ihn besorgt musterte. Seine Handgelenke bluteten, die hellen Haare klebten ihm schweißfeucht im Nacken und sein Gesicht und seine Hände waren mit Dreck und Wundsekret bespritzt. »Hat die Inquisitorin dir wehgetan?«
»Halb so wild.« Jace’ Blick traf sich mit dem von Alec. »Sie hat mich nur oben im Fechtsaal eingesperrt. Alec hat mir geholfen, da rauszukommen.«
Die Peitsche in Isabelles Hand sank wie eine ermattete Blüte zu Boden. »Alec, ist das wirklich wahr?«
»Ja.« Alec klopfte sich demonstrativ den Staub von der Kleidung. »Da hast du’s«, fügte er hinzu, unfähig, der Versuchung zu widerstehen.
»Na ja, das hättest du doch direkt sagen können.« »Und du hättest etwas Vertrauen zu mir haben können …« »Hört auf. Für Zankereien ist jetzt keine Zeit«, ging Jace dazwischen. »Isabelle, welche Waffen hast du in deinem Zimmer? Und was ist mit Verbandszeug? Hast du vielleicht irgendwelche Bandagen hier oben?«
»Bandagen?« Isabelle legte die Peitsche beiseite und holte ihre Stele aus einer Schublade. »Ich kann dich mit einer Iratze heilen …«
Jace hob seine Handgelenke. »Eine Iratze würde gegen meine Blutergüsse helfen, aber nicht gegen das hier – RunenBrandwunden.« Die Verbrennungen wirkten im hellen Licht in Isabelles Zimmer noch schlimmer: Die kreisförmigen Wunden hatten sich schwarz verfärbt und waren aufgeplatzt und eine Mischung aus Blut und Wundsekret sickerte aus ihnen hervor. Als Isabelle bei diesem Anblick kreidebleich wurde, ließ Jace die Hände sinken. »Außerdem brauch ich noch ein paar Waffen und …«
»Erst mal Verbandszeug. Waffen später.« Sie legte ihre Stele auf die Kommode und schob Jace ins Bad, bewaffnet mit einem ganzen Sortiment von Wundsalben, Tupfern und Verbandstoff. Alec sah durch die halb geöffnete Badezimmertür zu, wie Jace sich gegen das Waschbecken lehnte und Isabelle die Wunden an seinen Gelenken vorsichtig reinigte und sie dann mit Mullbinden umwickelte. »Okay und jetzt zieh mal dein T-Shirt aus.«
»Ich wusste doch, dass du dabei auch irgendwie auf deine Kosten kommst«, sagte Jace grinsend, legte seine Jacke ab und zog sich mit schmerzverzerrtem Gesicht das T-Shirt über den Kopf. Seine leicht
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