Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes
Lächeln.
»Großartig«, sagte Clary. »Dann sind wir ja jetzt alle Freunde.«
Luke räusperte sich und richtete sich auf. »Ich wollte, dass ihr euch kennenlernt, weil Maia in den nächsten Wochen im Buchladen mithilft«, sagte er. »Wenn du sie also hier ein und aus gehen siehst, brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Sie hat einen Schlüssel.«
»Und ich werde ein Auge auf merkwürdige Gestalten haben … Dämonen, Vampire oder was auch immer«, versprach Maia.
»Oh danke«, sagte Clary. »Jetzt fühle ich mich gleich viel sicherer.«
Maia blinzelte. »War das vielleicht sarkastisch gemeint?«
»Wir sind alle ein wenig angespannt«, warf Simon ein. »Ich bin jedenfalls sehr froh, dass jemand da ist, der ein wachsames Auge auf meine Freundin hat, wenn sonst niemand im Haus ist.«
Luke zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts.
»Simon hat recht«, meinte Clary. »Entschuldige, dass ich dich angefahren habe.«
»Ach, ist schon in Ordnung.« Maia sah sie verständnisvoll an. »Ich hab das von deiner Mom gehört. Tut mir leid.«
»Ja, mir auch«, sagte Clary, machte auf dem Absatz kehrt und ging in die Küche zurück. Sie setzte sich an den Tisch und stützte den Kopf in die Hände. Eine Sekunde später war Luke bei ihr.
»Entschuldige bitte«, sagte er. »Ich vermute, du bist nicht in der Stimmung, jemand Neues kennenzulernen.«
Clary sah ihn durch ihre gespreizten Finger an. »Wo ist Simon?«
»Er redet noch mit Maia«, erklärte Luke und Clary konnte tatsächlich ihre Stimmen hören, ein sanftes Murmeln, das von der anderen Seite des Hauses zu ihr drang. »Ich hab nur gedacht, es wäre schön für dich, jetzt eine Freundin zu haben.«
»Ich habe Simon.«
Luke schob seine heruntergerutschte Brille hoch. »Hab ich mich verhört oder hat er dich eben als seine Freundin bezeichnet?«
Clary musste über den verwirrten Ausdruck in seinem Gesicht fast lachen. »Sieht ganz danach aus.«
»Und ist das neu oder etwas, was ich eigentlich wissen sollte, aber vergessen habe?«
»Ich hab es heute auch zum ersten Mal gehört.« Clary nahm die Hände herunter und betrachtete sie. Sie musste an die Rune denken, an das weit geöffnete Auge, das den rechten Handrücken eines jeden Schattenjägers zierte. »Jemandes Freundin, jemandes Schwester, jemandes Tochter«, sagte sie. »Allesamt Eigenschaften, von denen ich vorher nichts geahnt habe … und ich weiß immer noch nicht, wer ich wirklich bin.«
»Das ist eine Frage, die wir uns alle stellen«, erwiderte Luke und Clary hörte, wie die Tür am anderen Ende des Hauses geschlossen wurde und Simons Schritte sich näherten. Mit ihm drang auch der Geruch kalter Nachtluft in die Küche.
»Wäre es okay, wenn ich heute hier übernachte?«, fragte er. »Es ist schon ein bisschen spät, um jetzt noch nach Hause zu fahren.«
»Du weißt doch, du bist hier immer willkommen.« Luke warf einen Blick auf seine Uhr. »Ich werd mich jetzt hinlegen; ich muss morgen um fünf wieder raus, damit ich um sechs im Krankenhaus sein kann.«
»Warum um sechs?«, fragte Simon, nachdem Luke die Küche verlassen hatte.
»Um die Uhrzeit beginnt im Krankenhaus die Besuchszeit«, erklärte Clary. »Du musst nicht auf der Couch schlafen. Es sei denn, du bestehst darauf.«
»Es macht mir nichts aus, hierzubleiben und dir morgen Gesellschaft zu leisten«, erwiderte er und schüttelte sich ungeduldig die dunklen Haare aus den Augen. »Wirklich nicht.«
»Ich weiß. Eigentlich meinte ich auch: Du musst nicht auf der Couch schlafen.«
»Und wo soll ich dann …« Er verstummte und schaute sie mit großen Augen an. »Oh.«
»Es ist ein Doppelbett … also im Gästezimmer steht ein Doppelbett«, sagte sie.
Simon nahm die Hände aus den Taschen. Seine Wangen leuchteten feuerrot. Jace hätte sich jetzt bemüht, cool zu wirken; Simon versuchte es nicht einmal. »Bist du dir sicher?«
»Ja, ich bin mir sicher.«
Er kam auf sie zu, beugte sich zu ihr hinab und küsste sie leicht und unbeholfen auf den Mund. Lächelnd stand Clary auf. »Genug Küsse in Küchen«, sagte sie. »Schluss jetzt mit den Küchen.« Und dann nahm sie ihn fest an der Hand und zog ihn hinter sich her, aus der Küche hinaus in Richtung Gästezimmer, in dem sie schlief.
5
D IE S ÜNDEN DER V ÄTER
Die Dunkelheit im Verlies der Stillen Stadt war undurchdringlicher als jede andere Dunkelheit, die Jace je erlebt hatte. Er konnte nicht einmal die Hand vor Augen sehen, ganz zu schweigen vom Boden unter seinen Füßen oder
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