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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Tage später …
     
    Es war der fünfte Morgen seit ihrem Aufbruch von der Hafenstadt Camana. Ringsherum türmten sich bereits die ersten Viertausender auf. Kahl und bedrohlich ragten die Berge in den Himmel. Kondore kreisten auf breiten Schwingen durch die Luft, jedoch niemals tief genug, dass man sie genauer in Augenschein nehmen konnte. Der Weg war zu einem schmalen Pfad zusammengeschmolzen, gerade breit genug für ein einzelnes Maultier. Von dichtem Unterholz überwuchert, schlängelte er sich um die Felsen herum, immer steiler bergan. Sie hatten den Fluss Camana verlassen und die Colca-Schlucht betreten, einen dunklen Einschnitt, der in die unbekannten Tiefen zwischen zwei Bergflanken führte. Er war so hoch und schmal, dass man den Himmel kaum sehen konnte. Das Echo ihrer Schritte hallte von den Felswänden zurück. Mit jedem Kilometer, den sie zurücklegten, veränderte sich die Landschaft mehr. Überall lagen mannsgroße Felsbrocken herum, die das Weiterkommen erschwerten. Verkrüppelte Bäume ragten aus den Felsen und dämpften das Licht. Die Luft war kühl und von Feuchtigkeit gesättigt. Oskar fror. Die Anstrengung der letzten Tage steckte ihm in den Knochen. Er hatte sich immer für gut trainiert gehalten, doch langsam gingen ihm die Kräfte aus. Ein Phänomen, das möglicherweise mit der dünnen Luft zusammenhing. Je höher sie kamen, desto weniger Sauerstoff stand ihnen zur Verfügung. Humboldt hatte die Nächte auf ein Minimum verkürzt. Aus Sorge vor Valkrys trieb er sie unerbittlich an.
    »Vorwärts, vorwärts!«, hörte Oskar die Stimme des Forschers vor sich. »Nicht so langsam dahinten!«
    »Ich mach ja schon«, flüsterte Oskar. »Elende Schinderei!« Er führte sein Muli an der Leine um einen riesigen Findling herum. Das Tier war widerspenstig und blieb alle hundert Meter stehen, um an irgendwelchen Kräutern zu knabbern. Oskar hatte schon einen lahmen Arm vom vielen Ziehen. »Erst die öde Halbwüste und jetzt der schmale Weg ins Hochgebirge. Humboldt scheint wohl niemals müde zu werden. Ich frag mich, wie lange das noch so weitergehen soll.«
    »So lange, bis wir den verborgenen Pfad erreichen«, sagte Charlotte. Obwohl auch ihr die Anstrengung anzusehen war, musste Oskar eingestehen, dass sie sich viel besser schlug, als er vermutet hatte. Genau genommen konnte sie locker mit ihm mithalten, und das, obwohl sein täglich Brot aus Rennen und Klettern bestand. Auch sie hatte mittlerweile ihre normalen Sachen gegen zünftige Wanderkleidung getauscht. Sie trug eine dicke Jacke, kräftige Hosen und Lederstiefel, die ihr in dem unebenen Gelände einen sicheren Tritt verschafften. Welch ein Unterschied zu der Charlotte, die er in Berlin kennengelernt hatte. Er musste gestehen, so gefiel sie ihm deutlich besser.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Valkrys uns noch weiter folgt«, sagte er. »Woher soll sie denn wissen, dass wir in die Colca-Schlucht abgebogen sind? Ich finde diese Sorge etwas übertrieben.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Charlotte. »Mein Onkel ist eigentlich kein Mann, der leicht in Panik gerät. Er wird seine Gründe haben. So wie in den letzten Tagen habe ich ihn noch nie erlebt. Ständig klettert er auf irgendwelche Felsvorsprünge und blickt zurück. Also, wenn du mich fragst, ist diese Valkrys viel gefährlicher, als wir beide uns vorstellen können.«
    Oskar wiegte den Kopf. »Eigentlich mache ich mir viel mehr Sorgen wegen dieses monströsen Insekts. Wo kam das auf einmal her? Wo lebte es? Und die wichtigste Frage von allen: Gibt es davon noch mehr? Junge, Junge, wenn ich nicht so darauf gedrungen hätte, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, wären wir wahrscheinlich alle nicht mehr am Leben. Hier im Unterholz können sie sich praktisch überall verstecken. Man würde sie erst sehen, wenn sie direkt vor uns stehen. Ich habe keine Lust, so einem Vieh in die Zangen zu laufen.«
    »Eine sehr interessante Spezies«, sagte Charlotte. »Ich kann mich nicht erinnern, dass sie je irgendwo beschrieben wurde. Stell dir mal vor, wir wären die Ersten, die diese Tiere entdeckt hätten. Dann dürfen wir sie nach uns benennen. Diapherodes Oskar!. Wie findest du das?« Sie grinste.
    »Besten Dank.« Oskar blickte nervös von einer Seite zur anderen. »Auf die Ehre kann ich gut verzichten.«
    »In deinen Adern fließt einfach kein Forscherblut.« Charlotte bedachte ihn mit einem tadelnden Blick. »Ein wahrer Humboldt könnte sich nichts Großartigeres vorstellen, als seinen Namen in einem

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