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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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noch ändern.«
    Â»Wovon sprichst du?«
    Eliza senkte den Kopf, dann sagte sie mit leiser Stimme: »Von der Prophezeiung.«
    Â»Die Prophezeiung ?«
    Sie nickte. »Du erinnerst dich doch sicher, wie wir uns kennengelernt haben«, sagte Eliza. »Damals, als du zum ersten Mal in meine Heimat kamst.»
    Â»Aber natürlich«, erwiderte der Forscher. »Das war vor neun Jahren.« Er wandte sich an Oskar und Charlotte.
    Â»Ich war damals auf einer Expedition in Haiti unterwegs. Ich erforschte die Magie der Einheimischen, das sogenannte Voodoo . Elizas Name war mir zu Ohren gekommen, weil ich unbedingt etwas über die Zauberkunst ihres Volkes erfahren wollte. Sie war eine Mambo, eine Priesterin und Weißmagierin. Im Gegensatz zu den schwarzen Bokor hat sie ihre Fähigkeiten ausschließlich für gute Zwecke benutzt. Als einer der wenigen Außenstehenden wurde ich eingeladen und durfte an einem Ritual zu Ehren der Schlangengöttin Damballah teilnehmen. Während dieser Zeremonie sah ich Eliza zum ersten Mal.«
    Eliza lächelte. »Ich erinnere mich, wie du in unseren Kreis getreten bist. Groß, stolz und arrogant – so, wie du heute vor mir stehst. Ich konnte dir ansehen, dass du nicht an das glaubtest, was wir taten.«
    Â»Da hast du recht«, sagte Humboldt lachend. »Ich war neugierig, aber auch skeptisch. Ich hielt das alles für Hokuspokus. Allerdings nicht sehr lange.«
    Â»Ich sprach zu dir in deinen Gedanken. Ich sah, dass es unerledigte Dinge in deinem Leben gab. Dinge, die es zu klären galt.«
    Humboldt nickte. »Oskar.«
    Charlotte blickte zwischen den beiden hin und her. »Du wusstest von Oskar?«
    Â»Nein«, sagte Eliza. »Aber ich sah ein Abbild dieses Jungen in Humboldts Kopf. Es war nicht mehr als ein Schatten. Er stand im Hintergrund, aber er war immer da.«
    Â»Das kam, weil ich es zu dem Zeitpunkt selbst nicht so genau wusste«, sagte Humboldt. »Es gab ein paar Anhaltspunkte. Briefe, Tagebucheinträge, die Kopie einer Geburtsurkunde. Die Begegnung mit Eliza veranlasste mich, nach Berlin zurückzukehren und die Suche aufzunehmen.«
    Â»Ich habe ihn dabei begleitet«, sagte Eliza. »Ich sah meinen Weg an der Seite dieses Mannes und wusste, dass ich meine Heimat verlassen musste. Also bin ich mit ihm gegangen.«
    Â»Einfach so?«
    Â»Einfach so.« Eliza ging hinüber zum Fenster und zog die Vorhänge auf. Fahles Tageslicht strömte herein. »Manche Dinge weiß man einfach. Ich musste mit ihm mitkommen, allerdings unter einer Bedingung.«
    Â»Das stimmt«, sagte Humboldt. »Du sagtest, dass du, wenn deine Aufgabe erfüllt sei, wieder zu deinem Volk zurückkehren würdest.«
    Â»Und du hast eingewilligt.«
    Â»Das habe ich«, erwiderte Humboldt. Er zögerte. »Augenblick mal. Heißt das, du redest von dieser Prophezeiung?«
    Eliza nickte.
    Â»Was für eine Aufgabe ist das, wovon sprichst du?« Oskar hatte plötzlich ein mulmiges Gefühl. Er spürte, dass er die Wahrheit eigentlich gar nicht wissen wollte.
    Â»Das ist das Problem«, sagte Eliza. »Ich kann es euch nicht sagen. Noch nicht. Wenn es so weit ist, werde ich es wissen. Bisher kenne ich nur den Zeitpunkt.«
    Â»Und wann wird das sein?«
    Eliza hob ihren Blick und sah Humboldt fest in die Augen. »Morgen.«

21
    Freitag, 18.   Juni 1895 …
    B ehringer musterte die Umgebung. Das Anwesen und die dahinterliegenden Stallungen lagen wie auf einem Präsentierteller vor ihm. Freies Schussfeld in alle Richtungen. So gefiel ihm das. Der Wald war an dieser Stelle offener. Man konnte sogar den Plötzensee im Hintergrund sehen.
    Reiche Hütte, dachte er. Hier gab es mit Sicherheit einiges zu holen. Er würde noch einen kleinen Rundgang machen, sobald er hier sauber gemacht hatte. Ein Forscher wie Humboldt hatte mit Sicherheit einige Schätze von seinen Expeditionen mitgebracht.
    Wenn nur das Wetter besser wäre. Gestern hatte es zu regnen angefangen und seitdem nicht wieder aufgehört. Der Wind bewegte die Baumwipfel und sorgte für gleichmäßiges Rauschen. Hier unten war er zwar nicht ganz so stark, aber doch kräftig genug, um Auswirkungen auf die Flugrichtung des Projektils zu haben. Bei einer solchen Entfernung musste der Wind mit einkalkuliert werden, sonst würde der Schuss unweigerlich danebengehen. Der Waldboden war schwer und matschig, sodass er

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