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Chuzpe

Chuzpe

Titel: Chuzpe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
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Ämter enthoben wurden, und dass ich demnächst neue haben werde, die von den Deutschösterreichern ernannt werden. Aber …“
    „Dachte ich’s mir doch. Die Kaiserlichen geben auf. Jetzt wird’s bei uns bald so sein wie in Deutschland, wir werden Republik. Bronstein, wir werden Republik!“
    „Schön“, sagte der Major eilig, „aber ich habe eine ganz andere Frage an dich: hast du Jelka gesehen?“
    Kisch grinste: „Die kleine Genossin hat es dir wohl angetan, was?“ Als er die Unruhe in Bronstein erkannte, wurde er wieder ernst. „Ja, die war in der Früh hier. So gegen acht. Sie hatte eine Besprechung mit ein paar Genossen und ist dann in die Druckerei gefahren, um eine Flugschrift herzustellen.“
    „Und wo ist die Druckerei?“
    „Im dritten Bezirk. Warum?“
    „Wie weit ist das von hier?“ Bronstein sah Kisch gehetzt an.
    „Na ja“, meinte dieser, „irgendwo in Südbahnhofnähe. Fasangasse oder so.“
    „Was heißt oder so?“
    „Ja, Fasangasse, Ecke Mohsgasse, glaube ich. Oder Kölblgasse. Aber es ist ohnehin nicht zu verfehlen. Du wirst die roten Fahnen schon von weitem sehen.“
    Bronstein wog seine Optionen ab. Er hatte knapp zwei Stunden Zeit. Wenn er sofort aufbrach, dann würde er es schaffen,Jelka alles zu erklären, um sodann sofort wieder auf seinen Posten zurückzukehren. Er brauchte nur das Glück, dass die Straßenbahnen auch weiterhin verkehrten.
    „Egonek, wir sehen uns später. Ich muss unbedingt mit der Jelka reden. Danke, und bis bald.“ Die letzten Worte hatte er schon nur noch über die Schulter gerufen, da er aus dem Lokal eilte und die Herrengasse Richtung Michaelerplatz lief. Der Regen hatte sich nicht gelegt, und Bronstein musste darauf achten, auf dem rutschigen Matsch nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Er hetzte über den Platz und erreichte, an der Albertina vorbeilaufend die Oper. Schon aus einiger Entfernung sah er einen D-Wagen herannahen, und mit letzter Kraft schaffte er es, auf das Trittbrett aufzuspringen. Umständlich kletterte er in den Waggon, zeigte dem Schaffner seine Kokarde und ließ sich keuchend auf eine Holzpritsche fallen. Endlich fand er wieder die Zeit, in Ruhe eine Zigarette zu rauchen.
    Die Straßenbahn bog nach rechts ab und hielt auf das Palais Schwarzenberg zu. Bronstein sah nach einem Blick auf seine Uhr, dass er gut in der Zeit lag. Jetzt stand nur noch zu hoffen, dass Jelka auch tatsächlich in dieser Druckerei war. Am Belvedere angekommen, sprang er aus dem Zug und lief am Schloss vorbei zum Botanischen Garten, den er durch den Eingang Jacquingasse wieder verließ. Nach weiteren hundert Metern befand er sich endlich auf der Fasangasse. Er orientierte sich und ging dann geradewegs auf die von Kisch genannten Gassen zu. Kisch hatte ihm den Ort gut beschrieben, denn tatsächlich erkannte er schon aus einiger Entfernung die vielen roten Fahnen, die von der gesuchten Lokalität zeugten. Vor der Druckerei ging es zu wie in einem Bienenstock. Ohne Unterbrechung liefen Männer hinaus und hinein. Erstere schleppten Druckmaterial zu einem Lastwagen, Letztere brachten Informationen oder holten ebensolche ein. Niemand kümmerte sich daher um Bronstein in seiner Zivilkluft, der so ungehindert bisins Zentrum der Druckerei vorstoßen konnte. Er blickte sich um und sah Jelka an einem Schreibtisch sitzen, der von den Druckmaschinen durch eine Glaswand abgetrennt war. Sie war vollkommen in ihre Arbeit vertieft und schien einen Text zu redigieren, während die sie umgebenden Personen eifrig über irgendetwas diskutierten. Bronstein trat an den Schreibtisch heran und nahm all seinen Mut zusammen.
    „Hallo, Jelka“, sagte er leise.
    Sie blickte von ihrem Manuskript auf, erkannte ihn und begann zu lächeln. „Servus, Bronstein. Lebst noch?“
    „Ich glaub schon, aber sicher bin ich mir da nicht. Ich hab einen Einsatz g’habt heut Nacht, und ich hab einfach nicht g’wusst, wie ich dich erreichen könnte. Glaub mir, ich wär viel lieber mit dir zusammengewesen, aber es ist sich einfach nicht anders ausgegangen.“
    Jelka lächelte immer noch. „Klar, das hab ich mir eh gedacht. Lass dir keine grauen Haare wachsen deswegen. Ich hab nicht geglaubt, dass du mich absichtlich versetzt. Du bist kein Trophäensammler, der sich absetzt, nur weil wir jetzt einmal miteinander …, na, du weißt schon. Das hätt ich dir nicht zugetraut. Also war für mich klar, dir ist irgendetwas dazwischengekommen. Trotzdem freut’s mich, dass du jetzt da bist.“
    „Ja,

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