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Ciao Tao

Ciao Tao

Titel: Ciao Tao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hen Hermanns
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runtergekommenen WG und Einzug in eine großbürgerliche Altbauwohnung mit 200 Quadratmetern Wohnfläche, vier Meter hohen Wänden, Stuck, Marmor, Parkett usw., Ablösung eines klapprigen VW-Busses durch einen dunkelgrünen Jaguar. Eine musterhafte alternative Karriere. Nur ein bißchen schnell vielleicht. Einem Gerücht zufolge hatte Knodt irgendwann eine Story für seine Stadtzeitung recherchiert und sehr viel Geld dafür eingestrichen, daß er sie nicht veröffentlichte.
    Ich hatte ihn kennengelernt, als er noch Enten reparierte. Allerdings nicht über einen kaputten 2CV, sondern über eine damalige Bekannte, die eine kaputte Ehe führte und der ich manchmal meinen Wohnungsschlüssel überließ, damit sie sich dort ein paar nette Stündchen mit Knodt machen konnte. Verdammt lang her. Danach hatte ich ihn nur hin und wieder auf irgendwelchen Feten getroffen, bis er mich dann eines Tages anrief und fragte, ob ich nicht die Werbung für sein neues Restaurant >Basilikum< übernehmen könnte. Das war so eine Art Nouvelle Cuisine auf Vollkornbasis, die ich jetzt, als Werbehonorar sozusagen, hin und wieder umsonst in Anspruch nahm. Weniger wegen der Küche, sondern mehr wegen Knodt selbst, der oft dort herumhing und mir begeistert von seinen neuesten geschäftlichen Projekten und Winkelzügen erzählte. In der letzten Zeit fuhr er mit einem sauteuren Zehngang-Fahrrad durch heruntergekommene Gegenden und hielt Ausschau nach besonders abgefuckten Gebäuden. Die riß er sich mit irgendwelchen obskuren Finanztricks unter den Nagel, ließ sie von einem befreundeten Architekten yuppiemäßig umbauen und verkaufte sie mit einem angemessenen Aufschlag weiter. Das entsprechende Viertel wurde mega-in, und Knodt wurde wieder ein bißchen reicher. Ein ziemlich mieser Kotzbrocken eigentlich. Aber aus Nostalgie oder was auch immer mochte ich ihn irgendwie.
    »Mein alter Freund Hartmut Knodt. Das ist mein Mann. Der kann Informationen über Lütgenau beschaffen und ihn beobachten lassen.«
    »Aber warum sollte er das tun? Seid ihr so dick befreundet?«
    »Er wird mir dankbar dafür sein. Erstens, weil er mit diesen Informationen vielleicht Kohle machen kann. Und zweitens, weil er unheimlich gerne das Gefühl hat, dringend gebraucht zu werden.«
    »Und was ist, wenn er wirklich was herausfindet? Gehst du dann endlich zur Polizei?«
    »Kommt drauf an, was er findet. Vielleicht ist es ja eher was für die Presse als für die Bullen. Wenn ich was gegen Lütgenau in der Hand habe, könnte ich ihn zur Rede stellen. Oder ein bißchen Vendetta üben.«
    Alwine schüttelte traurig den Kopf.
    »Dir ist wirklich nicht zu helfen. Das ist doch alles eine Nummer zu groß für dich. Merkst du das denn nicht?«
    Ich warf ihr einen Blick zu wie Jean Gabin in seinen patriarchalischsten Szenen im >Clan der Sizilianer< und schwieg. Das war Fehler Nummer zwei.
    Alwine strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und stand auf. Ihre Augen blitzten.
    »Ruf mir ein Taxi, bitte.«
    Sie ließ verächtlich meinen alten Bademantel an sich herabgleiten und stolzierte ins Schlafzimmer. Ihr in diesem Augenblick nachzurufen, daß sie den schönsten Hintern der westlichen Hemisphäre hatte, wäre mit absoluter Sicherheit Fehler Nummer drei gewesen. Wenigstens den vermied ich. Auch wenn es ohne Zweifel der Wahrheit entsprach. Ich fummelte an der Spülmaschine herum und wandte ihr den Rücken zu, als sie die Tür hinter sich zuknallte. Starker Abgang. Auf meinem seidenen schwarzen Boxershort war weiße fettige Carbonara-Sauce. Mal wieder rundum danebenbenommen.
    Es war 22.30 Uhr. Ich rief im >Basilikum< an. Der junge Entrepreneur war da und bereit, mich zu empfangen. Eine halbe Stunde später saß ich ihm gegenüber. Er stocherte in einer Mousse herum und beobachtete konzentriert zwei Paare, die an einem der hinteren Tische saßen und sich offensichtlich über das Essen beklagten. Plötzlich rauschte Renate, die Geschäftsführerin des Lokals, an uns vorbei und baute sich theatralisch vor den Nörglern auf. Es kam, was kommen mußte: die zweite große Szene des Abends. Aber diesmal war ich wenigstens nur Zeuge.
    »Sie passen hier nicht hinein«, keifte Renate. »Betrachten Sie sich als eingeladen. Aber gehen Sie bitte. Verlassen Sie dieses Restaurant. Und zwar hopp-hopp!«
    Mit einer triumphalen Geste fuhr sie sich durch ihr langes schwarzes Haar, stemmte die linke Hand in ihre etwas dickliche Hüfte und stapfte dann erhobenen Hauptes in die Küche.
    Den angemachten

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