Cinderella kehrt zurück
Da war er wie besessen. Knallhart. Und mit seinem regelmäßigen Krafttraining wollte er sich offenbar nicht nur in Form halten. Er hat sich wohl auch eingebildet, dadurch unverletzlich zu werden. Dass er sich deswegen alles rausnehmen könnte, weil ihm ja doch nichts passieren würde.“
„Das klingt wirklich ziemlich gefährlich“, sagte Cam.
„Du glaubst nicht, wie schlimm es für mich war, als ich das herausgefunden habe. Dass er immer alle Vorsichtsmaßnahmen in den Wind schlug, weil ihm dieser ständige Nervenkitzel irgendetwas gab …“
Cam seufzte. „Klar, das lässt einem keine Ruhe. Schon gar nicht, wenn man vielleicht noch Kinder haben will“, schloss er. Es klang so, als wüsste er genau, was sie durchgemacht hatte. Allerdings war er selbst Polizist und hatte sogar in der Verbrecherhochburg Detroit gearbeitet. Und er war verheiratet gewesen.
Abrupt setzte Eden sich auf und stellte den leeren Becher auf dem Fußboden ab. Sie zog die Knie an und schlang die Arme darum.
„Deswegen bist du also wieder in Northbridge“, schloss Cam. „Weil du dich hier sicher fühlen kannst. Und nach diesem einen letzten Auftrag willst du auch nicht mehr für die Polizei arbeiten.“
Eden nickte. „Durch Alikas Lebensversicherung blieb genug Geld für den Umzug und auch für den Karrierewechsel – ich kann mich damit eine Weile über Wasser halten.“
„Northbridge ist wirklich der ideale Ort für ein friedliches, gemütliches Leben“, sagte Cam. „Du kannst hier in Ruhe deine Kinderbücher illustrieren, und wenn du wieder heiraten möchtest, suchst du dir eben … einen Buchhalter?“ Mit dem kleinen Witz wollte er sie offenbar etwas aufheitern.
„Auf jeden Fall jemanden mit einem geregelten Arbeitsalltag.“ Eden ließ sich auf den Tonfall ein, blieb aber immer noch bei der Wahrheit. „Ich wünsche mir einen Mann, der Brücken baut oder in der Forschung arbeitet oder Raketen entwirft und jeden Abend zu mir nach Hause kommt.“
„Aha, du wünschst dir also ein Superhirn, das sich eher fürs Gehirnjogging begeistert als fürs Fitnessstudio.“ Cam trank seinen Tee in einem Zug aus und stand auf. „Jetzt gehe ich aber lieber wieder rüber, damit du deine kalten Füße im Bett wärmen kannst.“
Hatte er aus ihrer letzten Bemerkung etwa wieder herausgehört, dass sie ihn nicht für intelligent genug hielt? So war das auf keinen Fall gemeint gewesen! Irgendwie muss te sie ihm das deutlich machen. „Hör mal, du hast mich jetzt schon zweimal hintereinander zum Essen eingeladen, da möchte ich mich endlich revanchieren. Wie wär’s, wenn ich dich morgen Abend bekoche? Zum Nachtisch mache ich dann Nusstörtchen nach einem hawaiianischem Rezept.“
„Oha!“, seufzte er. „Das hört sich ja toll an, aber da muss ich leider passen. Morgen Abend habe ich nämlich ein Basketballspiel mit unserem Team.“
„Wie bitte, es gibt hier inzwischen eine Basketballmannschaft?“
„Dann hat dir also noch niemand von den Northbridge Bruisers erzählt? Ich fasse es nicht!“
Wenn er schon wieder Scherze macht, kann ich ihn eben nicht allzu schlimm beleidigt haben, dachte Eden. „Na ja, ich interessiere mich nicht so für Sport“, sagte sie. „Sonst wüsste ich jetzt bestimmt Bescheid.“
„Ach, wir sind bloß ein paar Männer aus Northbridge, die sich locker zum Training treffen. Je nach Saison spielen wir American Football, Basketball oder Baseball. Angefangen hat das vor ein paar Jahren, noch bevor ich aus Detroit zurückgekommen bin. Erst haben wir nur so zum Spaß gespielt, aber inzwischen sind die Leute hier auf uns aufmerksam geworden. Wir haben schon eine richtige Fangemeinde.“
„Dann sollte ich mir das vielleicht morgen mal angucken“, sagte Eden. Sie interessierte sich zwar wirklich nicht für Sport, hatte aber nichts dagegen, Cam dabei zuzusehen.
„Normalerweise gehen wir nach dem Spiel noch alle zu Adz – das ist der Pub, den Ad Walker hier aufgemacht hat. Da, wo früher diese alte Kneipe war. Wenn du mit dem Basketballspiel nichts anfangen kannst, kommst du ja vielleicht dort auf deine Kosten. Da triffst du bestimmt ganz viele alte Bekannte, die du alle mit deinem neuen Look beeindrucken kannst. Oder aber du gehst gar nicht erst zum Spiel und kommst gleich in den Pub.“
Insgeheim hatte Eden gehofft, dass er sie darum bitten wür de, mit ihm zusammen zum Spiel zu gehen. Stattdessen machte er ihr bloß lauter unverbindliche Vorschläge. War er etwa doch beleidigt?
„Ich überlege mir
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