Claifex: Nefilim KI
Weile so und sagten kein Wort, bis wir uns mit einem Kuss voneinander lösten und Susannah allein ins Bad verschwand. Ich hatte einen Moment für mich und überprüfte meine innere Welt. Ich empfand sehr viel für sie und hatte Angst, dass sie die Gefahren, die noch vor uns lagen, nicht unbeschadet überstehen würde. Ich musste tief einatmen, als ich daran dachte. Susannah trat währenddessen bekleidet aus dem Sanitärraum.
Sie sah mich mit ernstem Gesichtsausdruck an. »Alles in Ordnung?«
»Der Gedanke, dass dir etwas zustoßen könnte, ist unerträglich für mich.«
Sie kam lächelnd auf mich zu und ich stand auf, um sie in die Arme zu schließen.
Ich küsste sie auf die Stirn. »Ich lasse dich so schnell nicht wieder aus den Augen, das kannst du glauben.«
»Wirklich?«, fragte sie und sah mir direkt mit dem forschenden Blick ihrer grünen, künstlichen Sehorgane in die Augen.
»Ja«
Ich küsste sie noch einmal, bevor ich sie fest in meine Arme schloss. Sie drückte ihren Kopf an meine Brust und ich spürte ihren Atem und ihr Herz aufgeregt klopfen. Einen Moment später dröhnte das Interkom und unterbrach unseren Augenblick der Zweisamkeit.
»Hier Musashi. Du wolltest mich unter vier Augen sprechen, Iason? Eventuell ist der Zeitpunkt gerade günstig.«
Ich verdrehte die Augen, aber Susannah nickte mich lächelnd an.
»Ja. Wir können uns gleich im Trainingsraum treffen.«
»Bis gleich.«
Susannah spielte mit ihren Metallfingern Klavier auf meiner Brust. »Ich werde zu Simeon und Aristea gehen.«
Ich grinste breit. »Ja, aber pass‘ bloß auf, dass du nicht einfach ins Zimmer platzt.«
Susannah schürzte die Lippen und hob die Augenbrauen. »Womöglich kann ich ja noch was lernen.«
»Ich bezweifle es, nach allem, was du mit mir ...«
»Das - war erst der Anfang ...«
Sie befeuchtete sich genüsslich die Lippen und verließ mit einem verwegenen Lächeln die Kabine.
Ich frohlockte in vielerlei Hinsicht und sprang unter die Dusche. Schnell schlüpfte ich in einen Trainingsanzug und ging gut gelaunt zum Trainingsraum ein Deck tiefer, wo ich bereits auf Musashi traf, der unter der hohen Decke dort ausreichend Platz hatte.
»Hallo Iason!«, begrüßte er mich. »Es gibt hier keine Kameras. Hast du diesen Ort mit Absicht gewählt? Werden wir abgehört?«, projizierte er vor mir mit leuchtenden Buchstaben in die Luft.
Ich hielt den ausgestreckten Daumen in die Höhe und nahm die Schreibfolie zur Hand, die ich aus meiner Kabine mitgenommen hatte.
»Erzähl mir mal was von meinem Urgroßvater, den ich nie kennengelernt habe, während ich ein paar Übungen mache, ja?«, sagte ich und schrieb auf die Folie.
»Die Kalimbari hören uns möglicherweise ab.«
Musashi las es und ich wusste, dass er mit Sargon und Zurvan in Kontakt stand, als er mit projizierten Buchstaben antwortete.
»Sargon und Zurvan verfolgen dieses Gespräch mit.«
»Ich weiß.«
»Gut. Die Kalimbari vertrauen uns Nefilim nicht. Eine Reminiszenz an ihre eigene Vergangenheit.«
»Was bedeutet das?«
»Sie haben schlechte Erfahrungen mit künstlichen Intelligenzen gemacht. Steht in der Kalimbarischen Chronik, allerdings wird dies nur nebenbei erwähnt. Niemand weiß etwas Genaues darüber.«
»Interessant. Ich vertraue euch, wie meine Auftraggeberin. Ich muss aber wissen, welche eigenen Ziele ihr verfolgt.«
»Genauso, wie wir daran interessiert sind, die Pläne unserer konstruktiven Geheimnisse, insbesondere des gravitationsmodulierenden Emitters, nicht an die Claifex oder andere Interessensgruppen zu verlieren, möchten wir selbst diese Pläne sicherstellen, die ein Überleben unserer Art gewährleisten könnten.
Wir sterben aus, Iason.
Ohne das Geheimnis unserer Konstruktion sind wir nicht in der Lage uns zu reproduzieren. Darüber hinaus haben wir ein Interesse daran, Demi und ihre Tochter Susannah zu schützen.«
Während dieser in Schriftform geführten Unterhaltung hörte ich die ganze Zeit Musashis Stimme vom Leben meines Urgroßvaters erzählen und schrieb etwas dazu auf.
»Kannst du mir den Bericht über meinen Urgroßvater irgendwann einmal in gespeicherter Form zukommen lassen? Ich bekomme nichts richtig mit.«
»Sicher, Iason. Möchtest du noch etwas wissen?«
Ich überlegte krampfhaft. Ich hatte ein unbegründetes Misstrauen gegenüber den Kalimbari und letztlich hatte ich diesem Gespräch mit Musashi nichts entnehmen können, was die Vermutungen der Kalimbari hinsichtlich des Verhaltens der Nefilim
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