Clara
seiner
Lage begriffen haben. Und Clara mit sich reißen.
»Ich weiß es
auch nicht«, begann sie. Trotzdem versuchte sie, Zuversicht in ihre Stimme zu
legen. Und sie siezte ihn wieder. Damit wollte sie Respekt vortäuschen. Mit
Vorwürfen konnte sie ihm den Schlüssel sicher nicht entlocken. Und die
Alternative war wiederum nur Kampf. Ein Kampf, den sie verlieren würde. »Sehen
wir uns die Sachen einfach an. Breiten wir alles aus und überlegen, was wir
damit anfangen können. Sie sind sehr kräftig. Das kann unter Umständen auch
helfen. Einen Versuch ist es allemal wert .« Burger
überlegte. Dann stand er auf. Ja, ein Kontrollfreak gab seine Macht niemals aus
den Händen. Er schritt zum Schrank und sperrte ihn auf. Öffnete beide Türen
sperrangelweit.
»Da ist doch
nichts, was zu gebrauchen ist .« Clara spürte, wie der
Zorn in ihm langsam zurückkehrte. Clara schnellte nach vorn, packte mit beiden
Händen ihren Pelzmantel und riss ihn vom Kleiderbügel. Ihr Herz pochte wild.
Wieder rannte sie los, doch Burger war schneller. Er packte sie am linken Arm
und zog sie zu sich her.
»Was ist in
diesem Mantel !« , schrie er sie an.
»Das!« Clara
hatte die Waffe mit ihrer freien Hand aus dem Futter gezogen und hielt sie nun
direkt vor Burgers Gesicht. Er ließ sie augenblicklich los und stolperte zwei
Schritte zurück. Der Schreck war ihm in die Glieder gefahren. Jetzt verlor er
den letzten Rest an Selbstsicherheit. Nur sein grausames Antlitz war geblieben.
»Ist die
echt ?« , fragte er verlegen. Clara verzerrte ihr
Gesicht zu einem Lächeln. Es bereitete ihr unendliche
Genugtuung, ihn plötzlich so zu sehen. Ihn endlich vor sich hertreiben zu
können. Die halbe Nacht über hatte sie das herbeigesehnt. Rache. Und nun war
der Zeitpunkt gekommen. Das Blatt hatte sich gewendet. Und sie würde nicht
zögern, es auch zu spielen.
»Natürlich
ist die echt, Arschloch. Und ich werde es genießen, dich damit zu töten .« Seine Augen weiteten sich vor Angst. Sein ganzer kolossaler
Körper wirkte nur noch wie ein plumper, weicher, kraftloser Sack.
»Aber warum
haben Sie ihn damit nicht erschossen ?« , fragte er
ablenkend. »Sie?« Oh ja, er hatte eine Scheißangst. Clara stand weiter eisern
vor ihm. Ihr ausgestreckter Arm war völlig ruhig. Deutete unbeirrt auf sein
Ziel. Kimme und Korn stets im Blickfeld.
»Warum? Wie
dumm bist du eigentlich? Wenn ich ihn erschieße, töte ich mich ja selbst. Kein
Essen mehr, kein Wasser mehr. Verstanden? Und wer soll mich zeitig genug hier
finden? Niemand. Auch dich hätte niemand gefunden .« Sie machte eine kurze Pause. Sah in seine roten Augen. Seine blutigen Augen.
»Er hat mir die Waffe gegeben, damit ich dich damit töte. Aber ich habe es
nicht getan. Habe nach einer Lösung gesucht. Und so hast du es mir gedankt, du
elende Ratte.« Zum ersten Mal sah sie so etwas wie Beschämtheit in seinem
Gesicht. So, als würde ihm die Tragweite seiner Tat erst jetzt bewusst. Erst
jetzt, als sein eigener Hals in der Schlinge steckte. Clara spürte unendliche
Verachtung in sich hochsteigen.
»Du bist es
nicht wert zu leben !« Ihr ganzer Frust brach nun auf.
Ihre ganzen aufgestauten Aggressionen. »Du warst bereit, mich für eine schnelle
Nummer zu töten. Einen Menschen, der in tiefster Not steckt. Ich hoffe, er
schickt das Video an jeden Fernsehsender. Aber sei getrost. Bis es so weit ist,
bist du schon Geschichte .«
Burger
schwieg. Mit gesenktem Haupt nahm er diese Strafrede entgegen. Doch Clara
wusste, dass er etwas ausheckte. Ein Mensch wie er kannte kein Gewissen. Aber Clara
wartete nur darauf. Sie wollte auf Nummer sicher gehen. Die Notwehr perfekt
inszenieren. Ihr Handeln sollte wasserdicht dargestellt werden. Bis hin zum
letzten Angriff dieses Tyrannen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Dazu
brauchte sie ihn nur etwas zu reizen.
»Den ersten
Schuss verpasse ich dir direkt zwischen die Beine !« Die Atmosphäre im Raum war völlig elektrisiert. Auch Jerry spürte das. Er hatte
sich neben Clara auf den Tisch gesetzt und betrachtete Burger in aufgerichteter
Haltung. Jerrys Barthaare wogten vor und zurück, während seine zuckende Nase
die verschiedenen Gerüche ortete. Burger wurde auf ihn aufmerksam.
»Wo ist das
Vieh plötzlich hergekommen ?« Er wies auf den Tisch. In
der Hoffnung, Clara damit abzulenken. Doch sie rührte sich nicht. Zuckte mit
keiner Wimper.
»Das hat
dich nicht mehr zu interessieren. Zwischen die Beine habe ich gesagt! Dorthin,
wo dieses kümmerliche
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